Echte Pfingstrose, Paeonia officinalis (Bild: a.sansone)

Päonie/Pfingstrose - ein kleiner botanischer Exkurs

Die Pflanzenfamilie Paeoniaceae - Pfingstrosengewächse - umfasst nur eine Gattung Paeonia mit derzeit 25 Arten. Sie kommen vorwiegend auf der Nordhalbkugel in gemäßigten Klimazonen vor. In ihren natürlichen Standorten lieben sie steinige trockene Hänge und Trockengebüsche, aber auch Wälder.

Allen Päonien gemeinsam sind die holzigen Wurzelstöcke, große zusammengesetzte Blätter mit meist gezähnten Fiedern, die auf der Unterseite schwach behaart sind. Die Kelchblätter sind grün, oft kronblattartig, eine als Nektarium dienende Scheibe, hervorstechend sind jedoch die großen rosenartigen Blüten. Die freien Blütenkronblätter variieren in ihrer Anzahl von 5 bis 10, bei Zuchtsorten sogar um ein Vielfaches. Bei den gefüllten Formen wird ein Großteil der Staubblätter zu Kronblättern umgezüchtet. (Deshalb ist der Wert für Insekten bei allen gefüllten Formen viel geringer.)

Typisch ist die große Anzahl - bis zu 230 - dekorativer Staubblätter. Die Pfingstrose hält mit über 3,6 Millionen Pollenkörnern pro Blüte nach den Mohngewächsen (nur 2,5 Mio) den absoluten Produktionsrekord! Zwei bis fünf filzige Fruchtknoten bilden die Samenkapseln (Balgfrüchte).
Anmerkung: Früher wurden die Pfingstrosen zu den Hahnenfußgewächsen gezählt.

 

Pfingstrosen von weiß bis rot, einfach, prunkvoll, edel

Päonie - weiße Hülle, bunte Fülle (Bild: a.sansone)

Pfingstrose, Päonie Kurzsteckbrief

  • Familie: Pfingstrosengewächse, Paeoniaceae
  • 25 reine Arten, an die 3.000 Sorten/Hybride
  • Wuchs: Staude oder Strauch
  • Blattwerk: meist fiedrige große Blätter
  • keine Stacheln
  • Blüten: einfach oder gefüllt, Schalenblüten; bis zu 20 cm groß. Die Blüten können, je nach Art/Sorte aufrecht stehend oder hängend sein. Für jeden Geschmack ist etwas dabei.
  • Duft: duftende Lactiflora-Hybriden
  • Blütezeit: Mai-Juni
  • oft dekorative Balgfrüchte

Welche Arten an Pfingstrosen gibt es? Wo stammen sie her?

Nimmt man die Namensherkunft (siehe historischer Ausflug) für die Pflanzenfamilie Päonien, dann muss es nicht wundern, dass einige dieser Arten genau im griechisch-mazedonischen Gebiet in Europa ein heute noch vorhandenes Verbreitungsgebiet haben. Von dort her stammen

  • Paeonia officinalis - auch als Bauernpfingstrose bekannt.
  • Paeonia mascula - am weitesten verbreitet, von weiß bis rot blühend.
  • Paeonia peregrina - dunkelrot blühend aus Nordgriechenland, mit nur 6 Blütenkronblättern.
  • Paeonia parnassica - dunkelrot auf dem Parnass als Endemit zu Hause

PaePaeonia tenuifoliaonia tenuifolia (Abb.)

 

 

In den alpinen Gebieten sind Pfingstrosen selten (Ligurien, Tessin, Südtirol, Krain, am Monte Baldo) Paeonia officinalis kommt jedoch bis in die Höhe von 1.700m vor. 

Aus Asien stammen die strauch- und baumförmigen Arten

  • Paeonia suffriticora
  • Paeonia lutea
  • Paeonia lactiflora

Zu großer Bedeutung gelangen immer mehr die "Intersektuellen-Hybriden". (Itoh-Hybriden). *1948 gelang dem japanischen Gärtner Toichi Itoh eine Kreuzung aus krautigen und strauchigen Päonien.

Zuchtsorten gibt es mit einer enormen Bandbreite an Formen und Farbvarianten. Hier hat der Gartenfreund die Qual der Wahl! Weiß über Rosa, Rottöne, sogar Violett bis zu zweifarbigen Formen. Paeonia ludlowii und deren Zuchtformen tragen gelbe Blüten.

Kleiner historischer Ausflug zu den Päonien

Schon seit der Antike sind die Echte Pfingstrose, Paeonia officinalis, und die Korallen-Pfingstrose, Paeonia mascula, bekannt. Auch um den Heilwert der Pflanzen dieser beiden im Mittelmeergebiet heimischen Pflanzen wusste schon Theophrast Bescheid (De historia plantarum). 

Von hier stammt der Name "Paeonia"!

Der mythologischen Legende nach heilte der Götterarzt Paionios Pluto von einer Wunde, die ihm Herakles beigebracht hatte, mithilfe einer Rezeptur aus Pfingstrosenwurzeln. Zum Dank dafür wurde die Blume nach ihm benannt. Gr. paianos=heilend.

  1. Dass sie in unseren Breiten auch Benediktinerrose genannt wurde, verdankt sie wiederum den Benediktinern, die sie über die Alpen in die Klostergärten mitgebracht hatten.
  2. Als Gichtrose wurde sie noch bis spät nach dem Mittelalter auch bezeichnet, weil man einem Absud aus ihren Wurzeln Heilung versprach.
  3. *Appoloniakörner - aus Samen von der Echten Pfingstrose wurden Ketten für zahnende Kinder gebastelt, auf denen sie herumbeißen konnten. Nicht ungefährlich, weil die Samen toxische Stoffe enthalten.

Anmerkung: Wer gerne essbare Blüten als Dekor nutzt: Pfingstrosenblüten sind giftig! Hände weg.

Diese exotischen Pfingstrosen eroberten die europäischen Gärten

  • Die Chinesische Pfingstrose, Paeonia lactiflora, die bereits zur Song-Dynastie (961-1278) an die 39 Sorten umfasste, brachte Peter Simon Pallas von einer Forschungsreise (Sibirien, Amurgebiet) mit. Die Pfingstrose ist die Nationalblume Chinas. Auch in der chin. Medizin spielt sie eine wichtige Rolle.
  • Zuchtformen chinesischer Arten (Paeonia ×suffruticosa) gelangten über Japan am Beginn des 19. Jhdts. über England nach Europa. Die gartenaffinen Engländer schickten sogar "Pflanzenjäger" nach China, um neue Sorten zu beschaffen.

 *Heilige Appolonia, eine Märtyrerin aus Alexandria - Schutzpatronin gegen Zahnschmerzen

Pfingstrosen von Weiß über Rosé bis Dunkelrot

  • Paeonia officinalis Echte Pfingstrose/Bauernpäonie in Rot, Rosa und Weiß
  • Paeonia pelegrina Fremdartige Pfingstrose in Weiß, Gelb, Rosa und Rot.
  • Paeonia mas/mascula Korallen-Pfingstrose
  • Paeonia mlokosewitschii aus dem Kaukasus, rahmweiß-gelb.
  • Paeonia lactiflora Chinesische Pfingstrose,
  • Paeonia suffruticosa/arborea, eine Strauchpäonie aus China und Japan; sie wird auch als Baumpäonie bezeichnet. Weiß, Rosa und Rot.
  • Paeonia delavayi, bis 1m hoher Strauch aus China. Winterhart.
  • Paeonia tenuiflora Netzblatt-Pfingstrose

Zuchtformen/Intersektuellen-Hybriden/Itoh-Hybriden gibt es an die 3.000 Sorten!

Hier finden Interessierte noch viele wertvolle Informationen.

Pfingstrosenmännlein und Weiblein? Was soll das?

Botaniker früherer Zeiten waren auch nicht unfehlbar. So nahm man fälschlicherweise an, dass die Korallen-Pfingstrose die männliche Form und die Echte Pfingstrose, die weibliche Form von Pfingstrosen wären. Deshalb nannten sie die Korallen-Pfingstrose Paeonia mas/mascula und die Echte Pfingstrose Paeonia femina/foemina.

Pfingstrosen gibt es nur in Rottönen? Nein - es gibt sie auch in gelb

  • Paeonia lutea = Gelbe Pfingstrose. Wie schon die Bezeichnung lat. luteus, lutea=gelb zeigt, gibt es auch natürliche gelbe Formen.
  • Paeonia ludlowii Herkunft Südost-Tibet 


  • Paeonia wittmaniana Abb.
  • Paeonia daurica subsp. mlokosewitschii
  • Zuchtsorten - Auswahl gibt es bei vielen Staudengärtnereien, aber auch online etwa bei Baldur
  • Pötschke
  • oder noch viele mehr.
Gelb, so weit das Auge reicht

Paeonia wittmaniana (Bild: a.sansone)

Pfingstrosen blühen nur zu Pfingsten?

Sicher stimmt es, dass die meisten Pfingstrosen um Pfingsten herum blühen; Hauptblütezeit ist nun einmal Mai/Juni. Übrigens stammt der Name Pfingsten auch aus dem Griechischen, von gr. pentekoste=fünzig Tage (nach Ostern), daraus wurde Pfingsten.

Die Blütezeit hängt aber natürlich stark von den regionalen Bedingungen ab. Meine Stauden-Pfingstrosen (ich lebe in Mittelgebirgslage ca. 900m in Tirol) blühen in den seltensten Fällen bereits zu Pfingsten; die Freude an ihrer Blüte ist aber auch noch Mitte Juni genauso groß.

Die Strauchpfingstrosen und damit auch sämtliche Hybriden daraus haben eine verlängerte Blütezeit von April bis in den Juni hinein.

Pfingstrosen im Garten - schöne Standplätze

nahe am Haus (Bild: Giselher / Pixabay)

Pfingstrosen in unseren Gärten - Tipps und Tricks

Alle Pfingstrosen sind am blühfreudigsten an sonnigen Plätzen bis Halbschatten. Der Boden sollte lehmig, gut durchlässig (nötigenfalls Kies untermischen), nährstoffreich und frisch sein. Keine Staunässe, in regenreichen Gebieten eher an die Hausmauer pflanzen.

Wie pflanze ich Staudenpfingstrosen?

Staudenpfingstrosen sind jene, welche im Winter einziehen und im Frühjahr neu austreiben. Zu ihnen gehören Paeonia officinalis (Bauernpfingstrose), Korallenpfingstrose Paeonia mascula oder Paeonia lactiflora (Edelpfingstrose, Chinesische Pfingstrose).

Tipp: Nicht zu tief setzen! Bei ihnen soll man die verdickten Wurzeln so setzen, dass die oberste Schicht nicht höher als 3 cm beträgt. Kompost nur ganz dünn auftragen.

Wie pflanze ich Strauch-(Baum-)Päonien?

Am bekanntesten ist Paeonia suffruticosa , sowie die vielen Intersektionellen-Hybriden. Strauchpfingstrosen brauchen genügend Raum! Die Wuchshöhe kann bis zu 2m betragen. Eine Solitärstellung, ähnlich wie bei Rhododendren empfiehlt sich. Achtung: Strauchartige Päonien sind eher frostgefährdet.


Tipp: Tief genug pflanzen
Strauchpfingstrosen sind meist auf einer Unterlage von Paeonia lactiflora veredelt. In den ersten zwei Jahren bildet die eigentliche Strauchpfingstrose allmählich ihre eigene Wurzeln und stößt die Unterlage ab. Die Veredelungsstelle muss deshalb 10 - 15 cm tief gepflanzt werden. Wer die Pflanze auch noch leicht schräg in die Erde setzt, erleichtert das Heranwachsen von eigenen Trieben.

Pfingstrosen mögen keine örtlichen Veränderungen!

Also lassen sie die Pflanze so lange sie ausreichend blühwillig ist ruhig jahrelang auf dem gleichen Platz.

Mit wem kann ich Päonien vergesellschaften?

Pfingstrose Paeonia, Mädesüß Filipendula, Pfingstnelke Dianthus und Phlox Phlox wären eine duftreiche Gesellschaft. Die Blütezeiten wechseln sich ab, das Laub oder die Samenstände bieten aber immer interessante Blicke.

Aber auch Steppen-Salbei Salvia nemorosa, Iris Iris und Storchschnabel Geranium sind hübsche Kombinationen. Ich persönlich liebe auch einen kleinen Kranz aus Vergissmeinnicht gemischt mit Traubenhyazinthen zu Füßen der Pfingstrosen. Ein bisschen kitschig, aber schön.

 

Wer die Pfingstrosen zwar bewundert, aber weder ausreichend Platz im Garten hat oder die nötige gärtnerische Erfahrung, der kann sich trotzdem an ihrem Wuchs und Duft berauschen.

In diesen botanischen Gärten gibt es Päonien satt:

Quellen

Eigene gartenmäßige Erfahrungen gemischt mit viel Fachwissen aus Literatur.

  • Botanica, Könemann; Verlagsgesellschaft mbH, 2000 Köln
  • Teufelsgeige und Witwenblume, Pichler/Geiser/Zuber; Christoph Merian Verlag, 2010 Bern
  • Heil-, Gewürz-, Nutz- und Giftpflanzen im Botanischen Garten der Universität Innsbruck, Bortenschlager/Vergörer, 2004 Innsbruck
  • Guida alla Fiora e alla Fauna della Sardegna, Casu/Pinna/Lai/Colomo; Ed. Archivio Fotografico Sardo, 2007 S. Colomo
Adele_Sansone, am 26.04.2016
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Bildquelle:
Maggi_94/Flickr (Stockrosen sind keine Rosen ohne Dornen)
a.sansone (Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)

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