Das Prinzip

Phytomining ist nur eines der Verfahren zur Phytosanierung, also einem Prozess, bei dem Pflanzen dabei helfen, verseuchte Böden wieder nutzbar zu machen, indem sie Schadstoffe aus dem Boden holen. Phytomining bezieht sich hierbei jedoch nur auf die Metalle.

Das Prinzip des Phytomining ist denkbar einfach: Die Pflanze fungiert als "Bergmann", nur dass sie die Stoffe nicht mit einer Baggerschaufel, sondern mit Hilfe ihrer Wurzeln aus der Erde zieht. Im Laufe ihres Wachstums ziehen sie die für sie lebensnotwendigen Stoffe aus dem Boden. Dabei unterläuft ihnen oft ein Fehler in der Hinsicht, als dass sie manchmal Nährstoffe mit anderen Elementen verwechseln, weil sie diesen chemisch sehr ähnlich sind. Wollen sie beispielsweise Kalzium aufnehmen, so ziehen sie auch die chemisch ähnlichen strukturierten seltenen Erden mit aus dem Boden.

Ich pflück' mir ein Stück Nickel?

Auch wenn das Prinzip "ernten statt schürfen" lautet, so ist die Gewinnung der Metalle aus dem Boden keine klassische Ernte. Wir können uns daher keine goldenen oder sonstwie metallischen Äpfel pflücken, denn die Pflanze reichert die Metalle an den Wurzeln und in der Pflanze selber an, sie produziert keine metallischen Früchte... Die Metallgewinnung erfolgt hier, wenn man die Pflanze verbrennt. Bereits in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde festgestellt, dass der Verbrennungsrückstand im Gebirgs-Hellerkraut zu bis zu 20 Prozent aus Nickel besteht. Seither sind Forscher auf der ganzen Welt auf der Suche nach solchen Hyperakkumulatoren. Die Supersammler lagern die "Schwer-)Metalle in Zellen ein, die weit entfernt vom lebenswichtigen Chlorophyll liegen. So überleben die Pflanzen die toxischen Elemente nicht nur, sie sammeln sie regelrecht... Das hat für die Pflanze den Vorteil, dass sie nun ihren Fressfeinden so gar nicht mehr schmeckt. Allerdings hat sie durch die schwermetallbindende Eigenschaft einen neuen Feind: den Menschen, der für Industrie und Technologie immer auf der Suche nach bestimmten Metallen uns seltenen Erden ist...

Die Hallersche Schaumkresse ist ein Beispiel für Pflanzen, die helfen, den Boden wieder nutzbar zu machen. In Studien zeigte sich, dass sie nicht nur auf verseuchten Böden wie z.B. einer ehemaligen Bleimine (wo sich Nickel, Blei, und Cadmium im Boden befinden) gedeiht, sondern zudem auch noch die Schadstoffe aus dem Boden herauszieht, so dass nach ihr auch wieder andere Pflanzen dort wachsen können. 

Theoretisch ist es auch möglich, nicht nur Schadmetalle aus dem Boden zu holen, um ihn wieder urbar zu machen. Man könnte auch Pflanzen anbauen, welche gewünschte Metalle (Edelmetalle, seltene Erden, usw.) aus dem Boden holen, um diese gewinnbringend einzusetzen bzw. gezielt zu fördern.

Leider lassen sich die begehrten Erze noch nicht auf pflanzliche Art fördern. Wirtschaftlich gesehen ist das ein großes Potenzial, das bereits eine texanische Investmentfirma bereits vor über 20 Jahren erkannt hat. Diese Firma ließ sich das Patent für Erfindungen im Zusammenhang mit Phytomining 1995 schützen und verbieten jegliche kommerzielle Nutzung. Da die Firma das Patent auch selber nicht nutzt, liegt das Potenzial brach. Aber irgendwann läuft jedes Patent einmal ab und im Falle des Phytomining war das 2015 der Fall. Wir dürfen daher gespannt sein, ob es in naher Zukunft weitere Forschungsergebnisse geben wird .....

Sonja, am 28.10.2017
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