Auf knappen Spielflächen, zum Beispiel im Auto oder um während langer Flugzeiten Kinder "bei Laune zu halten", leisten die kleinen Kameraden Erwachsenen und Kindern unschätzbare Dienste. Bei Arztbesuchen oder Krankenhausaufenthalten, wo eigene Puppen oder Teddybären nicht in der Nähe sind, locken die bunten Männchen schnell zum entspannenden Spiel.

Interview mit Hans Beck, dem ersten Entwickler und "Vater" von PLAYMOBIL

Hans Beck spielt und tüftelt selbst gerne, weil er schon als großer Bruder für seine Geschwister Spielzeug schnitzte. Er beantwortet Fragen, wie es zur Entwicklung der Playmobil-Welt kam.

Herr Beck, wann entwickelten Sie die ersten kleinen Spielfiguren und handlichen Spielzeuge?

Hans Beck, Playmobil®, Foto® G.b KöglerWann das erste PLAYMOBIL-Männchen geboren wurde, weiß selbst der Entwickler Hans Beck nicht ganz genau zu sagen. Die ersten Skizzen und Entwürfe für das Spielzeug entstanden 1971. "Mein Chef, Horst Brandstätter, beauftragte mich, ein Serienspielzeug herzustellen, in denen einfache Figuren sitzen könnten. Er stellte sich ein Fahrzeug vor. Ich fand diese Idee zu trivial und strebte etwas Neuartiges an. Für mich standen von Anfang an die kleinen Figuren, stellvertretend für die "großen Erwachsenen", im Vordergrund.

Foto: Hans Beck, Playmobil®, Foto® G.b Kögler

In den Jahren nachdem die ersten niedlichen Männchen, im Februar 74, auf der Spielwarenmesse in Nürnberg dem interessierten Fachpublikum präsentiert wurden, entwickelte ich so nach und nach eine eigene PLAYMOBIL-Welt."

Die geschäftlich relevante Kombination kam einige Jahre später zum tragen

Dazu gehörte:

  • Die Bedürfnisse der kleinen Konsumenten
  • Die Ideen und das Wissen von Hans Beck
  • Die Risikobereitschaft und die produktionstechnischen Voraussetzungen des Unternehmers Horst Brandstätter
  • Die erfüllten Erwartungen hinsichtlich der pädagogisch geprägten Kategorie "wertvollen" Spielzeugs

Welchen Kriterien sollten die Spielwerke entsprechen?

"Sie sollten in eine Kinderhand passen, bewegliche Arme und Beine, Greifhände und vor allen Dingen eine "sympathische Ausstrahlung" haben. Diese Kombination hat sich von Anfang an bewährt."

Wie entwickelte sich die kleine Welt weiter?

"Im Spiel mit Kindern und bei der Beobachtung derselben stellte ich schnell fest, dass die Männchen Kollegen aus allen Berufen brauchen. Sie wurden, damit sie besser agieren konnten, mit drehbaren Handgelenken ausgestattet und bekamen "echte" Miniaturhäuser und -werkzeuge. Im Laufe der Zeit kamen Feuerwehrleute, Bauarbeiter, Artisten, Gärtner, Ritter, Eisenbahner ... mit ihrer entsprechenden Ausrüstung dazu, dann die große Anzahl verschiedener Tiere mit passenden Betreuern."

Von der Einzelperson zur Familie

1981 "war es so weit", die "Erwachsenen" 7,5 cm großen PLAYMOBIL-Figuren bekamen endlich, den von Kindern sehnlichst erwünschten Nachwuchs. Aus den Einzelfiguren waren, zusammen mit den 5,5 cm großen Jungen und Mädchen, sowie mit den 3,5 cm kleinen Babys und allen erdenklichen Zubehörteilen, eine Familie geworden.

Im Sortiment gab es 1998, rund 500 fast unverwüstliche Figurenvarianten für jede denkbare Spielsituation.

Haben sich nicht irgendwann einmal die Variationsmöglichkeiten erschöpft?

"Bis jetzt sind mir und den Kindern neue Ideen noch nicht ausgegangen. Jährlich kommen, auf ihre brieflichen Anregungen hin, einige neue Figuren dazu.

In der Weihnachtssaison 97 zählte der steckdosenunabhängige ferngesteuerte RC-Train zu den Neuheiten. 1997 wurde das System X, durch das sich Rollenspiele in der Umgebung moderner Architektur realisieren lassen, herausgegeben. In späteren Jahren waren die neuesten Schöpfungen: ein Polizist mit seinem Spürhund, die Hexe Abraxa und die Meerjungfrau. Der Traum von einem eigenen Schloss wurde für kleine "Prinzessinnen" wahr und der Dschungel, mit der Ruine, der Alligatorenschlucht, der Schatzhöhle, multifunktionale Baufahrzeuge, komplettiert durch einen Bautrupp, ein liebevoll zusammengestelltes Tierfamilienset mit "Babys" für jede Tierart. Die Neuauflage des Klassikers Western-Fort oder der hochrädrige Powertruck laden Kinder und Erwachsene zum Spielen ein."

Gibt es eine Überleitung von der Playmobilwelt ins wirkliche Leben?

"a, denn PLAYMOBIL bietet eine miniaturisierte Arbeits-/Alltagswelt, bei der erstmals die Figuren im Mittelpunkt stehen. Es hat, so bestätigen Eltern, Erzieher und Kinder seinen festen Platz in den Kinderzimmern aller fünf Kontinente eingenommen. Mädchen und Jungen, meist zwischen drei und zehn Jahren, spielen mit ihnen. Aber auch "Kinder" im fortgeschrittenen Alter konstruieren sich damit eine eigene Miniwelt. Für die klassischen ersten Figuren zahlen Sammler Höchstpreise und originalverpackte Artikel aus den 70er Jahren werden zu stolzen Preisen gehandelt."

Im Anschluss eine komplette Folge des Großstadtreviers, nachgestellt mit Playmobil-Männchen.

Großstadtrevier mit Playmobil

Ihrem Spieltrieb können Menschen jeden Alters im Fun Parks in Zirndorf/Deutschland, in übergroßen PLAYMOBIL -Dekorationen nachkommen und selbst an Stelle der Männlein agieren.
Im September 98 wurde, nach dem Vorbild des Fun-Parks in Zirndorf/Deutschland, an der Peripherie von Paris ein weiterer Fun Park eröffnet.

Hans Beck als "Vater" kann stolz auf seine Milliarden "Kinder" sein. 1998 ging Hans Beck in den Ruhestand. Seit der Markteinführung 1974 war ihm für die Marke PLAYMOBIL eine pädagogisch hohe Norm wichtig. Unter der Leitung von Bernhard Hane wird sein Team das Lebenswerk von Hans Beck in seinem Sinne, weitgehend ohne Kampf und Horrorartikel, fortsetzen.
Am 30.1. 2009 verstarb, mit 80 Jahren, Hans Beck und am 3. Juni 2015 der Playmobil-Chef Horst Brandstätter. Er wurde 81 Jahre alt.

Danke Horst Brandstätter und Hans Beck, für viele unvergessliche Spielstunden.

MonikaHermeling, am 08.06.2015
1 Kommentar Melde Dich an, um einen Kommentar zu schreiben.


Bildquelle:
© Stadtbibliothek Sigmaringen (Die Entwicklung der Stadtbibliothek Sigmaringen)
Der Cool Man mit Fans, Monika Hermeling (Die Geschichte des Milka -Cool Man- Peter Steiner)
Giant (Geht von PC-Games immer eine Gefahr aus?)

Laden ...
Fehler!