Das vermeintliche Übel der Diskriminierung

Das Schöne an tatsächlicher oder vermeintlicher Diskriminierung ist, dass sie niemals gänzlich beseitigt werden kann und somit stets neuen Stoff für allerlei Diskussionen oder Klagen bieten. Hierbei muss meiner Ansicht nach zwischen drei Formen der Diskriminierung unterschieden werden: Der rechtlichen sowie der individuellen.

Eindeutig ist die rechtliche Diskriminierung, die in hiesigen Breiten Frauen einst weniger Rechte als Männern zugestand, was mittlerweile ins Gegenteil umgeschlagen hat: Frauen dürfen früher in Rente gehen, werden bei Sorgerechtsprozessen massiv bevorzugt, müssen etwa in Österreich keinen Wehrdienst (passendere Bezeichnung: Reichsarbeitsdienst) leisten und dürfen sich spezieller Förderprogramme erfreuen, die ihnen auf Grund ihres Geschlechts zustehen. Natürlich lassen sich vortreffliche Pseudo-Begründungen aus den Fingern ziehen, weshalb dies keine Diskriminierung darstelle. Faktum ist: Die Schlechterstellung einer Personengruppe alleine auf Grund ihres Geschlechts wird in Europa längst nicht mehr hinterfragt. Dabei ist die Ungerechtigkeit evident: Man ersetze einfach "Frau" durch "weiß", "heterosexuell" oder "Christ" und erfreue sich an den langen Gesichtern der Mitmenschen, wenn man vorschlüge, Christen sollten früher als Muslime oder Atheisten in die Pension gehen dürfen.

Weitaus heikler ist natürlich die Frage der persönlichen Diskriminierung. Dank erfolgreicher Indoktrination erscheint es heute jedem Europäer einleuchtend und selbstverständlich, dass beispielsweise ein Lokalbesitzer keine dunkelhäutigen Gäste abweisen dürfe. Tatsächlich werden immer wieder Zivilprozesse wegen Diskriminierung angestrengt, die im Regelfall mit dem Sieg des Klägers enden. Dem gesellschaftlichen Konsens, wonach Diskriminierung in jedem Falle menschenverachtend sei, schließe ich mich nicht an, denn ich gestehe: Auch ich diskriminiere tagtäglich, und dies bewusst und reinen Herzens! Ich verachte rechte und linke Nazis ebenso wie religiöse Fanatiker. Bin ich deshalb ein schlechter Mensch? Zugegeben: Eine schwierige Gratwanderung für politisch korrekte Eierkuchenbäcker! Rechten Nationalsozialisten ablehnend gegenüberzustehen zeugt vom Gutmenschentum, aber man darf doch die linken Nazis, meist als Kommunisten bezeichnet, doch um Himmels willen nicht in einen Topf mit ihren nur in Nuancen anders denkenden Kampfgenossen schmeißen! Ebenso begrüßenswert ist die Verachtung fürs Christentum, während der Islam dank des an Idiotie nur schwer zu überbietenden Begriffes "Islamophobie" wie das letzte Exemplar einer im Aussterben begriffenen Beutelrattenart geschützt werden muss.

Leiden fette Menschen nur an einer Krankheit?

Welche Menschengruppen vor "Diskriminierungen" vermeintlich geschützt werden müssten, bestimmt der jeweilige Zeitgeist. Im einstigen Mutterland der Idee von Freiheit und Eigenverantwortung, den USA, haben inzwischen längst die Geistesgestörten die Leitung der größten Irrenanstalt der Welt übernommen und beglücken Europa, immerhin Geburtsstätte der Aufklärung, mit ihrem Wahn der politischen Korrektheit. Deren neuester Coup, man sich auf der Zunge zergehen lassen sollte: Die American Medical Association hat Fettleibigkeit als Krankheit anerkannt. Freilich sollte man das Gute in solchen Meldungen erkennen: Wenn man jetzt noch Unfähigkeit und Korruption zur Krankheit umdefinieren kann, werden demnächst hoffentlich das Österreichische Parlament und der Deutsche Bundestag zur Quarantäne-Zone erklärt.

Das Tückische an der Geisteskrankheit namens politische Korrektheit ist nicht nur die erschreckend rasche Verbreitung über Reizwörter wie "Rassist", "Rechtspopulist", "Ewiggestriger" oder schlimmstenfalls "Nazi!", so man sich dagegen stemmt, sondern die schleichende Entwicklung. Wann haben Sie zuletzt einen Negerkuss oder Mohrenkopf erworben, die heute meist verschämt als "Schokokuss" angeboten werden? Nachdem der Neger erfolgreich aus dem Sprachschatz verbannt wurde, geht es munter mit dem Mohr weiter, da es sich angeblich um einen rassistischen Begriff handle, obwohl dieser Begriff in Österreich durch eine beliebte Süßspeise sowie das Markenzeichen einer bekannten Handelsmarke ausschließlich positiv besetzt ist.

Rassistische Zigeunersauce?

Im nächsten Schritt der linguistischen Säuberung soll es nun dem angeblichen Unwort Zigeuner an den Kragen gehen. Ein Verein von Sinti und Roma fühlt sich von der beliebten Zigeunersauce diskriminiert. Wie in Deutschland üblich, wird dabei der Nazi-Joker gezogen, um erstens mediale Aufmerksamkeit und zweiten vorgebliche moralische Überlegenheit zu erringen. Schlüssig ist dies nicht, denn während der NS-Herrschaft wurden neben Zigeunern auch Juden, Schwule, Christen, Kommunisten und Behinderte ermordet, ohne dass dies irgendeine Sonderstellung heutiger Juden, Schwuler, Christen, Kommunisten oder Behinderter 70 (!) Jahre später rechtfertigen würde.

Interessanterweise wird erneut ein positiv besetzter Begriff vermeintlicher Diskriminierung bezichtigt. Wer zur Zigeunersauce greift oder im Gasthaus ein Zigeunerschnitzel bestellt, dürfte jedenfalls kaum rassistische Hintergedanken haben, sondern sich lediglich an wohlschmeckenden Saucen bzw. Speisen erfreuen. Jegliche Konnotation mit den Vernichtungslagern ist buchstäblich geschmacklos und sollte sich von selbst verbieten. Genauso wenig erfreut sich ein US-Amerikaner beim Kauf eines Hamburgers an dem Gedanken, dass eben jene deutsche Stadt während des Zweiten Weltkriegs Ziel eines der verheerendsten Luftschläge der Alliierten geworden war. Ein Hamburger ist ein Fast-Food-Gericht, wie ein Zigeunerschnitzel ein Produkt der klassischen österreichischen Küche darstellt.

Doch spinnen wir den Gedanken weiter: Sollte auch Johann Strauss‘ Operette "Der Zigeunerbaron" des Rassismus bezichtigt werden? Der in Österreich beliebte Zigeuneraufstrich? Und welchen Migrationshintergrund sollte man der schönen Zigeunerin aus dem "Glöckner von Notre Dame" verpassen? Esmeralda aus Marzahn?

Neger streichen = Ende von Rassismus?

Wenn es nun heißt, man solle aus der Vergangenheit lernen, damit diese sich nicht wiederhole, so kann man zunächst einmal auf den Umstand hinweisen, dass weder Juden, noch Schwule oder Zigeuner (meinetwegen Roma und Sinti, um sich keiner Gefühlsverletzung schuldig zu machen) im Deutschland des 21. Jahrhunderts Gefahr laufen, erneut zusammengetrieben und ermordet zu werden. Zum anderen unterliegen Apologeten des political-correctness-Wahns einem fundamentalen Irrtum: So mächtig die Sprache auch ist, vermag eine simple Wortänderung etwa rassistische Einstellungen nicht im Geringsten zu verändern. Ein Neo-Nazi wird nicht dadurch geläutert, dass er den Hitlergruß nicht öffentlich praktizieren darf und ihm der öffentliche Vortrag von Hitlers "Mein Kampf" untersagt wird. Ebenso wenig wird ein Rassist in seiner Abscheu Schwarzen gegenüber bekehrt, indem das Wort Neger verpönt und der Negerkuss aus den Regalen verbannt wird.

Der Zigeuner samt angeschlossener Assoziationen und Klischees wird bis auf weiteres in den Köpfen der Europäer fest verankert bleiben, ob mit oder ohne Zigeunersauce. Mag dies für manche Mitmenschen auch ärgerlich oder gar verletzend sein: Der Gutmenschen-Größenwahn in Gestalt der politischen Korrektheit sorgt mit seiner Zwangsbeglückung erst recht dafür, dass Probleme und Anliegen durch rhetorische Kniffe sprachlich "gelöst", deshalb aber trotzdem real und somit ungelöst bleiben.

Autor seit 13 Jahren
815 Seiten
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