Rainer Fetting, Skaterpark ...

Rainer Fetting, Skaterpark (Copyright & courtesy: Der Künstler und Galerie Thomas Fuchs, Stuttgart)

Altbewährtes, Zugpferde und gezogene Pferde

Ein alter Bekannter bei der Kunstmesse ist Rainer Fetting (Galerie Thomas Fuchs Stuttgart). Ein Werk von ihm ist für 60 000 Euro bereits verkauft. Die ausgelassenen, kontaktfreudigen Galerie-Angestellten vertreten sechs Künstler, aber Fetting ist der zentrale Blickfang, vor allem das frisch entstandene Werk Skaterpark (2016), das einen gebückten, ganz in Blau gehüllten Jüngling auf einen komplexen, hügeligen Parcours ohne richtige Hindernisse zeigt. Venice Beach in Los Angeles! Was den Bekanntheitsgrad anbelangt, ist der von der Presse als Malerfürst titulierte

Markus Lüpertz
o.T. / untitled, 2015

Copyright & courtesy:
Der Küntler / The artist and
Kunsthandlung Osper, Köln

 

Markus Lüpertz noch ein bisschen hochkarätiger. Die Kunsthandlung Osper (Köln) präsentiert ein Stahlhelm-Bild, das an die frühen 1970er-Jahre gemahnt, wo der damals reüssierungshungrige Lüpertz erfolgreich zu provozieren versuchte, ohne einem forcierten Militarismus zu huldigen. Daneben steht eine Arbeit von Hannes Helmke ( Ein Dalbensitzer), dessen magere, nachdenkliche Bronze-Gestalt wohl die Imaginationsmaschine angeworfen hat und sich eingerammte Pfähle im Hafenwasser vorstellt. Etwas völlig anderes bietet die dauervertretene Galerie Gerken (Berlin) mit dem 1969 in Bremen geborenen Kinki Texas, der gerne auf frühhistorische Fragmente zurückgreift. Eine ganz starke Arbeit ist Teenage Caesar as Romulus and Remus in one person (2015, Mixed Media). Ein Miniatur-Figurenkarussell ohne klare Aussage, stattdessen entsteht beim Betrachter ein Assoziationsgewitter: Der malerische Inhalt ist die Ästhetik.

 

 

Markus Keibel, The Naked Philosopher ...

Markus Keibel, The Naked Philosopher, 2014 (Foto: Simon Vogel,Copyright: Markus Keibel,Courtesy Anna Jill Lüpertz Gallery)

Völlig kontroverse Ästhetiken treffen sich

Die Galerie Heike Strelow wartet unter anderem mit Hendrik Zimmer auf, der in einer Öl- und Acryl-Collage geografische Formen und Blöcke in eine luftige, dicht pulsierende Abstraktion einbaut und warme Gefühle hervorruft. Lamberto Teotino (WeGallery Berlin) hingegen ist mit einer kolossal ordenbehängten Figur im Eichenrahmen vertreten, das Gesicht ist verdeckt und entpersonalisiert, als gehe es um den namenlosen Typus des überehrgeizigen, befehlsgewaltigen, auszeichnungsfixierten Großoffiziers. Kein seichtes Gewässer ist Royal von

Patrick Cierpka
ROYAL, 2016

Copyright: Der Künstler / The artist
Courtesy: Jarmuschek+Partner, Berlin

 

Patrick Cierpka ( Jarmuschek + Partner, Berlin), es funkelt und schillert wie nach einem Blitzgewitter auf hoher See. Die Intention des Künstlers spielt dabei keine Rolle: Es ist Impressionskunst. Markus Keibel (Anna Jill Lüpertz Gallery, Berlin) nimmt mit The Naked Philosopher einen gewaltigen Bezug auf den in Berlin lehrenden Künstler Marcus Steinweg. Die Kleider brennen, der philosophierende Künstler steht entblößt da, es sind ausufernde schwarze Wolken, Flugasche, in die sich konzentrische Kreise fügen. Keibels anspielungsreiches Ausstellungsensemble untersucht letztlich die geistige Schlagkraft der Moderne. Zu erwähnen ist noch Gustavo Diaz Sosa (Art Gallery, Barcelona), der quasi einen Miniatur-Monumentalismus darbietet: Winzige Menschenmassen stehen vor einer explodierenden Natur (De la serie Apoteosis de la humanidad) oder vor exorbitanten Großgebäuden. Wenig raumgreifend und beinahe putzig-verspielt dagegen sind die Produktionen von Anne Carnein (Galerie Peters-Barenbrook), die mit Stoff, Garn und Draht zu Werke geht. Auf üppigen Wurzelgeflechten oder modrigem Gestrüpp sind Pilze arrangiert, die wie ästhetisch anmutendes Gift aussehen. – Fazit: Es ist fast ein bisschen zuviel diesmal, angesichts der Überfülle gerät einiges gewiss Interessantes aus dem Blick. Wenn man sich aufs subjektiv Wesentliche konzentriert, sind einige Objekte dabei, die man gerne im eigenen Wohnzimmer sehen würde.

POSITIONS BERLIN Art fair

15. -18. September 2016

Postbahnhof am Ostbahnhof
Straße der Pariser Kommune 8
10243 Berlin

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