Warum Qigong im Büro üben?

Durch die zunehmenden Sitztätigkeiten fehlt es vielen Menschen an gesunder und entspannender Bewegung. Wer den ganzen Tag im Büro vor einem Computer sitzt, wird zu Fehlhaltungen, Verspannungen und Verhärtungen im Körper neigen. Erst schmerzen die Schultern, später der gesamte Rücken. Ein Ausgleich kann zwar über Freizeitaktivitäten geschaffen werden, aber wer privat stark eingebunden ist, hat auch da nur geringe Chancen. Außerdem ist es langfristig effektiver, den gesamten Tag über immer wieder auf die eigenen Bewegungen und Körperhaltungen zu achten. Statt also nur eine oder zwei Stunden im Fitnessstudio oder bei der Physiotherapie zu verbringen, sollte man sich angewöhnen, täglich auf die eigenen Bewegungsmuster und Körperhaltungen zu achten, um Verspannungen rechtzeitig zu lösen.

 

Qigong ist hierfür eine geeignete Methode, denn diese Bewegungskunst verhilft zu einem tieferen Körperbewusstsein. Und dieses Bewusstsein ermöglicht es, zu jeder Zeit den Körper auf Blockaden zu scannen und diese sanft zu lösen. Gerade im Büro bietet es sich an, kleine Entspannungsphasen zu integrieren, in denen man sich auf den eigenen Körper konzentriert.

Qigong – Worauf ist zu achten?

Wer noch keinerlei Erfahrung mit Körperarbeit bzw. mit Qigong hat, der sollte unbedingt, bevor er selbstständig zu üben beginnt, einen ausgebildeten Qigong-Lehrer aufsuchen und zumindest die theoretischen und praktischen Grundlagen lernen. Auf diesen kann er dann aufbauen und eigene Übungsschwerpunkte setzen. Für Qigong muss der Körper entspannt sein. Wer versucht, die einzelnen Übungen auf Krampf auszuführen, wird negative Ergebnisse erzielen. Darum beginnt Qigong immer mit einer vorbereitenden Entspannungsphase, in der Körper und Geist auf das Kommende eingestimmt werden.

 

Qigong ist für die Arbeit mit inneren Bildern bekannt. Das bedeutet, dass ein Großteil der physischen Übungen durch die Vorstellungskraft unterstützt wird. Der Zusammenhang zwischen Imaginationen und Körperfunktionen ist wissenschaftlich belegt. Ein kleiner Test kann demonstrieren, was genau damit gemeint ist: Stellen Sie sich aufrecht hin und heben Sie beide Arme locker gestreckt auf Brusthöhe. Schließen Sie die Augen und atmen Sie langsam ein und aus. Beim Atmen zählen Sie bitte jedes Ausatmen. Zählen Sie insgesamt 20mal. Nun beginnt Ihre Vorstellungskraft zu wirken: Stellen Sie sich vor, wie Ihre rechte Hand einen Eimer hält, der mit schweren Steinen gefüllt ist. Vertiefen Sie sich in dieses Bild und fühlen Sie förmlich, wie das Gewicht der Steine an Ihrem Arm zieht. Stellen Sie sich dann vor, wie an Ihrem linken Handgelenk Fäden mit Luftballons befestigt sind. Und diese Luftballons schweben nach oben und ziehen dabei Ihre Hand mit. Öffnen Sie nach einer Ihnen passenden Zeit die Augen und sehen Ihre Arme an: Der rechte Arm müsste nach unten gesunken sein, der linke müsste nach oben gestiegen sein.

 

Qigong funktioniert dann, wenn Körper und Geist als eine Einheit arbeiten und das Bewusstsein im Augenblick ist und sich nicht in der "Gedankenmühle" verfangen hat. Darum ist die Konzentration auf den eigenen Atem wichtig. Sie ermöglicht das Zurückholen des Geistes in den Augenblick. Sorgen, Ängste, Bedenken, Planungen etc. haben im Qigong nichts zu suchen.

Qigong im Büro – einfache Übungen

Achten Sie auf Ihre Atmung: Atmen Sie tief in den Bauch hinein und versuchen Sie, die Luft in alle Richtungen strömen zu lassen. Atmen Sie nach vorne, in Ihre Seiten und in Ihren Rücken hinein. Legen Sie zur Kontrolle ihre Hände auf die Stellen, in die Sie Atmen wollen und spüren Sie den Energiestrom, der die Luft von innen nach außen drückt. Das bewusste Atmen und die Fokussierung auf bestimmte Körperstellen massieren die inneren Organe und verbessern so die Blutzufuhr.

 

Bleiben Sie an Ihrem Platz aufrecht sitzen. Stellen Sie sich vor, wie Ihr Kopf am Scheitelpunkt durch einen Faden nach oben gezogen wird. Dadurch verlängert sich Ihr Rücken. Bleiben Sie aufrecht und vermeiden Sie ein Hohlkreuz. Gehen Sie mit Ihrem Bewusstsein in den Schulter-Nackenbereich und stellen Sie sich vor, wie Ihre Schultern weich werden und wegfließen. Nutzen Sie dazu die Vorstellung, dass Ihre Schultern Vanilleeis wären, das in der Sonne schmilzt und langsam an Ihnen herunterläuft.

 

Stellen Sie sich für circa zehn Minuten aufrecht und locker hin. Beachten Sie folgende Merkmale einer gesunden und entspannten Körperhaltung:

 

1. Das Körpergewicht ist zu gleichen Teilen auf beide Füße verteilt.

2. Die Füße stehen flach auf dem Boden und sind entspannt.

3. Die Knie sind etwas gebeugt, die Waden und die Schenkel sind ohne Spannung. Die Knie sollten sich genau über den Zehenspitzen befinden.

4. Das Gesäß ist eingezogen und die Pobacken- und Oberschenkelmuskeln sind ohne Spannung.

5. Die Hüften sind entspannt. Die Hüftgelenke fühlen sich an, als würden sie locker hängen und von den Beinen getragen werden.

6. Der untere Rücken ist gerundet. Dies wird dadurch erreicht, dass man sich vorstellt, ein Gewicht würde am Steißbein hängen und den Rücken nach unten ziehen.

7. Die Schultern sind entspannt und liegen auf der Brust auf. Sie sind etwas nach vorne gewölbt, damit der Brustkorb hohl ist und der Rücken gerundet werden kann.

8. Der Kopf wird so gehalten, als wäre am Scheitelpunkt eine Schnur befestigt, an der der Körper herunterhängt. Die Gesichtsmuskeln sind entspannt und der Mund ist weder fest verschlossen noch weit geöffnet. Die Zungenspitze wird an den Gaumen angelegt.

9. Die Arme hängen locker herab. Die Ellbogen sind etwas gerundet und nicht durchgestreckt. Unter den Achselhöhlen wird etwas Raum gelassen.

10. Die Finger sind entspannt. Man kann sich vorstellen, dass von den Fingerspitzen Wassertropfen herabfallen würden.

 

Bleiben Sie in der beschriebenen Haltung und konzentrieren sich nur auf Ihren Atem. Ihr Körper wird Sie spüren lassen, wo Muskeln entspannt werden müssen. Dazu benötigen Sie Ruhe und ein ausreichendes Körperbewusstsein, um die Signale überhaupt wahrnehmen zu können. Nach regelmäßigem Üben und entsprechenden Fortschritten wird es möglich sein, dass Sie Ihre Körpersignale immer deutlicher spüren können. So ist es dann möglich, ein Alltagsbewusstsein für den Körper zu entwickeln, das Sie rechtzeitig über ungünstige Haltungen und Verspannungen informiert.

Autor seit 11 Jahren
17 Seiten
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