Kein langweiliges Pferdebuch

Raro, das kleine, freche, ungarische Halbblut und langjähriger Pferdbegleiter der Autorin und seine Erlebnisse stehen in den meisten Kapiteln im Vordergrund. Daneben hat Amigo, Raros Pferdelebensgefährte und das Pferd des Ehemannes einen wichtigen Platz in diesem Buch, denn beide Pferde sind bald unzertrennlich und ein eingeschworenes Team. Aber auch den Erlebnissen mit den anderen tierischen Mitbewohnern der Finca ist dieses Buch gewidmet: Die Hündin Samba, eine Boxer-Labrador-Mischung und Gabrieles erster Hund, den sie als Welpe von ihrem spanischen Gärtner geschenkt bekam, hat ein eigenes Kapitel bekommen. Außerdem gibt es da noch einige "freiwillig" eingezogene Katzen. Die beiden Katzen und Hündin Samba haben schwarzes Fell und ersetzen aufgrund ihrer Farbe und der abergläubischen Spaniern eine ganze Security-Gruppe. Quasi nebenbei bekommen interessierte Leser und Leserinnen Einblicke in Pferdeerziehung und Pferdehaltung. Allgemeine Informationen über Pferde und besonders über Gidrans, der Rasse der Raro angehört, fehlen auch nicht. Ergänzt werden die einzelnen Kapitel durch viele Farbfotos in zwei Fototeilen.

 

Raros Streiche erinnern an Michel aus Lönneberga.

Seine Streiche verdienen eine Extra-Erwähnung.

  • Denn das Pferd Raro ist schlau, was bewiesen wird am Beispiel der Kakteenfrüchte. Er lernt schnell, diese ihm bis dahin unbekannten und sehr stacheligen Leckerbissen durch Huftritte zu öffnen, um so gefahrlos an ihr leckeres Inneres zu gelangen.
  • Raro ist verfressen und robust. Deswegen und in Kombination mit seiner Klugheit, kann die Autorin ihm viele Kunststücke beibringen, wie Gegenstände aufheben und ihr übergeben, ohne dass sie aus dem Sattel steigen muss und das nur um dafür eine Möhrenbelohnung zu kassieren.
  • Raro ist so sehr an einem Stück Möhrchen interessiert, dass er sogar beginnt, eine Belohnung einzufordern und Kunststücke selbst zu inszenieren. Er bekommt den Namen "Möhrchenpferd", weil er für Belohnung so ziemlich alles mitmacht und macht.
  • Als ungarisches Steppenpferd kann er keine Pferdedecken leiden und findet Mittel und Wege solche wieder auszuziehen.
  • Zusammen mit seinem Pferdefreund Amigo erntet er schon mal den heimischen, spanischen Gemüsegarten.
  • Und obwohl Raro ein Wallach ist, verliebt er sich in die Nachbarsstute.

Wie kann ich mit meinen Tieren reden?

In ihrer Eigenschaft als Journalistin und Autorin interessiert Gabriele sehr die Möglichkeit, wie sie mit ihren Tieren sinnvoll kommunizieren kann. Die Antwort auf diese Frage wird in dem Buch beschrieben. Mit Pferd Raro kann die Autorin durch Körpersprache und durch einfache, klare Sätze, die immer wiederholt werden, reden. Raro lernt diese Wörter, einige in Deutsch und einige in Englisch und weiß, was sie bedeuten. Amigo und Raro wissen übrigens genau, zu welchem Menschen sie gehören. Hündin Samba versteht deutsche und spanische Wörter, deutsche Befehle sind kürzer und eignen sich besser zur Hunde-Erziehung, findet die Autorin. Umgekehrt kommuniziert Raro mit Gabriele durch seine Körpersprache und hebt zum Bispiel ein Bein zur Begrüßung, weil er eine Möhre will. Durch Kopfschlagen zeigt er an, wenn etwas nicht in Ordnung ist mit beispielsweise Sattel oder Trense. Die Hunde, Katzen und Pferde untereinander haben da schon mehr Probleme durch gleiche Gesten, die aber unterschiedliches bedeuten, ja nach Tierart.

Eine Tierhaltung der etwas anderen Art

Besonders lobenswert finde ich die Tatsache, dass die Autorin gleichberechtigt mit ihrem Pferd umgeht, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Pferdehaltern, die meinen, immer und überall in der Hierarchie über ihrem Pferd stehen zu müssen. Gabriele geht von der These aus, dass Pferde den Charakter ihrer Bezugsperson spüren und diesen in ihrem eigenen Verhalten spiegeln. Bekannt ist, das Pferde intuitiv vieles, auch die Stimmungen ihrer Menschen erfassen, wieso also nicht davon ausgehen, dass sich Pferde ihren Besitzern im Verhalten anpassen? Pferde sind soziale Tiere und ein Mensch kann keine Pferdegesellschaft ersetzen. Die Autorin setzt auf gleichberechtigten Umgang mit ihren Tieren und gesteht ihnen eine Seele zu. Pferde können ihrer Erfahrung nach Unwetter vorausahnen und entsprechend davor warnen, durch eine ganz bestimmte Art zu wiehern. Das letzte Kapitel des Buches ist der Suche nach einem geeigneten, neuen Pferdepartner gewidmet, nachdem Amigo leider verstorben ist und Raro auf keinen Fall allein bleiben sollte und wollte.

Auf 136 Seiten können nicht nur pferdebegeisterte Mädchen vieles über Pferde und Tiere erfahren, sondern auch tierliebe Erwachsene Anteil nehmen an dem langen, gemeinsamen Leben der Autorin mit ihrem Pferd Raro, den anderen Tieren der Finca, natürlich nicht zu vergessen den Ehemann Reinhard und das alles eingebettet in Erlebnisse ihrer spanischen Wahlheimat.

Herausgekommen ist eine gelungene Mischung aus tierischen Erfahrungen, Erlebnissen und Hintergrundinformationen.

Für alle, die sich dafür interessieren:

Gabriele Hefele
Raro, das europäische Wunderpferd
ISBN 978-3-7392-0952-4
Verlag: Books on Demand
€ 7,90
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