Resident Evil: Afterlife
Milla Jovovich ballert und prügelt sich in 3D durch die eindimensionale Handlung. Die Zombie-Hatz "Resident Evil: Afterlife" ihres Gatten Paul Anderson ist trotz imposanter Effekte ab- und erschreckend schwach inszeniert.The Good, the Bad, the Resident!
Paul W.S. Anderson muss in seinem letzten Leben - so man an Reinkarnation glaubt - alles richtig gemacht haben. Schließlich ist er nicht nur mit Ex-Model Milla Jovovich verheiratet, sondern scheffelt trotz Kritikerschelten Unmengen an Geld. Vor allem die "Resident Evil"-Filmreihe schafft das seltene Kunststück, mit jedem neuen Teil den jeweiligen Vorgänger an Einnahmen zu übertreffen. Im Zuge der seit "Avatar" florierenden 3D-Welle setzte der gebürtige Engländer konsequenterweise auf die neue Technologie - und räumt mit dem inzwischen vierten "Resident Evil"-Teil erneut kräftig an den Kinokassen ab.
Warum eigentlich? Nachfolgend der Versuch einer Antwort, die einer Chronologie des Grauens.ähnelt.
Handlung - "Ist das ein Einkaufszettel oder das Drehbuch, Mr. Anderson?"
Ganz Amerika ist von Zombies besetzt. Ganz Amerika? Nein! Die unbeugsame Alice (Milla Jovovich) hört nicht auf, den penetranten Menschenfressern Widerstand zu leisten. Keine leichte Aufgabe, ist doch inzwischen fast die gesamte Menschheit vom T-Virus infiziert. Zu den wenigen Überlebenden zählen einige ranghohe Mitglieder der "Umbrella"-Corporation, die für die Katastrophe verantwortlich zeichnet. Einer von ihnen, Albert Wesker (Hugo-Weaving-Imitator Shawn Roberts), hat sich in eine unterirdische Forschungsstation in das an Monsterangriffe längst gewöhnte Tokio zurückgezogen, um mit den nicht ganz gesetzeskonformen Experimenten weiterzumachen.
Um dies zu verhindern, stürmt eine Reihe von Alice-Raubkopien die Labors. Doch Sonnenbrillen-Aficionado Wesker gelingt die Flucht. Allerdings hatte sich die Original-Alice in weiser Voraussicht an Bord des Hubschraubers geschlichen und setzt dem Fiesling buchstäblich die Pistole an die Schläfe. Zufälligerweise hat Wesker für solche Notfälle immer eine aufgezogene Spritze in der Hand und jagt der verblüfften Alice ein Serum in die Venen, das ihr die übermenschlichen Kräfte abspenstig macht.
Nach einem Crash gegen einen Berg, den beide unbeschadet überstehen, irrt Alice ziellos umher. Bis sie via Funk von einem Ort namens "Arkadia" erfährt, wo sich zahlreiche Nicht-Infizierte in Sicherheit herumtreiben sollen. Bei einem Rundflug über Los Angeles landet sie wie weiland Kurt Russell in "Die Klapperschlange" auf dem Dach eines Wolkenkratzers, der von einer kläglichen Gruppe Überlebender bewohnt wird. Gemeinsam mit diesen muss sie schon bald neuerliche Angriffe der hartnäckigen Zombies überstehen und feststellen, dass ihre einzige Überlebenschance darin besteht, "Arkadia" zu finden. Doch existiert dieser Ort überhaupt und gibt es dort Vorräte an L'Oréal?
Kritik - Wenn die Handlung zur Nebensache wird
Von Beginn weg macht Anderson klar, worum es ihm in "Resident Evil: Afterlife": Tolle 3D-Effekte aus dem Zauberhut der Computertechnologie zu ziehen und seine Frau Milla Jovovich in möglichst vielen knackigen Posen zu filmen. Zumindest in Punkto 3D-Effekte ist daran nun wirklich nichts auszusetzen. Allerdings funktioniert der wüste Horrorstreifen lediglich auf technischer Ebene. Der Plot leidet selbst nach "Resident Evil"-Maßstäben gemessen an extremem Untergewicht und gehört in die Drehbuchklinik, nicht auf die Leinwand.
Zugegeben: Die erste Viertelstunde beeindruckt visuell und macht deutlich, einen fürs 3D-Kino geschaffenen Film, nicht ein künstlich im Nachhinein mit ein paar Effekten – ja, Sie sind gemeint, Mister "Kampf der Titanen"! – aufgepäppeltes Surrogat zu bestaunen. Doch genau hier beginnen die Probleme: Ziemlich frech kupfert Anderson die Lobby-Szene aus "Matrix" ab, natürlich nur stilecht mit Slow-Motion! Kleinigkeiten wie physikalische Gesetze oder Logik werden vorsorglich aus dem Weg geräumt und für den Rest des Filmes mit Nichtbeachtung gestraft. Da rasen Alice-Klone im freien Fall gigantische Schächte hinab, knallen während des Fluges zielsicher Gegner ab und landen wie Katzen sicher auf den Beinen.
Die hübsch choreografierten Ballerszenen entbehren jedoch selbst gemäß der inneren "Resident Evil"-Logik jeglicher Sinnhaftigkeit. Denn ihre übernatürlichen Kräfte versetzen Alice in die Lage, auch ohne jegliche Waffen das halbe Gebäude von einer Sekunde auf die nächste zu zerstören. Außerdem verfügt sie offenbar auch über telepathische Kräfte und weiß noch bevor Wesker es weiß, dass dieser sich an Bord eines Hubschraubers flüchten wird. Vermutlich kann sie auch noch Kaffeelöffel mit ihren Gedanken verbiegen und durch Handauflegen Vanille- in Schokoladepudding verwandeln. Aber halt: All ihre übermenschlichen Kräfte sind machtlos dagegen, eine Spritze in den Hals gejagt zu bekommen. Von einem Mann, der am Steuer eines Hubschraubers sitzt. Und mit einer Waffe in Schach gehalten wird. Egal: Superkräfte hin oder her, den anschließenden Crash gegen einen nicht mehr rechtzeitig ausweichenden Berg überlebt sie trotzdem, ohne allzu viel Wimperntusche zu verlieren.
De facto könnte der geneigte Zuschauer nach den zumindest actionreichen Anfangsszenen applaudieren, aufstehen und nach Hause gehen. Die noch folgenden rund 70 Minuten sind nämlich an nervtötender Fadesse und Vorhersehbarkeit nur schwer zu überbieten. Nun zählt es zu den Grundsätzen des Schreibers dieser Zeilen Spoiler zu vermeiden. Deshalb nur so viel: Tolle Zufälle reihen sich aneinander, der Verräter innerhalb der Gruppe Überlebender ist auf den ersten Blick als solcher zu identifizieren (und wurde zumindest mit einer grausam piepsigen Synchronstimme bestraft) und der Showdown wird lieblos heruntergenudelt.
Die Figuren in "Resident Evil: Afterlife" könnten stumpfsinniger und klischeehafter kaum gestaltet sein. Mit der Alice aus dem ersten Teil der Reihe hat die durch eine Geheimrezeptur nach dem Reinheitsgebot verbesserte Alice im vierten Teil im Grunde nur noch das Aussehen gemeinsam. An ihrem Überleben herrscht ohnehin kein Zweifel. Welcher Regisseur würde schon seine eigene Ehefrau im Film sterben lassen? Das hat nicht einmal Guy Ritchie in "Stürmische Liebe – Swept Away" gewagt, als er noch mit Madonna verheiratet war – und er hätte nun wirklich jeden Grund hierfür und sämtliche Sympathien des Publikums an seiner Seite gehabt!
Welche Figur von Verrätern aus den eigenen Reihen erschossen oder von Zombies (unblutig) verspachtelt wird spielt für die Handlung weder eine Rolle, noch erweckt es Interesse seitens des Zuschauers. Wie auch, wenn deren Charaktere in etwa so komplex entwickelt sind, wie jene der "Moorhühner" im gleichnamigen E(i)go-Shooter? Das sperrangelweit offene Ende überrascht angesichts dessen naturgemäß auch nicht.
Fairerweise durfte man jedoch nichts anderes als eine sterile, komplett logik- und spannungsresistente Fortsetzung der Hitreihe erwarten. Denn Regisseur Paul W. S. Anderson kann in seiner Karriere auf gerade einmal einen durchaus gelungenen sowie einen halbwegs akzeptablen Streifen zurückblicken. "Resident Evil", das Original, mit dem alles begann, bot zwar sinnfreie, dafür aber flotte Unterhaltung mit sattem Splatteranteil. Der Science-Fiction-Film "Event Horizon – Am Rande des Universums" vereinte Andersons größte Stärke, wie auch größte Schwäche auf engstem Raum: Visuell berauschend, inhaltlich auf dem Niveau eines Trappatoni-Interviews auf Deutsch.
Ansonsten zeichnete er ausschließlich für nicht recyclingfähige Wegwerfware verantwortlich und darf sich immerhin brüsten, das "Alien"-Franchise mit seiner Travestie "Alien vs. Predator" persönlich in die Tonne getreten zu haben.
Mit "Resident Evil: Afterlife gibt er eine weitere Probe seines begrenzten Könnens ab und macht unmissverständlich klar, dass er die Filmreihe so lange fortsetzen wird, bis die Filme entweder nichts mehr einspielen oder ihm jemand endlich den Regiestuhl unterm Allerwertesten wegzieht. Milla, übernehmen Sie!
Fazit
Fast ununterbrochen explodiert etwas, wird geballert, getreten und geprügelt. Und das alles ist um Klassen besser als die grauenhaften Dialoge, vom nur gerüchteweise vorhandenen Plot ganz zu schweigen. Vorwurf sollte man Paul Anderson keinen machen: Er kann es wohl einfach nicht besser und hatte bei "Resident Evil" aus 2002 nur ein besonders fähiges Team um sich versammelt.
"Resident Evil: Afterlife" schafft es jedenfalls mühelos, die beiden Vorgängerfilme qualitativ zu unterbieten. Milla-Jovovich-Fans können sich viel Geld mit dem Angucken ihrer "L'Oréal"-Werbespots ersparen. Deren Handlung ist sogar besser und spannender …
Hintergrund: Computerspiele, die zu Filmen wurden
Bücher wurden seit jeher verfilmt, später kamen Musicals und Theaterstücke hinzu. Wieso also nicht Computerspiele für die Leinwand adaptieren? Die Antwort ist klar: Weil daraus nur selten Gutes entstand, wie diese unvollständige "Hall of Shame" der Computerspielverfilmungen belegt.
Super Mario Bros.
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Eine der wenigen positiven Überraschungen: Atmosphärisch dicht, visuell berauschend umgesetzt und mit tollen Schockeffekten versehen.
Kurz gesagt: Das Schwarze Schaf in dieser Liste …
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Klingt interessant? Ist es aber nicht! Dafür sorgen gleich zu Beginn Textkarten, die in Filmen aus nachvollziehbaren Gründen unbeliebt sind. Tara Reid vermag als hyperintelligente Wissenschafterin zwar nicht vollends zu überzeugen, gleicht diesen Mangel jedoch durch eine völlig unmotivierte Sexszene wieder aus. Regisseur Uwe Boll hat das Zielpublikum solcher Filme einfach genauestens studiert …
Daten & Fakten
Originaltitel: "Resident Evil: Afterlife 3D"
Regie: Paul W. S. Anderson
Produktionsland und -jahr: D/GB/USA 2010
Filmlänge: ca. 96 Minuten
Verleih: Constantin Film Verleih
Deutscher Kinostart: 16.9.2010
FSK: Ab 16 Jahren
Offizielle Website: http://www.residentevil.film.de/
Die vierte Art | A Perfect Getaway | Rückkehr zur blauen Lagune |
Bildquelle:
http://www.amazon.de
(Horrorfilme: Nach wahrer Begebenheit oder frei erfunden?)