Die Unterscheidung zwischen unbelebten und belebten Naturkörpern

Sedlacek beginnt seine Suche nach einer Antwort auf die Frage, ob es ein "Leben nach dem Leben" gibt, mit der Unterscheidung zwischen unbelebten Naturkörpern wie Steinen und belebten Naturkörpern wie Menschen und Tieren. Wie er darlegt, besteht das Unbelebte aus materiellen Stoffen verschiedener Art, und alle Änderungen der Stoffe lassen sich auf chemische und physikalische Energien zurückführen. Ferner sind Energien oder Arbeitsleistungen stets messbar. Dabei ist von besonderer Bedeutung, dass Stoff und Energie zwar wandelbar sind, aber unzerstörbar.

Auch das Leben ist – so Sedlacek - immer an Materie gebunden. Und diese Materie habe dieselben chemischen und physikalischen Eigenschaften, wie es sie auch in der unbelebten Natur gibt. Aber sie ist, wie er betont, ein besonderer materieller Stoff. Denn die Lebensprozesse würden stets so erfolgen, dass sie der Erhaltung des Lebens dienen, und deshalb nenne man sie zweckmäßig. Und eine solche Zweckmäßigkeit finde man nirgends in der unbelebten Natur. Bei den Lebewesen komme also zu dem chemisch-physikalischen Geschehen noch etwas Richtunggebendes oder Leitendes hinzu.

Sedlacek spricht hier vom Bio-Regulationssystem, das immateriell sein muss, weil es nicht messbar ist und über die Materie herrscht und sie leitet. Es handle sich hier um die Gesamtheit der in einem Lebewesen ablaufenden informationsverarbeitenden Prozesse, wobei jede Information mit ihrem Träger aus biologisch-chemischen Stoffen verbunden sei. Dieses System ist für ihn gleichbedeutend mit der "Seele".

Im Hinblick auf die Tätigkeit des Bio-Regulationssystems unterscheidet Sedlacek zwischen dem Verstand der Tiere und der Vernunft des Menschen. Beide seien Ausdruck von Bewusstsein. Aber in der Vernunft des Menschen offenbare sich eine über das Bewusstsein der Tiere weit hinausgehende Form von Bewusstsein, die als Ich- oder Selbstbewusstsein bezeichnet werden könne. (Ich möchte hier anmerken, dass der Autor in seinem Buch "Unsterbliches Bewusstsein" das Bewusstsein des Menschen noch mit der Seele gleichgesetzt hatte. In dieser Frage hat er also seine Position geändert).

Ist das Bewusstsein des Menschen vom Gehirn unabhängig?

Das menschliche Ich bzw. das höhere Bewusstsein des Menschen ist, wie Sedlacek zeigt, durch eine Reihe von Merkmalen gekennzeichnet, durch die es sich nicht nur über die Materie, sondern auch über die biologische Regulation erhebt und diese beherrscht. Das aber, was über den Körper und das Bio-Regulationssystem herrscht, muss, wie Sedlacek betont, mehr sein als diese, es muss eine besondere Erscheinungsform sein. Seiner Meinung nach muss folglich das Bewusstsein des Menschen eine vom Gehirn in gewissem Sinne unabhängige Erscheinungsform sein. Und zwar komme dies zum Ausdruck

  • im geistigen Zustand bei Hypnose und in Delirien;
  • in Klarträumen, bei denen die Träumenden Erleuchtungen, Intuitionen, erleben;
  • in Wahrträumen, d.h., Träumen, in denen sich Szenen gerade eben, oft in weiter Entfernung, abspielen - man spricht in diesem Zusammenhang auch von "Hellsehen";
  • im sogenannten Somnambulismus, dem Schlafwandeln, bei dem der Betroffene sogar körperlich aktiv werden kann, ohne aufzuwachen;
  • im Phänomen der "Inselbegabung", auch Savant-Syndrom genannt, bei dem Menschen in einem kleinen Teilbereich außergewöhnliche kognitive Leistungen vollbringen können.

Sedlacek folgert daraus, dass das menschliche Bewusstsein eine schöpferisch wirkende Kraft ist. Und dieses schöpferisch tätige Bewusstsein ist für ihn gleichbedeutend mit dem, was die Psychologie als "Unterbewusstsein" bezeichnet. Sedlacek unterscheidet also zwischen "Tagesbewusstsein" und "Unterbewusstsein" als unterschiedlichen Erscheinungsformen des Bewusstseins, wobei das Tagesbewusstsein in erster Linie an das Gehirn und seine Arbeitsfähigkeit gebunden ist, während das Unterbewusstsein möglicherweise vom Gehirn und damit vom Körper und Stoff in gewissem Umfang unabhängig ist.

Außersinnliche Wahrnehmung und Quantenverschränkung

Weitere wichtige Hinweise auf eine Unabhängigkeit des Bewusstseins, genauer: des Unterbewusstseins, vom Gehirn findet man – so Sedlacek – auch in den Berichten über außersinnliche Wahrnehmung, wobei er es für sehr wahrscheinlich hält, dass außersinnliche Wahrnehmung genauso existiert und funktioniert wie die nichtlokale Fernwirkung bei der Quantenverschränkung. Und zwar handelt es sich dabei um die Kommunikation von verschränkten Teilchen über beliebige Entfernungen, wobei eine Wechselwirkung zwischen den Teilchen vorausgegangen sein muss. Bei Menschen komme dies über enge Beziehungen zustande, so dass eng miteinander verbundene Menschen schließlich in ihren Körpern miteinander verschränkte Teilchen besitzen. Wenn dann einer der miteinander verbundenen Personen ein besonderes Erlebnis widerfährt, könne dieses per Quantenverschränkung dem Unterbewusstsein der anderen Person ohne Zeitverzögerung kommuniziert werden.

Und zwar spricht man hier – so Sedlacek – deshalb von einer nichtlokalen Verbindung verschränkter Teilchen, weil diese in einem nichtlokalen Raum stattfinde, also in einem Raum, in dem es weder eine Distanz (räumliche Ausdehnung) noch eine Zeit gebe. Was dort existiert, seien Informationen und Prozesse, die keine Zeit benötigten. Der nichtlokale Raum könnte deshalb als das "Jenseits" im Gegensatz zum "Diesseits" bezeichnet werden. Sedlacek folgert daraus, dass ein physikalisches Jenseits existiert, also kein geisteswissenschaftliches Jenseits, sondern eine Wirklichkeit.

Substanzinformation und Entropie

Wie Sedlacek zeigt, zieht die Erkenntnis, dass ein physikalisches Jenseits existiert, gleich die Frage nach sich, welcher Art die Information ist, die hier vorkommen kann, genauer: unter welchen Voraussetzungen Information anders als im Diesseits ohne einen materiellen oder energetischen Träger existieren kann. Und zwar ist seiner Meinung nach davon auszugehen, dass die Information im physikalischen Jenseits ihr eigener Träger ist. Diese spezifische Information nennt er Substanzinformation. Diese sei äquivalent zu Energie oder Masse.

Von besonderer Bedeutung ist hier – so Sedlacek – der Zusammenhang von Information und Entropie, Entropie verstanden als der nicht mehr nutzbare Teil der Energie eines geschlossenen Systems. Sedlacek zufolge erzeugt jeder Arbeitsprozess, jeder Denkvorgang, jeder Vorgang des Bewusstseins Entropie im lokalen Diesseits unserer Raumzeit, und diese Entropie werde als Substanzinformation im physikalischen Jenseits gespeichert. Die Entropie geht also im Regelfall in den Zustand der Substanzinformation über, und diese bleibt im nichtlokalen physikalischen Jenseits, bis sie durch einen Vorgang der Wechselwirkung auf Quantenebene ins Diesseits geholt wird.

Die Unvergänglichkeit des Bewusstseins

Am Ende seiner Argumentationskette steht für Sedlacek die Erkenntnis, dass das Grundgesetz der gesamten stofflich-energetischen Natur, demzufolge weder Masse noch Energie verloren gehen, sondern lediglich umgewandelt werden, auch für das Bio-Regulationssystem und vor allem für das Bewusstsein gelten müsse. Denn es wäre seiner Meinung nach ein Unding, zu glauben, dass das Bewusstsein als das leitende Prinzip vergänglich sei und mit dem zeitlichen Ende aufhöre zu existieren, während das Bio-Regulationssystem und der Stoff weiter bestehen blieben.

Hier müsse man auch die besonderen – oben genannten - Fähigkeiten des Bewusstseins in Betracht ziehen, die während des Erdenlebens, wo vor allem das Tagesbewusstsein gefragt sei, nicht richtig oder gar nicht zur Geltung kämen. Folglich würde es sich hier um eine – für die Natur untypische - Vergeudung handeln, wenn diese – weitgehend ungenutzten - Fähigkeiten mit dem zeitlichen Ende des Lebens untergehen würden. Vielmehr gelte hier, dass jedes Organ, jede Fähigkeit eines Lebewesens eine bestimmte Funktion hat, und dass, wenn ein Organ noch unausgebildet und unentwickelt ist, es auf einer späteren Daseinsstufe des betreffenden Wesens eine bestimmte Funktion zu erfüllen haben wird.

Sedlacek kommt zu dem Schluss, dass eine für gewöhnlich im Leben nicht zur Betätigung kommende Fähigkeit des Bewusstseins in Zukunft die Gelegenheit zur vollen und sinnvollen Tätigkeit erhalten müsse, dass also auf das Erdenleben eine andere Daseinsform des Bewusstseins ohne den es hindernden Körper, ohne das auf die Entwicklung durch die Sinneserfahrungen angelegte Gehirn folgen müsse. Das zeitliche Ende bedeute folglich das Lösen der Fesseln des Bewusstseins von den Einschränkungen der Körperlichkeit und sei damit die Geburtsstunde seines eigentlichen selbstständigen Daseins.

Wie könnte unsere Existenz im Jenseits aussehen?

Bleibt die Frage, ob und wie sich das Bewusstsein betätigen könnte in einem Dasein, das eines Körpers, wie wir ihn im irdischen Leben haben, entbehren muss. Und zwar werden Sedlacek zufolge nun das innere Schauen und die Intuition die Grundlage des Erkennens sein. Hinzu komme ein fast vollkommenes Erinnerungsvermögen, das dem Bewusstsein den Erkenntnisgewinn aus dem Erdenleben sichert, der auch auf Wollen und Fühlen beruht. Er vermutet, dass das Bewusstsein mit diesen Fähigkeiten möglicherweise auch das nachholen und vollenden könne, was ihm im Erdenleben versagt geblieben ist, so dass es hier noch eine Weiterentwicklung geben könnte.

Allerdings hänge die Aufrechterhaltung unserer Persönlichkeit, unserer Identität, im Jenseits davon ab, dass die zu unserem Bewusstsein gehörenden Informationen, die auf dem Weg der Erzeugung von Entropie und deren Umwandlung in Substanzinformation bereits zu unseren Lebzeiten ins Jenseits gelangt waren, dort als zusammenhängende Einheit gespeichert sind und in dieser Form weiterexistieren. Und zwar ist es Sedlacek zufolge der physikalische Prozess, der als Fluktuation bezeichnet wird, der auf der Grundlage der im Jenseits gespeicherten Information über unsere Persönlichkeit für deren Kontinuität über das zeitliche Ende hinaus sorgt. Fluktuation ist mit anderen Worten - so Sedlacek – der Antrieb für die Steuerungsinformationen von Naturprozessen auf Quantenebene, die im physikalischen Jenseits gespeichert sind.

Bewertung

Angesichts der Fülle an Informationen aus Biologie und Physik, die Klaus-Dieter Sedlacek in seinem Buch darlegt, und der atemberaubenden Verknüpfung dieser Informationen, um auf dieser Basis eine Unvergänglichkeit des menschlichen Bewusstseins und damit die Existenz eines "Lebens nach dem irdischen Leben" nachzuweisen, muss man erst einmal tief durchatmen. Denn der Autor hat es wirklich geschafft, die wissenschaftliche Beweisführung soweit voranzutreiben, wie es bei dieser Thematik überhaupt möglich ist. Auf die Beschäftigung mit Nahtoderfahrungen, also Erfahrungen von Menschen, die dem Tod sehr nahe waren, aber wiederbelebt werden konnten – die ja für viele andere renommierte Forscher zumindest einen Hinweis auf ein Weiterleben nach dem Tod darstellen – hat er dabei verzichtet.

Es wäre allerdings meiner Meinung nach eine interessante Frage, inwieweit die Überlegungen des Autors mit den Berichten Nahtoderfahrener übereinstimmen. So wird beispielsweise die Vermutung des Autors, im Jenseits werde mittels gegenseitiger Gedankenübertragung kommuniziert, von Nahtoderfahrenen bestätigt. Andererseits besteht eine Diskrepanz zwischen den jeweiligen Vorstellungen vom Jenseits. Und zwar ist in den Berichten Nahtoderfahrener häufig von einer "richtigen" Grenze zwischen Diesseits und Jenseits die Rede, und das Jenseits wird als ein ganz besonderer Ort beschrieben wird, der sich vom Diesseits grundlegend unterscheidet. Viele sprechen hier wirklich vom "Himmel", während der Autor die Ansicht vertritt, man dürfe das Jenseits nicht räumlich auffassen. Es sei hinsichtlich des Bewusstseins kein Ort der Anschauung, sondern eine Daseinsform. Es müsse deshalb besser heißen: "diesseits des Körpers" und "jenseits des Körpers".

Und "jenseits des Körpers" heißt eben für den Autor, dass die Menschen nach Ende ihres irdischen Daseins als "entkörperte Wesen", also als Geistwesen, weiterleben. Auch Nahtoderfahrene berichten über die Begegnung mit Geistwesen, setzen diese aber eher mit Engeln gleich, während ihnen verstorbene Verwandte oder Freunde eher in körperlicher Form wiederbegegnet sind. Dies gilt auch für Geistererscheinungen im Diesseits. Dabei geht es darum, dass "Wesen in Menschengestalt" erschrockenen Zeitgenossen erschienen sind und sich dann quasi "in Luft aufgelöst haben", wobei es sich später an Hand von Personenbeschreibungen oder Fotos herausgestellt hat, dass es sich dabei wirklich um Verstorbene gehandelt hatte.

Vielleicht könnte man hier auch einen Vergleich mit Aussagen der "Heiligen Schrift" anstellen. So hat der Apostel Paulus unterschieden zwischen dem "natürlichen, irdischen" Leib des Menschen und dem "geistlichen, himmlischen" Leib, den der Mensch nach seiner Wiederauferstehung erhält und mit dem er "im Himmel" weiterlebt. (S. 1. Korinther 15)

Insgesamt würde ich dafür plädieren, dass man sich bei der Beschäftigung mit dem Thema "Weiterleben nach dem Tod" an der strengen wissenschaftlichen Beweisführung orientiert, die der Autor dankenswerterweise in seinem Buch vorgelegt hat, dass man aber die inzwischen sehr zahlreichen Dokumentationen von Nahtoderfahrungen dabei nicht ausklammert und vielleicht auch mal die Bibel zu Rate zieht.

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