Die Spindeltalkirche von Süden ...

Die Spindeltalkirche von Süden gesehen (Aufnahme von 2007) (Bild: Wikipedia - KBWEi)

Die Geschichte der „Maria im Spindeltal“ - Im Jahre 1478 erbaute Graf Jörg von Helfenstein hier eine Kirche.

Zwanzig Jahre zuvor hatte sein Vater, Graf Conrad, der damalige Landvogt von Monheim, die Gegend als erbliches Lehen von den Markgrafen von Ansbach erworben und ein Gelübde abgelegt, hier ein Gotteshaus zu bauen. Schon vorher gab es an der Stelle eine Marienkapelle, deren Geschichte allerdings im Dunkeln liegt.

Schon bald blühte die Wallfahrt ins stille Spindeltal auf. Im 16. Jahrhundert starben die Helfensteiner aus und die Reformation überzog das Land. Auch viele Teile Bayerns waren damals evangelisch, so wie das nahe Neuburg an der Donau. Dessen Herrscher Ottheinrich bemächtigte sich der Einnahmen aus der Wallfahrt, raubte die Inneneinrichtung der Kirche, sowie die Glocke und ließ das Gotteshaus zerstören. Die Wallfahrt geriet in Vergessenheit und ein Jahrhundert später wusste niemand mehr um die Bedeutung der Ruinen.

1727 begab sich Franz Ferdinand von Schwab, Herr auf Trippach und pfalz-neuburgischer Kästner zu Graisbach in der Nähe der Kirchenruine  auf die Jagd. Dabei stürzte er mit seinem Pferd, blieb jedoch unverletzt. Wieder daheim, erfuhr er, dass seine Gemahlin zur selben Zeit, da er vom Pferd fiel, von einem übermütigen Hengst ins Gesicht getreten wurde. Aber auch sie hatte Glück und blieb unverletzt. Aus Dankbarkeit für diese doppelte Gunst brachte er in der Ruine der Spindeltalkirche ein Marienbildnis an.

Kaum war etwas Anbetungswürdiges in der Kirche vorhanden, setzte auch die Wallfahrt aus den umliegenden Dörfern wieder ein. Mit der Wallfahrt waren natürlich auch  Einnahmen verbunden. Wir erinnern uns: Einnahmen aus der Wallfahrt führten bereits im 16. Jahrhundert zur Plünderung und Zerstörung des Kirchleins.

Schon immer war die Pfarrei des nahen Dorfes Rögling für die Spindeltalkirche zuständig gewesen. Der Röglinger Pfarrherr baute auch 1747 ein neues Gotteshaus über den Resten der alten Spindeltalkirche.

Doch den Wellheimer Pfarrherr und Dekan Johannes Martinus Perfmann ließ das nicht ruhen. Er studierte seine Pfarrakten und fand heraus, das die Kirche zur ehemaligen Herrschaft Wellheim und damit eigentlich zu seinem Pfarrbezirk gehörte. Nun war das kein Streit zwischen Dorfpfarrern mehr, denn Rögling gehörte zur Diözese Eichstätt, Wellheim dagegen zum Augsburger Kirchenkreis. Beide Bischöfe stritten also um die Einnahmen aus der Marienwallfahrt im Spindeltal. Das taten sie so ausdauernd und kompromisslos, dass beide Parteien, müde vom Streiten, 1783 die Auflassung der Kirche anordneten. Die Wallfahrt wurde nach gut fünfzig Jahren wieder beendet und die Kirche wurde erneut zerstört um diesen Zankapfel aus der Welt zu schaffen.

148 weitere Jahre stand die Kirchenruine im Spindeltal, von Gestrüpp überwuchert, mittlerweile ein verwunschener, unheimlicher Ort.

Im Herbst 1931 zog der arbeitslose Zimmermann Xaver Kiermayer aus Tagmersheim mit Hacke und Schaufel zur Ruine und begann zu graben. Nach sechs Wochen harter Arbeit fand er in zwei Metern Tiefe eine gotische Madonnenfigur. Sie wurde vermutlich vor der Zerstörung um 1550 vergraben, um sie vor dem Zugriff des protestantischen Pfalzgrafen Ottheinrich zu schützen. Die Figur fand schnell einen Platz in der Pfarrkirche von Ensfeld, wo sie heute noch zu sehen ist.

Maria im Spindeltal - Aussen- und Innenansicht, aufgenommen im Oktober 2012

Aussenansicht der Kirche von Norden (Bild: Henning Schünke)

Die Spindeltalkirche heute

Die Umgebung und das Innere wurden von Bäumen und Gestrüpp befreit. 1983 stellte die Landjugend aus dem nahen Emskeim ein massives Holzkreuz in der Ruine auf. Später kam ein Bild der "Dreimal wunderbaren Mutter von Schönstatt" und ein Bild der Spindeltal-Madonna hinzu, aufgestellt von Pfarrer Otto Maurer.

Männer aus den umliegenden Dörfern ebneten den Grund, bauten einen Altar und einen Ambo, eine Art Kanzel. Seit 1985 finden wieder regelmäßig Wallfahrten statt. An der Westwand der Kirche zeugen Votivtafeln jüngeren Datums von der Hilfe der Jungfrau Maria. 1996 erhielt die Kirche ein schlichtes Dach und das Mauerwerk wurde ergänzt. Im September 1996 segnete der damalige Eichstätter Bischof Walter Mixa die nun offiziell als Ruinenkirche bezeichnete Kirche unserer Lieben Frau im Spindeltal. Am 5. Oktober des selben Jahres wurde eine Kopie der 1931 gefundenen Marienfigur neben dem Altar aufgestellt.

Zwischen Mai und Oktober finden in der Kirche regelmäßig Gottesdienste statt. Trauungen und Eucharistiefeiern sind ebenso möglich, müssen aber beim Pfarramt Wellheim beantragt werden. Letztendlich hat also das Bistum Augsburg die Kirche zugesprochen bekommen.

Anscheinend hat man aus dem Schicksal des Kirchleins soviel gelernt, dass heutige Einnahmen aus der Wallfahrt und dem Opferstock von einem bürgerlich-rechtlichen Förderverein "Freunde der Spindeltalkirche" verwaltet werden und ausschließlich der Erhaltung der Kirche dienen.

Innenausstattung der Spindeltalkirche - Aufgenommen im Oktober 2012

Kopie der "Spindeltal-Madonna" (Bild: Henning Schünke)

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