Sammeln für das Bundesbüdchen
Fast 40 Jahre lang versorgte die Bundesbude im Bonner Bundesviertel Politiker, Journalisten, Fahrer mit Würstchen, Schnaps und Zeitungen. Jetzt ist sie im Wartestand - auf LagerGerhard Schröder aß Würstchen mit viel Senf
Diese Bude, dieser Pavillon, zunächst mütterlich geführt von Christel Rausch, später von ihrem Sohn Jürgen, war eine Bonner Institution. Von Anfang an. Die Touristen, die zu den Anlegestegen der Rheinschiffe strömten – die waren auch nur 200 Meter entfernt –, flanierten vorbei, um hier am Tresen große Politik zu schnuppern. Gerhard Schröder, als er noch nicht Kanzler war, kam gern auf einen Sprung und aß ein Würstchen mit viel Senf (Currywurst hatten die Rauschs nicht im Angebot). Der ehemaligen Bundeswirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff, auf den eleganten Krückstock gestützt, tat es ihm nach – hatte er doch sein Abgeordnetenbüro in einer kleinen Villa in unmittelbarer Nähe. Und freitags, wenn der Bundesrat tagte, kam der damalige hessische Ministerpräsident Hans Eichel und kaufte Zeitschriften, vorzugsweise Autozeitungen. Joschka Fischer versorgte sich hier mit Lesestoff, und Helmut Kohl ließ sich hier belegte Brötchen schmieren. Sie taten es genauso wie der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer. Der besorgte sich hier die Bild-Zeitung.
Die Trinkgewohnheiten der Gäste blieben vertraulich
Insgesamt: Ob Bodyguards, Fahrer, Sekretärinnen, Saaldiener, Journalisten oder Politiker – so ziemlich alle aus dem Bundesviertel waren hier bunt gemischt Kunde. Am Tresen bei Rauschs gab es keine Standesunterschiede, sondern nur rheinisch-fröhliches Neben- und Miteinander. Und Verschwiegenheit. Christel und später Jürgen Rausch kannten ihre Kunden mit der Zeit haargenau – und auch ihre Trinkgewohnheiten. Aber das blieb privat. Bundesweit bekannt wurde der Pavillon 1981, als der Journalist Friedrich Nowottny, später Intendant des Westdeutschen Rundfunks, in Thomas Gottschalks Sendung "Wetten das…" seine Wette verlor und zur Strafe einen Tag lang dort Ess- und Trinkbares verkaufen musste.
Ein Kran nahm die Bude an den Haken
Als der Bundestag nach Berlin umzog, versprach Jürgen Rausch trotzig, die "Bundesbude" weiterzuführen und 40 Jahre schöne Bonner Bundes-Erinnerung hochzuhalten. Im Jahr 2001 wurde der Pavillon offiziell unter Denkmalschutz gestellt. Aber 2006, als die Bauarbeiten für ein neues Bonner Kongresszentrum voran schritten, musste er weichen. Ein riesiger Kran nahm ihn an den Haken und bugsierte ihn ins Lager. Irgendwann soll er irgendwo nicht allzu weit vom alten Standort wieder einen Platz finden. Falls sich dann noch jemand erinnert. -- An seiner Stelle stand zwischenzeitlich auf der Baustelle des Kongresszentrums eine Holzhütte im Jodlerstil. Eine Geschmacksverirrung.
Aber insgesamt: Die Rückkehr des Kiosks bleibt ungewiß. Ein Förderverein sammelt Spenden für die Wiederaufstellung. Derweil hat die Stadt Bonn die Lagerungskosten übernommen. Beim früheren Betreiber Rausch liegen inzwischen die Nerven blank…
Das Bild vom Bundesbüdchen stammt aus dem Band "Bannmeile Bonn - Politik menschlich gesehen" von Josef A. Slominski und Eduard Neumaier.
Bildquelle:
Gerd Altmann / pixelio.de
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