Horrorkomödie "Sand Sharks"

Gar Schröckliches trägt sich auf der idyllischen Insel White Sands zu: Junge Leute verschwinden spurlos und hinterlassen als Abschiedsgruß höchstens ihren im Motorradhelm steckenden Kopf. Eigentlich wirken die Morde wie klassische Haiangriffe, wäre da nicht der Umstand, dass die Leichenreste viel zu weit weg vom Wasser aufgefunden werden. Ein Mysterium, das dem nach 15 Jahren freiwilligen Exils nach White Sands zurückgekehrten Jimmy Green (Corin Nemec) reichlich egal ist. Als Sohn des amtierenden Bürgermeisters (gemäß IMDB Edgar Allan Poe IV) möchte er das "Sandman Festival" organisieren und mit Hilfe der Strandparty endlich das große Geld machen.

Sheriff Stone (Eric Scott Woods) ist davon jedoch wenig begeistert und möchte den Sand sperren lassen, zumal Meeresbiologin Dr. Sandy Powers (Brooke Hogan) vermutet, dass ein prähistorischer Sandhai (Megastussus giganticus) im Sand seine Kreise zieht und arglose Touristen verspachtelt. Jimmy sind die Einwände herzlich egal und gegen den Widerstand des Sheriffs lässt er am Stand eine Riesenfete steigen. Doch mit den Sandhaien kamen die Tränen...

Trailer "Sand Sharks"

Klarer Trash: Horrorkomödie "Sand Sharks"

Der Weiße Hai ist nicht dabei

Eines vorneweg: Die von Mark Atkins (unter anderem für den Mockbuster "Battle of Los Angeles" verantwortlich zeichnend) inszenierte Horrorkomödie "Sand Sharks" darf der geneigte Zuschauer keine Sekunde lang ernstnehmen, um halbwegs seinen Spaß daran haben zu können. Andererseits: Kann nach Betrachten des Trailers oder des dreist von Spielbergs "Der weiße Hai" abgekupferten Filmposters auch nur der Hauch eines Zweifels bestehen, dass es sich um ein Trashmovie handelt? Entsprechend forsch lässt es der in trashigen Gefilden erfahrene Mark Atkins von Beginn weg angehen: Ein Motorradfahrer wird von einem im Sand schwimmenden Hai verfolgt, eingekreist und schließlich aus dem Verkehr gezogen. Da hilft auch der vorschriftsmäßig getragene Schutzhelm nichts!

Während anfangs noch eine halbwegs logische Handlung - soweit dies bei einem Film über im Sand jagende prähistorische Haie überhaupt möglich ist - in Szene gesetzt wird, lässt der Streifen mit dem Eintreffen seines Protagonisten und Stars Corin Nemec sämtliche Hemmungen fallen und driftet völlig ins Absurde ab. Corin Nemec, der auch als einer der Produzenten fungierte, dürfte wohl nur noch älteren Semestern als Hauptdarsteller der passablen TV-Serie "Parker Lewis – Der Coole von der Schule" in Erinnerung sein. Anstatt mit Akne und Paukern schlägt sich Nemec mittlerweile mit B-Movies und Alterserscheinungen herum.

Diese Sharks sind am und im Sand!

Bereits im Vorfeld hatte die Idee von in Sand lebenden Haifischen für allerlei Kopfschütteln, aber auch Gelächter und Spott gesorgt. Doch man lese und staune: Sand Sharks, also Sandhaie, existieren tatsächlich! Freilich führen diese einen sehr konservativen Lebensstil, indem sie im Wasser leben und sich hauptsächlich nicht von Bikini-Girls ernähren. Trotzdem muss man Atkins für die Originalität des zentralen Plotteils Respekt zollen, auch wenn er lediglich einen Tiergattungsnamen wortwörtlich nahm und bereits 1995 im TV-Film "Magic Island" ein Hai im Sand sein (unblutiges, wie es sich für einen Kinderfilm gehört) Untierwesen trieb und der Horrorfilm "Blood Beach - Horror am Strand" ein ähnliches Szenario bot.

 

Lahme Horrorkomödie

Allzu kleinlich sollte man dennoch nicht erscheinen und sich auf das Wesentliche konzentrieren: Wühlt der Film in Kunstblut und macht Spaß, wie es sich für eine Horrorkomödie gehört? Die Antwort hierauf lautet: Ja, aber leider viel zu wenig. Einige Szenen zaubern dem geneigten Zuschauer gewiss ein Schmunzeln auf die Lippen. Etwa, wenn der Unterleib einer Frau vom Sandhai gefressen wird und ihr Ex-Geliebter mit angeekelter Miene versucht, die Gedärme zurück in den Körper zu stopfen. Auch an Anspielungen - bevorzugt natürlich an "Der weiße Hai" - wurde im Gegensatz zum Budget nicht gespart.

Das reicht allerdings nicht, um "Sand Sharks" zum Klassiker wie "Tremors - Im Land der Raketenwürmer" oder "Shaun of the Dead" zu machen. Denn trotz aller Kalauer und Gags, boten diese Horrorkomödien einen zusammenhängenden, in sich geschlossenen Plot, akzeptable Charakterisierungen und ein gerüttelt Maß an Spannung. Nichts davon kann sich "Sand Sharks" auf die Fahnen schreiben. Aber selbst für eine komplett durchgeknallte Gaga-Komödie wie "Angriff der Killertomaten" ist der Streifen schlichtweg nicht verrückt und witzig genug.

Wenige Gags in "Sand Sharks"

Die meisten Gags sind ebenso vorhersehbar wie die "überraschenden" Angriffe auf die Stichwörter "Nur nicht den Kopf verlieren" oder "Dafür könnte ich sterben". Hierbei baut der Film, nun ja, auf Sand. Und das ist jammerschade, setzt er doch auf ein abgefahrenes Szenario, das allerlei Möglichkeiten für gelungene Gags und veritable Spannung geboten hätte. Vielleicht hätte ein halbwegs akzeptables Drehbuch aber auch den bescheidenen finanziellen Rahmen gesprengt. Schließlich wirkt der Film mindestens so billig, wie er gedreht wurde: Die CGI-Haie vermögen nur dann zu überzeugen, wenn lediglich ihre Flossen zu sehen sind, im gesamten Film scheint es höchstens ein halbes Dutzend Schauplätze zu geben und gerade mal eine Handvoll Komparsen sollen tausende (!) Partygäste simulieren. Das Konzept, eine irrwitzige Idee in eine Horrorkomödie mit beschränkten Mitteln und Darstellern (was sich auf die Quantität, nicht die mentale Verfassung beziehen soll) zu transferieren, scheitert an der halbgaren Umsetzung.

 

Hulk Hogans Tochter Brooke

"Sand Sharks" hat seine gelungenen Szenen, einen wunderbar überdrehten Hauptdarsteller und einige witzige Anspielungen und Sprüche. Und trotzdem reizt der Film das in ihm steckende Potenzial nicht ansatzweise aus und begnügt sich damit, ein launiges Trashmovie von der Stange zu sein. Da wäre mehr, sehr viel mehr drinnen gewesen! Daran kann selbst Brooke Hogan, das schauspielernde Töchterchen von Wrestling-Legende Hulk Hogan (und ihm, so uncharmant dies klingen mag, irgendwie aus dem Gesicht geschnitten) nicht viel ändern, der man die alles wissende Meeresbiologin (bekanntlich stammen Haie von Krokodilen ab) nicht unbedingt abnimmt. Dass sie statt Laborkittel knappe Bikinis trägt und ausgerechnet "Sandy" heißt, steigert die Glaubwürdigkeit ihrer Rolle ebensowenig.

 

"Sand Sharks": Zu seichte Gags

Letzten Endes scheitert "Sand Sharks" an seiner Unentschlossenheit: Einen richtigen Horrorfilm hätte ohnehin niemand erwartet, für eine Komödie sind die meisten Gags zu seicht und vorhersehbar und Absurdität mündet nicht automatisch in Kult. Am einfachsten wären noch die kläglich animierten CGI-Sandhaie zu verkraften, wäre das Drehbuch sorgfältiger verfasst worden. An keiner Stelle kommt echte Spannung auf, die Chancen auf interessante Plotentwicklungen werden verschenkt und die Charaktere agieren meist völlig unglaubwürdig. Doch wir wollen nicht unfair sein: Vielleicht hat ja ein Sandhai das ursprüngliche Drehbuch gefressen.

Fazit: Ansehnliches Trashmovie, das sein Potenzial aber leichtfertig verschenkt. Nette Horrorkomödie für Zwischendurch, leider nicht mehr. 

Originaltitel: Sand Sharks

Regie: Mark Atkins

Produktionsland und -jahr: USA, 2011

Filmlänge: ca. 91 Minuten

Verleih: Splendid Film/WVG

Deutscher Kinostart: -

FSK: Freigegeben ab 16 Jahren

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