Das Comeback der Vinyl Schallplatten


Die Absatzzahlen für Schallplatten steigen in den letzten Jahren wieder stark: Laut Statistica wurden in den USA im Jahr 2006 nur mehr 0,9 Millionen Schallplatten verkauft, im Jahr 2012 waren es bereits wieder 4,6 Millionen. Auch in Deutschland steigen die Umsätze, 2011 wurden laut dem Nachrichtenmagazin Fokus 1,65 Millionen Vinyl-Schallplatten verkauft: So viele wie seit 17 Jahren nicht mehr.

Manche Leute reden gar davon, dass Schallplatten die Musikindustrie retten werden: Während die Industrie im Kampf gegen das Kopieren und Verteilen digitaler Musik immer einen Schritt hinterherhinkt, können Schallplatten nicht so einfach im heimischen Laptop kopiert werden. Wer eine Schallplatte will, muss sie immer noch erwerben. 

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Wer sind die Leute, die Vinyl Platten kaufen?

"Schallplatten sind empfindlich, sperrig und die Tonqualität kommt nie an digitale Aufnahmen heran", sagen die einen. "Falsch" sagen die anderen: Theoretisch sei die Tonqualität einer Schallplatte sogar besser als die einer CD: Wenn eine Aufnahme heute in einem Supertonstudio mit 192 kHz aufgenommen wird, muss sie zuerst auf die 44,1 kHz downgesampelt werden, die heutiger Audio-CD Standard sind, während sie eins zu eins analog auf Vinyl übertragen wird. (Für Interessierte: User Video1HD hat die technischen Hintergründe auf Youtube genau erklärt). Typische Qualitätsprobleme der Schallplatte wie zum Beispiel Störgeräusche sind da allerdings nicht berücksichtigt.

Auch wenn sich der Unterschied in der Tonqualität in Feinheiten äußern mag: Akustische Feinspitze berichten durchaus, dass Musik auf Vinyl dynamischer und klarer sei, auch mehr Klangfarben habe. So mag es nicht verwundern, dass Vinyl Schallplatten auch bei Liebhabern klassischer Musik beliebt sind. Anhänger der schwarzen Scheiben führen jedoch nicht nur die Tonqualität ins Feld, sondern das sinnliche Erlebnis beim Anhören einer Schallplatte: Während es heute reicht, auf einem mp3 Player einen Knopf zu drücken, um Musik zu hören, ist das Auflegen einer Schallplatte ein Ritual, das schon beim vorsichtigen Herausnehmen aus dem aufwändig gestalteten Cover beginnt. Mit spitzen Fingern wird die Platte dann behusam auf den Plattenteller gelegt, sodann der Tonarm herunter gelassen: Das Hörvergnügen kann beginnen. Es ist wie der Unterschied zwischen Buch und EBook: Auch wenn das EBook zweifellos so praktischer ist und erlaubt, eine ganze Bibliothek in der Handtasche zu verstauen, so macht doch der Geruch von Papier, das liebevolle Cover und das Gefühl des Umblätterns für viele Menschen einen guten Teil des Lesevergügens aus.

Neue Musik auf Schallplatten

Man möchte meinen, dass sich vor allem Leute von Vinyl Schallplatten angezogen fühlen, die damit groß geworden sein und das mag auch zu einem guten Teil so sein. Dennoch hat die Schallplatte einen ganz wesentlichen Platz in der jungen Disko und Hip Hop-Kultur. Solange "Scratching", das ist das manuelle Bewegen des Plattentellers bei heruntergelassener Nadel als etablierte DJ-Kunst gilt, hat die Schallplatte ihren Platz. Und so kommt es, dass auch Musik von Hip Hop Stars und Rappern wie 50 Cent und Sido auf Schallplatten vertrieben wird.

Gebrauchte Schallplatten für Sammler

Besondere Vinyl, aber auch noch alte Schellack-Platten haben sich mittlerweile zu kostbaren Sammlerstücken gemausert. Doch wer glaubt, "kostbar" entspreche mehr einem emotionalen Wert und Sammler seien vorwiegend auf Flohmärkten zu finden, täuscht sich: Vor allem historische Auf- nahmen mit begrenzter Stückzahl erzielen bei Sammlern Rekordpreise und werden auf Börsen um vier- oder gar fünfstellige Summen gehandelt. Schallplatten gelten sogar schon als Kapitalanlage und die Seite popsike.com macht das durchaus plausibel. Hier werden Preise aufgelistet, die Schallplatten auf Auktionen erzielt haben. Aktueller Spitzen- reiter: Das Exemplar N°5 des limitierten "White Albums" der Beatles aus dem Jahr 1968 um 19201 Britische Pfund.

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