Schaubergwerk Marienglashöhle bei Friedrichroda im Thüringer Wald
Die Marienglashöhle bei Friedrichroda glänzt mit großen Gipskristallen einer Kristallgrotte.Führung durch die Höhle
Die Führungen durch das Schaubergwerk Marienglashöhle beginnen am Zugang zum Ernst-August-Stollen. Ausgerüstet mit Schutzumhang und Schutzhelm geht es durch den rund 110 Meter langen Stollen. In dem gibt es geologische Fenster. Die erlauben einen Blick auf die verschiedenen Gesteinsschichten wie Buntsandstein, Dolomit, Gips. In der Höhle gibt es zwei Sohlen; einen künstlich angelegten Wasserfall und einen Untertagesee. Sommers wie Winters beträgt die Temperatur in der Höhle etwa acht Grad Celsius. Bei der hohen Luftfeuchtigkeit tropft es auch gern von der Decke.
Auf der oberen Sohle gibt es einen künstlichen Wasserfall. Hier sind die Werkzeuge und Vorrichtungen, die von den Bergleuten beim Abbau des Gipses genutzt wurden, zu sehen und werden sachkundig erklärt.
Über eine Treppe geht es auf die untere Sohle. Hier befindet sich die Attraktion der Marienglashöhle: die Kristallgrotte. Diese funkelnde Grotte wurde 1784 entdeckt und gilt als eine der schönsten und größten in Europa. Gipskristalle mit einer Länge bis zu 90 Zentimetern sind hier zu bewundern. Diese sehr reinen und transparenten Kristalle wurden gern als Verzierung oder zum Schutz von Marienbildern genutzt. Einige derartige Bilder werden auch in der Marienglashöhle präsentiert. Wegen dieser Nutzung erhielt das Material die Bezeichnung Marienglas. Das wurde auch in Kirchen, Klöstern und für Kronleuchter verwendet. Außerdem wurde dem Marienglas lindernde Wirkung bei Schmerzen und Verspannungen in Schultern und Nacken haben.
Von der Kristallgrotte ist schon der unterirdische See zu entdecken. Über Stege geht es durch diesen glitzernden See mit seinen einmaligen Spiegelungen. Im Kassenhaus der Marienglashöhle geht ein Glasbläser seiner Arbeit nach und im Shop können viele Mineralien und Schmuckstücke erworben werden. Die Marienglashöhle wird auch als Aufführungsort für Konzerte genutzt. Dabei wird die Höhle mit hunderten von Kerzen beleuchtet. Auch standesamtliche Trauungen sind in der Höhle möglich.
Die Marienglashöhle ist zwischen den Kurorten Tabarz und Friedrichroda gelegen. Sie ist nur im Rahmen von Führungen, die ganzjährig mehrmals täglich angeboten werden und rund 45 Minuten dauern, oder bei Sonderführungen und Konzerten zugänglich. An der Bundesstraße 88 von Tabarz nach Friedrichroda gibt es einen Parkplatz. Von dort führt ein 150 Meter langer Fußweg, gesäumt von Gasthäusern, zur Höhle. Gehbehinderte können mit dem PKW bis zur Höhle fahren. Die Thüringerwaldbahn hält unterhalb der Höhle an der Haltestelle "Marienglashöhle".
Exkurs: die Entstehung der Kristallgrotte
Im Trias, das bis vor 250 Mio. Jahren währte, wurde das hier entstandene Variskische Grundgebirge durch Verwitterung bis auf das Niveau des Meeresspiegels abgetragen. Dadurch wurden weite Teile Mitteleuropas, etwa bis zu den heutigen deutschen Mittelgebirgen, entstand ein Zechsteinmeer. Die im Wasser des Zechsteinmeeres gelösten Ionen sind heute in Vorkommen von Steinsalz und Gips zu finden. Auf dem Grund des Zechsteinmeeres lagerten sich Sedimente von Kalk und Sand ab. Vor 65 Millionen Jahren führten tektonische Prozesse zur Hebung des Thüringer Wald. Dabei wurden die zuvor gebildeten Sedimente entwässert und die Salze des Zechsteinmeeres kristallisierten aus. Es bildeten sich die Vorkommen von Buntsandstein und Muschelkalk um Friedrichroda herum aus. In den Sedimenten muss es, eingeschlossen in einem natürlichen Hohlraum, calciumsulfathaltigen Wassers gegeben haben. Über Jahrtausende versickerte das Wasser aus diesem Hohlraum und aus den Lösungen heraus bildeten sich die Kristalle aus Gips und damit die Marienglasgrotte.
Literatur
- Ulrich Völkel: Höhlen, Grotten, Schaubergwerke in Thüringen: Eine Wanderung unter Tage, über Tage, aber nicht alltäglich. RhinoVerlag Ilmenau 2007, ISBN 978-3-939399-03-2
- Heinz Walter Wild: Schau- und Besucherbergwerke in Europa. Bode Verlag Haltern 1998, ISBN 3-925094-38-5
- Hans Binder, Anke Lutz, Hans Martin Lutz: Schauhöhlen in Deutschland. Aegis Verlag Ulm 1993, ISBN 3-87005-040-3
Zugang zur Marienglashöhle (Bild: haros)
Bildquelle:
a.sansone
(Die Kuh am Wanderweg - ein Problem?)