Das Schloss heute

Die "Opera na Zamku" ("Oper im Schloss") bietet Opern-, Operettenaufführungen, Musicals, Tanzaufführungen und Werke polnischer Opernliteratur. Zum ständigen Repertoire gehören über zehn Stücke in polnischer Sprache und in Originalfassung. In der Sommersaison veranstaltet sie im Schlosshof Open-Air-Events.

Das "Schloss der Pommerschen Herzöge" ("Zamek Książąt Pomorskich") organisiert Konzerte, Ausstellungen, Konferenzen sowie wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Seminare. Darunter u. a. die Sonntagskonzerte am Mittag, Kammerkonzerte, Gitarrenkonzerte im Frühling, den Herbstlicher Musiksalon und Sommerliche Promenadenkonzerte. Auch das Internationale Festival für Orgel- und Kammermusik in Kamień Pomorski (Cammin) und das Internationales Festival "Musik in der Kathedrale" in Kołobrzeg (Kolberg) werden von hier organisiert. Dazu werden im Schloss rund 40 Ausstellungen im Jahr gezeigt. Darunter sind Präsentationen polnischer und europäischer Malerei, Ausstellungen moderner Kunst, Fotoausstellungen und Ausstellungen mit historischem Bezug.

Im Rahmen einer Besichtung oder Führung bietet das Schloss heute:

  • Besteigung des Glockenturms mit der Aussichtsplattform vom 1. Mai bis 30. September
  • Das Schlossmuseum mit der Sammlung herzoglicher Sarkophage, archäologischen Funden und einer Ausstellung zur Geschichte des Schlosses
  • Dauerausstellungen "Auf dem Hof der pommerschen Herzöge", "Geschichte des Herzogssitzes Stettin", "Pompa funebris der Herzöge aus dem Greifengeschlecht", "Hexenzelle" und "Das Lubinsche Kabinett"
  • Sonderausstellungen in den Räumen "Elżbietańska"-Saal, "Jana Fryderyka"-Saal, "Galeria Północna" und "Galeria Gotycka"
  • Die ehemalige Krypta der Herzöge aus dem Greifengeschlecht

Im Stettiner Schloss gibt es Werkstätten für Archäologie, für Denkmalpflege und für den Schutz des kulturellen Erbes. Im Münzflügel ist das Zentrum für Tourismus- und Kulturinformation untergebracht.

Glockenturm (Bild: haros)

Das Stettiner Schloss im Mittelalter

In Stettin gab es im 12. Jahrhundert einen slawischen Burgwall. Der wurde im Auftrag der Pommernherzöge durch Kastellane verwalt. Herzog Barnim I. ließ 1249 die Burg schleifen und überließ der Stadt einen Teil des Burgplatzes. Sein Enkel Barnim III. ließ 1345 auf dem Burghügel ein neues Schloss errichten. Dabei kam es zum Widerstand der Stadt. Den Konflikt schlichteten Herzog Bogislaw V. und Johann von Sachsen-Lauenburg, der Bischofs von Cammin. Die Stadt hatte für den Herzog ein steinernes Haus mit Umfassungsmauer und eine Kapelle, die Ottenkirche, zu errichten. 1428 ließ Herzog Kasimir V. das Schloss befestigen.

Bogislaw X. sollte mit der Prinzessin Anna von Polen vermählt werden. Deshalb ließ er 1490 einen Neubau des Schlosses beginnen. Doch dr bau stockte. Denn die Stadt verweigerte die Freigabe der vom Herzog beanspruchten Grundstücke. Bis 1503 dauerte der Streit. Dann wurden dem herzog Teile des Altböterberges überlassen. Dort entstand ein neuer Südflügel des Schlosses. Unter Barnim IX. wurde 1538 der Ostflügel errichtet.

Umgestaltung in der Renaissance

Herzog Johann Friedrich ließ ab 1573 das Schloss nach Plänen des italienischen Baumeisters Antonio Wilhelmi grundlegend umgestalten. Dabei blieb der von Bogislaw X. errichtete Südflügel weitgehend unverändert. Das von Barnim III. errichtete Alte Haus und die Ottenkirche wurden abgerissen. Als Ersatz für die Ottenkirche entstand die Schlosskirche als Grablege der pommerschen Herzöge. Die Bauarbeiten wurden bis 1577 weitgehend abgeschlossen.

Herzog Philipp II. ließ vor dem Westflügel einen Renaissancebau setzen. Der wurde durch Zwischenflügel mit dem Schloss verbunden. In diesem Neubau sollte seine Kunstsammlung Platz finden. Doch er wurde erst unter seinem Nachfolger Franz vollendet.

Mit dem Tod Bogislaw XIV. war 1637 das Geschlecht der Greifenherzöge ausgestorben. Nun residierten bis 1720 die schwedischen Statthalter in Pommern im Stettiner Schloss. Während der Belagerung Stettins im Krieg zwischen Schweden und Brandenburg im Nordische Krieg von 1674 bis 1679 wurde das Schloss schwer beschädigt. Von 1709 bis 1711 verbrachten der vormalige polnische König Stanisław Leszczyński und seine Frau Katharina die ersten Jahre ihres Exils im Stettiner Schloss.

Stettin unter preußischer Herrschaft

1720 wurde Stettin nach langen Auseinandersetzungen mit Schweden endgültig dem Königreich Preußen zugeschlagen. Danach wohnte im Schloss Christian August von Anhalt-Zerbst, der Kommandeur der Stettiner Garnison und Vater der späteren Zarin Katharina II. König Friedrich Wilhelm I. ließ das Schloss umbauen. Hier wurden die Provinzregierung, Gerichte, die Pommersche Kriegs- und Domänenkammer, ein Arsenal sowie Wohnräume für den König untergebracht. König Friedrich II. ließ 1752 eine Münzprägeanstalt einrichten.

König Friedrich Wilhelm IV. bewohnte als Kronprinz zeitweise das Stettiner Schloss. Er ließ weitere Bauarbeiten durchführen. Dabei entstand der achtseitige Turm im Nordosten und der Nordflügel wurde um eine Etage aufgestockt.

1872 bis 1874 wurde der Südflügel bis auf die unteren Umfassungsmauern abgetragen. Bei Umbauarbeiten im 19. Jahrhundert, gingen viele Renaissanceelemente verloren. 1902 verließen die Behörden das Schloss und eine Zeit des Verfalls folgte. 1925 wurde mit einer Sanierung begonnen. Doch die wurde schon 1926 wieder abgebrochen.

Das Stettiner Schloss nach dem Zweiten Weltkrieg

Bei einem Bombenangriff auf Stettin wurde das Schloss 1944 zerstört. 1945 wurde Stettin mit Hinterpommern und einem Teil Vorpommerns unter polnische Verwaltung gestellt. 1946 begannen erste Sicherungsarbeiten auf dem Schlossareal. Ab 1948 wurden archäologische Untersuchungen durchgeführt. Von 1958 bis 1980 wurde das Schloss im Stil der Renaissance wieder aufgebaut. Unter dem Namen "Zamek Książąt Pomorskich" wurde es zu einem Kulturzentrum für die Woiwodschaft Westpommern. Im Schloss sind u. a. die "Opera na Zamku" (Oper im Schloss) und das "Urząd Marszałkowski Województwa Zachodniopomorskiego" (Marschallamt der Woiwodschaft Westpommern) untergebracht. Der Innenhof wird gern für Veranstaltungen genutzt.

Mehr Sehenswertes in Stettin

Der Beitrag "Szczecin (Stettin) – Sehenswertes in der polnischen Hafenstadt" präsentiert eine Auswahl der Sehenswürdigkeiten in der Stadt.

Literatur

  • Grażyna Kling und Wolfgang Kling: Polen: Ostsee & Masuren. Peter Meyer Verlag Frankfurt 2007, ISBN 978-3-89859-139-3
  • Jan Musekamp: Zwischen Stettin und Szczecin – Metamorphosen einer Stadt von 1945 bis 2005. Harrassowitz Verlag Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-447-06273-2
  • Ernst Völker: Stettin – Daten und Bilder zur Stadtgeschichte. G. Rautenberg Leer 1986, ISBN 3-7921-0317-6
  • Otto Kunkel und Hans Bernhard Reichow: Stettin – so wie es war. 2. Auflage Droste Düsseldorf 1975, ISBN 3-7700-0351-9
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