Hartnäckig hält sich das Gerücht, die Eskimos hätten eine unglaublich hohe Anzahl an Wörtern für Schnee. Das würde auch einleuchten, denn Schnee gehört fest zu ihrem Alltag und für sie ist es wichtig, diesen auch korrekt beschreiben zu können, denn die Unterschiede zwischen den Schneearten sind für die Menschen in den kalten Regionen sehr wichtig. Daher macht es Sinn, diese verschiedenen Arten auch mit Benennungen zu versehen. Der Sprachwissenschaftler Franz Boas setzte verschiedene Bezeichnungen für "Schnee" aus Eskimosprachen ins Verhältnis zum Englischen "snow". Dabei fanden sich allerdings differenzierende Bezeichnungen wie "fallender Schnee", "Schnee am Boden", "alter Schnee" usw. gegen das Wort "snow" gestellt, welches auch im Englischen (ebenso wie Schnee im Deutschen) eine Art Überbegriff ist, Auch im Englischen und in anderen Sprachen gibt es verschiedene Benennungen für die einzelnen Schneearten, das ist also keine Besonderheit der Eskimosprachen. Die von ihm gefundenen Eskimo-Begriffe wurden von den Medien aufgegriffen und mit der Zeit wurden immer mehr vermeintliche Wörter für Schnee gefunden (wobei man diesen eigentlich nur beschrieb) und das Gerücht über die vielen Namen für "Schnee" war geboren.

Pulverschnee, Pappschnee, Neuschnee - welche Unterschiede gibt es in unserem Sprachgebrauch?

Dass durch Wortbildung zusammengesetzte Begriffe für Schnee entstehen können und damit die Anzahl der Begriffe in die Höhe treibt, ist keineswegs ein Vorrecht der Eskimosprachen. Auch bei uns gibt es eine Reihe von Begriffen, die uns die weiße Pracht besser beschreiben lassen.

  • Neuschnee: Hier wird nach dem Alter des Niederschlags unterschieden. Neuschnee ist maximal drei Tage als.
  • Altschnee: Im Gegensatz zum Neuschnee liegt der Altschnee schon länger.
  • Firn: Dieser Schnee liegt noch länger, er ist nämlich mindestens ein Jahr alt und war auch schon mal gefroren.
  • Grieselschnee: kann auch schon länger liegen und war bereits mehrfach gefroren. Griesel ist ein körniger Schnee.
  • Pulverschnee: Nach unterschiedlicher Konsistenz betrachtet, ist Pulverschnee einer der bekannteren Vertreter. Er ist locker, bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt gefallen.
  • Harsch: überfrorener Pulverschnee. Die oberste Schicht knackt leicht beim Darauftreten, darunter ist Pulverschnee. Ist die Deckschicht etwas stärker, spricht man von Bruchharsch.
  • Pappschnee: Er ist ebenfalls sehr bekannt. Er ist nass und schwer und eignet sich perfekt für Schneeballschlachten und zum Schneemannbauen.

Wollen wir Zustände ausdrücken, wie beispielsweise "frisch gefallener Schnee", dann verwenden wir ebendiese Umschreibungen dafür. Auch in anderen Sprachen wird das gemacht, nur manchmal erscheinen dann diese Beschreibungen als ein einziges zusammenhängendes Wort und das wiederum verführt zu der Annahme, dass es sich um viele verschiedene Wörter für "Schnee" handelt. Die einfachen Worte für "Schnee" werden dadurch zahlenmäßig auch nicht mehr, das trifft nur auf die komplexen Wortgebilde zu, deren Bestandteile sich aber immer auf die normale Lexik zurückführen lassen.

Sonja, am 30.10.2017
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