Schnitzen lernen
Schnitzen ist ein wunderbares Hobby. Ein Stück Lindenholz, ein Messer und schon kann es losgehen!Ein Stück Holz und eine Idee
Ja, als erstes braucht man ein Stück Holz. Um es ganz einfach zu machen, habe ich hier ein Stück von einem alten Ast einer Linde genommen.
So ein Stück Linde finden sie (fast) überall. Im Park ein abgebrochener Ast, oder ein Bruchstück aus dem Wald. Jede bessere Holzhandlung führt Lindenholz zum Schnitzen und sogar bei Amazon können sie sich Lindenholzstücke in guter Qualität kaufen.
Mein hier verwendetes Stück von einem Lindenast ist nicht von guter Qualität, denn es ist alt und schon leicht angemorscht, man sieht es gut an den weißen Linien im Holz, da haben die Pilze schon gute Arbeit geleistet.
Ich liebe solches Holz, das Andere nicht einmal als Brennholz verwenden würden.
Es hat einen "Charakter", wenn unser Werkstück fertig ist, werden sie sehen, was ich meine.
Also, nehmen sie bei ihrem nächsten Spaziergang in Wald und Flur ein Stück Holz mit nach Hause und schon kann es losgehen.
Was soll ich Schnitzen?
Das ist natürlich DIE Frage!
Was hat sie auf die Idee gebracht, Schnitzen im Internet zu suchen?
Der Besuch in einem Puppentheater könnte ein toller Auslöser gewesen sein, oder ein schön mit Kerbschnitt verziertes Kästchen vielleicht?
Hier zeige ich ihnen, wie mit einfachen Mitteln ein "Fantasiekopf" entsteht, den man später durchaus für eine Puppe verwenden kann.
Es gibt ein paar wirklich gute Bücher, in denen man tolle Vorlagen und sehr genaue Beschreibungen finden kann.
Die meisten dieser Bücher sind allerdings aus den USA. Dort ist das Schnitzen als Hobby und auch als Kunst weit verbreitet.
Diese Bücher sind unbedingt zu empfehlen. Der Text ist zwar auf englisch, aber zu jeder Vorlage gibt es genaue Fotos für wirklich jeden Schritt.
Von der Idee zum Objekt. Zeichnen!
Wenn sie eine absolut klare Idee davon haben, was sie schnitzen wollen, dann können sie natürlich sofort loslegen. Besser ist allerdings, die Sache langsam und mit Überlegung anzugehen.
Als erstes also die groben Umrisse ihrer Idee, oder der Vorlage, auf das Holz aufzeichnen.
Die Profis schneiden dann mit einer Bandsäge die grobe Form heraus. Das spart eine Menge Arbeit.
Es sei denn, sie schnitzen gerne und lieben diesen Vorgang.
Als Anfänger, oder auch als Anfängerin steht ihnen wahrscheinlich keine Bandsäge zur Verfügung.
Dann hilft auch eine Stichsäge (bei kleineren Objekten) oder ein Fuchsschwanz.
Ich habe mich hier, zu Demonstrationszwecken, für die Stichsäge entschieden.
Den Lindenholzblock habe ich wirklich nur sehr grob ausgeschnitten.
Meine Idee?
Ein Kopf mit großer Nase und tief hängenden Ohren.
Na ja!
Alles, was weg muss, hab ich mit einem Schnitzeisen schon mal kräftig "entsorgt"
Das Ohrmuss natürlich stehenbleiben.
Das Schnitzwerkzeug
Bildhauereisen oder Stechbeitel oder Schnitzeisen, so die Namen.
Da wird es richtig ernst.
Gutes Werkzeug ist das non plus ultra des Schnitzens. Und das ist nun einmal teuer! Leider.
Ein gutes Schnitzeisen, also wirklich nur eins, kann durchaus 70 oder 80 oder mehr Euronen kosten.
Ja es gibt auch billigere.
Tun sie sich einen Gefallen, kaufen sie keine billigen Schnitzeisen. Die sind ihr Geld nicht wert!1
Lieber ab und zu mal ein neues Schnitzeisen kaufen und daran Freude haben!
Dazu gleich noch ein Sicherheitshinweis.
Die Dinger sind unglaublich scharf und haben schon so manche böse Verletzung verursacht. Ich weiß, wovon ich schreibe.
Also, das Werkstück immer gut einspannen, oder zumindest mit einer Schraubzwinge am Tisch befestigen. Es gibt auch spezielle Halterungen für Holzschitzereien.
Schnitzen sie immer vom Körper weg und NIEMALS in Richtung der linken Hand, die gerade das Stück Holz festhält an dem sie Schnitzen!!
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Schnitzen und Zeichnen
Immer wieder müssen sie, getreu ihrer Idee, die Zeichnung auf das Stück Holz bringen.
Keine Angst, bei einem Fantasiekopf können sie nichts falsch machen!
Zuerst soll das Schnitzen IHNEN Spaß machen und dann vielleicht auch noch anderen Menschen gefallen. Lassen sie sich nicht entmutigen, aber geben sie auch nicht zu früh auf.
Das Bild zeigt den Kopf mit aufgezeichneten Linien, die als nächstes bearbeitet werden.
Kopf (Bild: Bernd Schaudinnus)
Die grobe Form schnitzen
Ja, noch geht es um die grobe Form, deshalb arbeite ich auch noch mit einem breiten Holzbildhauereisen, wie man an den Spuren im Holz gut sehen kann.
Kopf von der Seite (Bild: Bernd Schaudinnus)
Ein grober Klotz
Dieser Kopf bleibt ein grober Klotz und soll auch nichts anderes sein.
Große Nase und tief "liegende" Ohren.
Wenn die Arbeit feiner wird, werden es auch die Werkzeuge, solange, bis es eben genug ist.
Stück für Stück (Bild: Bernd Schaudinnus)
Ein Tipp für Holzschnitzer
Viele Anfänger machen, na klar, Anfängerfehler.
Der größte dieser Fehler ist es, zu früh mit dem Schleifen anzufangen.
Schnitzen sie in Ruhe bis in die Feinheiten und lassen sie das Schleifen am Besten ganz weg.
Wenn es sein muss, dann aber bitte erst als wirklich letzter Arbeitsschritt.
Das Schleifen macht zweierlei.
- es verwischt die Klarheit der Form
- es macht ihre Werkzeuge stumpf.
Denn wenn sie zu früh schleifen und dann nochmal schneiden müssen, haben sie eine Menge Schleifkörner im Holz und diese sind härter als der Stahl!
Kopf in Rohform (Bild: Bernd Schaudinnus)
Fertig?
Noch nicht!
Falls sie Puppen für das Puppenspiel schnitzen wollen, dann sollten sie bedenken, das die Zuschauer weit weg sitzen und nur kräftige Konturen sehen können.
Das nachfolgende Bild zeigt eine solche Figur.
Ein einfacher, doch meiner Meinung nach, ausdrucksstarker Kopf mit dem Gewand aus Sackleinen.
Ganz einfach gemacht und doch...
Und nochmals zur Schönheit. Darum geht es nicht!
Es geht darum, dass SIE Spaß haben und IHREN Ausdruck finden.
Probieren sie es einfach mal aus und sie werden erstaunt sein, was alles möglich ist.
Schleifen
Wenn alles fertig ausgearbeitet ist, kann man das gute Stück schleifen.
Beim Schleifen verschwinden allerdings meistens die scharfen Konturen, also genau beobachten, ob das Resultat mit der Vorstellung übereinkommt.
Holzschnitzen/Schleifen (Bild: Bernd Schaudinnus)
Fertigstellen
Zum Schluss trage ich noch ein Öl auf, um die Maserung zu betonen und das Holz zu schützen.
Der Effekt ist jedes mal umwerfend!
Nach dem Ölen (Bild: Bernd Schaudinnus)
Eine Einladung
Wenn sie mehr von meinen Objekten sehen wollen, dann gehen sie doch mal auf meine Webseite.
Hier ist der Link: www.berndschaudinnus.at
Ich veranstalte auch Schnitzworkshops in der Buckligen Welt in Österreich, vielleicht sehen wir uns mal.
Bildquelle:
Ruth Weitz
(Upcycling: Aus Müll und Schrott Nützliches und Dekoratives herstellen)