Beziehung mit Konfliktpotenzial

In den meisten schwulen Beziehungen legen die Partner großen Wert auf Vertrauen und Treue. Dennoch gibt es auch in der schwulen Szene viele Paare, die für sich entschieden haben, ihre Beziehung als offene Partnerschaft zu leben.

Liebe und Sex getrennt betrachtet

Eine Beziehung definiert sich in der Regel ja als treue Beziehung zwischen zwei Partnern, in der andere Sexualpartner keinen Platz haben. Manchmal verschieben sich aber die Prioritäten, die sexuellen Fantasien und Wünsche verändern sich oder driften auseinander und die Partner gehen im gegenseitigen Einvernehmen, in Bezug auf das Sexualleben, zeitweise getrennte Wege. Aus diesem Grund gibt es zahlreiche schwule Beziehungen, die als offene Partnerschaft gelebt werden. In solchen Partnerschaften wird also zwischen Liebe und Sex unterschieden. Solche Beziehungen werden sozusagen auf zwei Ebenen gelebt.

Unterschiedliche sexuelle Vorlieben als Grund für eine offene Partnerschaft

Eine Ursache für eine offene Partnerschaft können unterschiedliche Wünsche in Bezug auf Sexualpraktiken sein. Wenn beispielsweise beide Partner in sexueller Hinsicht aktiv sind, kann es zu Defiziten kommen, da beide den passiven Part in der Beziehung irgendwann vermissen. In diesem Fall kann es zu der Absprache kommen, dass sich beide Partner einen entsprechend gegensätzlich dispositionierten Sexualpartner suchen. In einem anderen Fall hat ein Partner vielleicht eine Vorliebe für härteren Sex, der andere ist eher der sanfte Typ. Als Konsequenz wird vielleicht gemeinsam entschieden, dass sich jeder einen Sexpartner sucht, der den eigenen Fantasien entspricht und diese zu befriedigen weiß. Die Beziehung bleibt von solchen Absprachen unbeeinflusst, da es eine strikte Trennung zwischen Liebe und Sexualität gibt. Hier kann sich allerdings die Fragestellen, was geschieht, wenn sich einer der Partner plötzlich in den außenstehenden Sexualpartner verliebt.

Liebe als Fundament einer offenen Partnerschaft

Die gegenseitige Liebe der Partner ist und bleibt in diesen offenen Beziehungen die existenzielle Basis der Lebensgemeinschaft. Beide Partner wissen, dass sie geliebt werden und lieben. Nur auf dieser Grundlage kann eine offene Partnerschaft langfristig gelingen. Denn nur wenn sich beide Partner bewusst sind, dass sie trotz wechselnder Sexualpartner für ihren eigentlichen Lebenspartner Verantwortung tragen, werden sie Vorsicht walten lassen, um eine gesundheitliche Gefährdung des Partners zu verhindern.

Verantwortete Sexualität in einer offenen Partnerschaft

Wenn sich die Partner einer schwulen Beziehung gemeinsam dazu entschließen, auch außerhalb ihrer Beziehung Sex zu haben, ist es unabdingbar, die fundamentalen Regeln des "Safer Sex" zu praktizieren, um den Lebenspartner in gesundheitlicher Hinsicht nicht zu gefährden. Dazu gehört natürlich die Verwendung von Kondomen beim Analsex oder sogar bei praktiziertem Oralsex. Natürlich kann es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zur Ansteckung mit übertragbaren Geschlechtskrankheiten kommen. In diesem Fall ist es notwendig, seinem Lebenspartner gegenüber absolut offen und ehrlich zu begegnen und ihn über eventuelle Erkrankungen zu informieren.

Offene Lebenspartnerschaft als unkonventionelle Lebensform

Die monogame Beziehung zwischen zwei Partnern bleibt in den Augen der Gesellschaft die traditionelle Form der Lebenspartnerschaft. Der Grund dafür ist natürlich die christliche Tradition, die die Sichtweisen und Moralvorstellungen in Europa zutiefst geprägt hat. Dennoch leben wir in einer freiheitlichen und aufgeklärten Welt, in der neben monogamen Beziehungen auch ausgefallene sexuelle Praktiken unter Homosexuellen sowie offene Partnerschaften oder sogar die Beziehung zwischen drei Männern (Polyamory) einen Platz haben sollte.

Autor seit 12 Jahren
212 Seiten
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