Sieben Gründe, graue Haare einfach wachsen zu lassen
– und einen, der fürs Färben spricht. Mit Tipps für die Übergangszeit und die richtige Pflege.Grund Nr. 1: Ein Abenteuer ohne Risiko
Graue Haare rauswachsen zu lassen ist zunächst eine sehr unspektakuläre Angelegenheit. Mit einer Geschwindigkeit von anderthalb bis zwei Zentimeter im Monat kommen sie ganz allmählich zum Vorschein. Und falls sie ihrer Besitzerin nicht gefallen, sind schnell wieder überfärbt. Also wo ist das Risiko, es einfach einmal zu probieren?
Grund Nr. 2: Der Museum-Lyzeum-Effekt
Es ist ein ziemlich hämischer Spruch, an dem aber leider etwas dran ist: "Hinten Lyzeum, vorne Museum." Er zielt auf Frauen mit Topfigur und gefärbten Haaren, die von hinten betrachtet sehr jugendlich wirken, sich beim Umdrehen dann aber als viel älter erweisen. Das ist dann oft weniger dem tatsächlichen Alter oder Aussehen geschuldet, sondern hat ehr mit falschen Erwartungen zu tun. Wenn man eine 30-Jährige vermutet, sieht jede 50-Jährige alt aus – egal wie apart sie sonst sein mag. Wer graue Haare hat, kann diesen Effekt umgekehrt nutzen: Denn natürlich gilt graues Haar als offensichtliches Zeichen des Älterwerdens. Da kann man mit jugendlichem Outfit noch richtig punkten. Denn nach gängigen Vorstellungen gehören zu weißen Haaren aber dauergewellte Schäfchenlöckchen oder sorgsam gelegte Wasserwellen. Deswegen: Je grauer die Haare, desto jugendlicher Schnitt und Frisur!
(Bild: fsHH / Pixabay)
Grund Nr. 3: Graue Haare machen niemanden älter
Nur Kinder meinen automatisch, dass Menschen mit grauen Haaren alt sein müssen. Bei Erwachsenen taugt die Haarfarbe nur im allerersten Moment dazu, sein Gegenüber grob einzuordnen. Auf den zweiten Blick spielen andere Kriterien beim Schätzen des Alters eine viel entscheidendere Rolle: Gesichtshaut, Geschmeidigkeit der Bewegungen, Kleidung, Mimik, die Art zu sprechen. Nur so lässt sich erklären, warum man junge Leute auch dann als jung empfindet, wenn sie frühzeitig ergrauen. Graue Haare lassen niemanden automatisch alt aussehen. Sehr beruhigend zu wissen.
Grund Nr. 4: Eine unglaublich individuelle Sache
Wer mit dem Gedanken spielt, die grauen Haare rauswachsen zu lassen, bekommt einen Tunnelblick für Menschen mit grauen Haaren. Unglaublich, wie viele Abstufungen und Nuancen es da gibt. Interessant dabei ist: Es gibt zwar graue Haare, aber nicht ein einzelnes graues Haar. Der Grauton entsteht, indem sich weiße und dunkle Haare optisch mischen. Je nach Verteilung, Struktur und Dichte der weißen Haare entstehen so unendlich viele Abstufungen und Schattierungen. Graue Haare sind also eine unglaublich individuelle Sache. Und können wunderschön aussehen. Und sie passen oft viel besser zum Teint als künstliche Farben.
Grund Nr. 5: Es warten viele Überraschungen
Wer seine Haare lange gefärbt hat, auf den wartet ein richtiges Überraschungspaket. Denn Menschen ergrauen ganz verschieden: Manchmal sind die weißen Haare gleichmäßig über den Kopf verteilt, bei anderen zeigen sich zuerst aparte Strähnchen. Oder es kommt zu den vielzitierten grauen Schläfen, durch die Männer angeblich erst interessant werden. Warum soll das eigentlich bei Frauen nicht auch so sein? Wie die Farbverteilung wirklich ist, zeigt sich erst so richtig, wenn die weißen Haare schon etliche Zentimeter zu sehen sind. Also nicht abschrecken lassen: Der erste Ansatz sieht grauer aus als das Gesamtbild hinterher erscheint. Denn dann werden nicht nur die weißen, sondern auch die dunklen Strähnen sichtbar, die das Haar noch durchziehen.
Grund Nr. 6: Aufpeppen geht immer
Okay, es kann natürlich auch passieren, dass die natürliche Farbverteilung anders ausfällt als erhofft. Doch Nachbessern geht immer. Ist der Weißanteil an den Schläfen besonders groß, lässt sich das mit gefärbten Strähnchen auflockern. Die können dunkel, aber auch blond sein. Oder vielleicht auch blau? Wie wäre es beispielsweise mit einer dünnen blauen Strähne am Übergang zwischen Weiß und Dunkel? Wenn schon Farbe, dann richtig...
(Bild: Screamenteagle / Pixabay)
Grund Nr. 7: Nie mehr färben müssen
Färben kostet Geld und strapaziert die Haare: Das sind die rationalen Einsichten, die gegen die künstliche Haarfarbe sprechen. Solche Vernunftgründe allein bewegen aber bestimmt niemanden dazu, mit dem Färben aufzuhören und auf Grau zu setzen. Doch wenn man sich einmal dazu entschlossen hat, der eigenen Haarfarbe eine Chance zu geben, kann man es sehr genießen, von nun an mehr Geld und Zeit für andere Dinge übrig zu haben.
... und der einzige Grund, der fürs Färben spricht
Es gibt nur einen Grund, die Haare zu färben: Wenn man für sich genau die richtige Farbe gefunden hat und sich damit pudelwohl fühlt – egal, ob das ein raffinierter Rotton, ein Platinblond, Nougatbraun oder Schwarz ist. Wer damit eine eigene Marke entwickelt hat – perfekt!
Eine Tönung, die sich auswäscht. Damit lässt sich ausprobieren, wie sich ein Blauton macht. Ideal geeignet, um weiße Strähnen im dunklen Haar abzumildern.
Graues und weißes Haar hat seinen ganz eigenen Charme, der gepflegt werden will. Das Shampoo mindert auch den Gelbstich bei weißem Haar.
Stumpfes Grau oder lieber glänzende Silbertöne? Mit ein bisschen Zuwendung kommen die grauen Strähnen richtig gut zur Geltung.
Haare ergrauen lassen: Praktische Tipps für den Übergang
Lust auf Grau? Hier einige Infos und Tipps, die den Übergang erleichtern.
Warum werden Haare überhaupt weiß? Melanozyten heißen die farbgebenden Zellen in den Haarwurzeln. Sie arbeiten mit den Jahren aber nicht mehr so verlässlich und stellen die Produktion des Farbpigments Melanin irgendwann ein. Meist zeigen sich die ersten grauen Haare im Alter von zwischen 20 und 30. Bei 50-jährigen Menschen ist meist jedes zweite Haar weiß. Viel tun kann man dagegen nicht. Es gibt kein Mittel gegen graue Haare. Wie schnell Menschen ergrauen ist vor allem genetisch bedingt.
Wie am besten anfangen? Grundsätzlich ist der Spätsommer ein guter Zeitpunkt, mit dem Färben aufzuhören und die grauen Haare rauswachsen zu lassen. Dann sind die Haare von der Sommersonne aufgehellt, Grautöne können sich besser untermischen. Und der Winter ist wie gemacht, den grauen Ansatz und vor allem graue Schläfen mit Mützen und breiten Haarbändern zu kaschieren. Wer blonde Haare hat, ist beim Grauwerden im Vorteil. Denn da mischen sich die weißen Haare besonders gut unter. Besonders wichtig ist es, den Haaren während des Rauswachsens immer einen gepflegten Schnitt zu verpassen. Sonst wirkt das Ganze verwahrlost.
Was tun gegen harte Übergänge? Wenn der Weißanteil schon relativ hoch ist, kann es beim Herauswachsen zu ziemlich harten Übergängen kommen. Um das zu vermeiden, die Haare am besten zunächst einmal im eigenen Naturton tönen. Denn die Tönung deckt das Grau nicht komplett ab, die Haare weisen mehr Nuancen auf. Dadurch können sich weiße Haare später besser untermischen.
Eine zweite Möglichkeit: Während des Herauswachsens helfen viele feine Strähnchen im eigenen Naturton mit einer leichten Neigung zu Asch- oder Schiefertönen, die klare Grenzlinie zu durchbrechen und abzumildern.
Die coole Methode: Wer eine Kurzhaarfrisur trägt, kann sich die Haare nach zwei, drei Monaten richtig kurz schneiden lassen. Oder man steht zum harten Übergang. Denn jedem ist klar, dass das nur vorübergehend so ist.
Benötigen weiße Haare eine bestimmte Pflege? Das Farbpigment Melanin, das weißem Haar fehlt, wirkt wie ein UV-Filter und schützt das Haar vor zu viel Sonne. Weißes Haar sollte deswegen im Sommer besonders sorgsam geschützt werden: Das können Sonnenhüte, Tücher oder Pflegeprodukte mit UV-Filter leisten. Ansonsten kann die Struktur von grauem Haar sehr verschieden sein, oft sind sie etwas trockener und spröder. Also einfach die für die Kopfhaut richtigen Shampoos und Kurspülungen wählen. Spezialshampoo ist nur angesagt, wenn die grauen Haare einen Gelbstich haben.