Single bleiben oder Beziehung wagen?
Warum heute viele lieber als Single leben und was andere dazu bewegt, ein Leben in einer Partnerschaft anzustreben.Gedanken zum Single-Dasein
Heutzutage gibt es immer mehr Singles, also Menschen, die ihren Lebensweg alleine gehen. Mann oder Frau lebt lieber alleine, möchte oder kann sich nicht binden oder konzentriert sich lieber auf die Karriere. Es gibt fast so viele Gründe für oder gegen ein Single-Dasein, wie es Menschen auf der Erde gibt.
Vorteile des Single-Daseins
Von vielen wird als ein Hauptgrund für das Leben als Single die Unabhängigkeit genannt. Man muss auf keinen Lebenspartner Rücksicht nehmen, kann frei entscheiden, was man tut oder lässt und braucht auch nicht das schwer erarbeitete Einkommen mit jemandem zu teilen. Das Bestreben, völlig unabhängig von anderen zu sein, ist Teil eines Prozesses, den man Selbstverwirklichung nennt. Dieser Drang, sich selbst zu verwirklichen, scheint in der Natur des Menschen verankert zu sein.
Rücksichtnahme ist nicht notwendig
Natürlich muss man immer und überall auf andere Menschen Rücksicht nehmen, sonst würde unsere Gesellschaft nicht funktionieren. Vielleicht gerade deshalb empfinden viele Singles es als Vorteil, in ihrem Alltag ohne Beziehung zu leben. Dadurch entgehen sie nämlich der Anforderung, bei fast allen Entscheidungen auch den Lebenspartner einbeziehen zu müssen. Als Single kann man vollkommen unabhängig und ohne Rücksicht auf die Ansprüche oder Interessen eines anderen seinen Urlaub planen, über den Kauf eines Autos entscheiden oder den Umzug in eine andere Wohnung oder gar Stadt in Angriff nehmen. Wäre man in einer Beziehung, so bestünde die Notwendigkeit, die Meinung und die Wünsche des Partners mit einzubeziehen.
Karriere ist wichtiger, als eine Beziehung
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft und als Berufstätiger kann man sich dem Druck des Arbeitgebers nicht entziehen, immer 100 Prozent Leistung zu bringen. Singles empfinden diesen Druck lange nicht als so stark, wie in Beziehung lebende Menschen. Der Grund besteht zumeist darin, dass sie außerhalb des Berufsalltags nicht so viele Verpflichtungen haben, wie jemand, der in einer Beziehung lebt. Man muss keine Kinder von der Schule abholen oder zum Kindergarten bringen, man braucht keine Hausaufgaben zu kontrollieren und wenn man am Abend nach Hause kommt, wartet niemand, dessen Bedürfnisse man als Partner erfüllen soll. Insofern kann sich ein Single stärker auf die Karriere konzentrieren.
Nachteile für Singles
Natürlich ist es reizvoll, sein Leben vollkommen unabhängig zu gestalten. Dennoch kann ein Leben als Single auch Nachteile mit sich bringen. Diese Nachteile können mit der Zeit durchaus zu einer Belastung werden.
Freude und Leid wird nicht geteilt
Unser Tag ist ausgefüllt mit Situationen, Erlebnissen und Begegnungen, die belastend sein können, aber auch schön. All dies können Singles nicht mit einem Menschen teilen, wenn sie abends heim kommen. Jede Freude und jedes Leid bleibt zunächst einmal "ungeteilt". Sicher, vielleicht gibt es Freunde oder Bekannte, mit denen man sich austauschen kann, aber dies ist etwas anderes, als wenn man seine Gedanken und Gefühle mit einem Lebenspartner teilt, der einen sehr viel besser kennt.
Abwechslung ja, Kontinuität nein
Singles rühmen sich oft, dass sie durch das Nichtvorhandensein einer Beziehung ein sehr viel interessanteres und abwechslungsreicheres Leben führen, als Paare. Oberflächlich betrachtet mag das zutreffen. Schaut man allerdings genauer hin, wird man feststellen, dass viele Kontakte nur oberflächlich sind und nur in den seltensten Fällen in die Tiefe gehen. Der Single trifft Freunde, geht in Bars oder Klubs und hat vielleicht zahlreiche One-Night-Stands. Bei vielen dieser Begegnungen wird sich aber kein intensiverer Kontakt bzw. eine tragfähige Freundschaft entwickeln und der Single bleibt letztlich (gerade in Krisensituationen) alleine. Was fehlt, ist also die Kontinuität einer Beziehung zu einem Menschen, der Freude und Leid mit einem teilt, den man liebt und der einem Liebe schenkt.
Beziehung als Lebensmodell
Auch wenn vieles für ein Single-Leben zu sprechen scheint und in Deutschland etwa 30 Prozent aller Beziehungen scheitern, so ist eine lebendig gestaltete Beziehung die erfüllendere Variante und ca. 70 Prozent der Menschen wollen einen Partner. Dazu gibt es zahlreiche Partnerschaftsstudien. Das Leben hat sehr viel mehr Intensität und Qualität, wenn man es mit einem geliebten Menschen an der Seite verbringen darf, Situationen zusammen meistert, Probleme nicht allein lösen muss und miteinander Lachen oder Weinen kann. Natürlich kann eine Beziehung auch anstrengend sein, beide Partner immer wieder fordern und ihnen so manchen Kompromiss abverlangen. Deshalb ist und bleibt jede Beziehung eine Lebensaufgabe.
Bildquelle:
Perlov Anton Dmitrievich
(Physiologie der Liebe)
Verlag rot & licht, Berlin
("Hautgeflüster" - eine Rezension)