"Skyline" - Science-Fiction-Thriller. Marodierende Aliens, vagabundierende Herzen und Hirne!
Invasionsfilme zählen zu den beliebtesten Vertretern des Science-Fiction-Genres. Der von den Gebrüdern Strause („Aliens vs. Predator 2") inszenierte Streifen wühlt sich durch Vorbilder wie "Independence Day" und "Matrix"Der Film nach „Aliens vs. Predator 2"
Wohl jeder Mensch erlebte die eine oder andere Peinlichkeit, die er am liebsten aus dem Gedächtnis streichen würde. Gerade im Filmbereich eine unmögliche Aufgabe, wie das Brüderpaar Greg und Colin Strause mit ihrem Regiedebüt "Aliens vs. Predator 2" 2007 erfahren mussten. Kaum ein Fan der enorm populären Filmreihen ließ an dem Machwerk ein gutes Haar und die beide Special-Effects-Spezialisten sahen sich plötzlich einer Reihe wütender Fans gegenüber.
Drei Jahre später versuchen es die Beiden erneut, und wieder treten sie in altbekannte Fußstapfen. In "Skyline" muss sich die Menschheit einmal mehr außerirdischer Invasoren erwehren. Schlimmer noch als die Außerirdischen wüteten die Filmkritiker, die fast unisono den Streifen in der Luft zerrissen. Haben die Strause-Brüder nach "Aliens vs. Predator 2" die nächste Bauchlandung hingegelegt oder ist der Film doch besser, als sein verheerender Ruf befürchten lässt?
Handlung
Ungewöhnliche Gehirnwäsche
Eigentlich wollte der vermögende Jarrod (Eric Balfour, bekannt aus "Six Feet Under" und "24") den Geburtstag seines Freundes Terry (Donald Faison) feiern. Doch der vergnügliche Abend wird zum Alptraum: Erst gesteht ihm seine hübsche Elaine (Scottie Thompson) schwanger zu sein und spät am Abend ereignen sich beunruhigende Ereignisse. Riesige Raumschiffe hängen über Los Angeles und senden blaue Lichtfontänen aus, die auf die Einwohner hypnotische Wirkung haben: Wie von einem fremden Willen gesteuert verlassen die Menschen ihre Wohnungen.
Keine gute Idee, wie sich herausstellt. Denn die Opfer dieser seltsamen Gehirnwäsche werden in die Raumschiffe hinein gesogen. Auch Jarrod erliegt beinahe dieser verführerischen Manipulation, kann aber in letzter Sekunde vor dem sicheren Verderben gerettet werden. Für ihn und seine Freunde beginnt ein schier aussichtsloser Kampf ums Überleben, da die außerirdischen Invasoren nicht nur auf die Macht der Suggestion setzen, sondern auch über allerlei Maschinen verfügen, die den wenigen Überlebenden nachspüren …
Kritik
Keine Vogel-Strause-Politik nach "Aliens vs. Predator 2"Man muss den Gebrüdern Greg und Colin Strause tiefen Respekt zollen. Nur drei Jahre nach ihrem Debakel mit "Aliens vs. Predator 2" einen weiteren Science-Fiction-Film rund um bösartige Außerirdische nachzuschieben, zeugt von gehörigem Selbstbewusstsein. Die meisten Filmkritiker kannten mit ihrem neuen Film "Skyline" trotzdem kein Erbarmen und zerlegten den Streifen genüsslich in seine Einzelteile. Weniger nachtragend zeigte sich das Publikum: Alleine in den USA spielte "Skyline" das Mehrfache seiner moderaten Produktionskosten ein.
Haben sich die Strause-Brüder nun mit ihrem neuen Film für den über alle Maßen grauenhaften "Aliens vs. Predator 2" rehabilitiert oder einen weiteren künstlerischen Bauchfleck gelandet? Wie so oft befindet sich die Wahrheit in der MItte der beiden Extreme.
James Cameron nicht gut genug?
Dass mit dem Plot kein Originalitätspreis zu gewinnen war, dürfte wohl auch dem Regieduo - verantwortlich für die tollen Spezialeffekte unter anderem in "300", "Terminator 3: Rebellion der Maschinen" und "Titanic" - klar gewesen sein. Aus dem dürftigen Drehbuch machen sie von Anfang an kein Hehl: Ein bisschen Seifenoper (Yuppie-Freundin ist schwanger, Eifersucht), ominöse Vorahnungen, düstere Szenerie im Asphaltdschungel, coole Musik. Kaum ein Klischee wird ausgelassen, was leider auf Kosten der Charakterisierungen geht. Eines der wesentlichen Mankos aus "Aliens vs. Predator 2" setzt sich in "Skyline" munter fort: Die Filmfiguren verkommen zu bloßen Statisten, die nach Lust und Laune verheizt werden können, ohne dem Zuschauer auch nur eine solidarische Träne zu entlocken.
Wie man einen fesselnden Science-Fiction-Thriller inszeniert, hat indes der den Brüdern vom "TItanic"-Set wohlbekannte James Cameron mit seinen Blockbustern "Aliens - Die Rückkehr" bzw. den "Terminator"-Filmen vorexerziert. Schade, dass sich die Beiden ausgerechnet vom neuen Hollywood-König keine Scheibe abschnitten!
"Krieg der Welten" am "Independence Day" in der "Matrix"
Genau hingeguckt haben sie aber bei den offensichtlichen Vorbildern von "Skyline": Der Stil lässt an "Cloverfield" erinnern, die eher flache Dramatik an die Steven-Spielberg-Version von "Krieg der Welten". Der "Independence"-Vergleich erfolgt fast unweigerlich, wobei sich bereits Roland Emmerich anno dazumal bei der ersten "Krieg der Welten"-Verfilmung aus 1953 inspirieren ließ, was nur eines beweist: Auch im angeblich innovativen Science-Fiction-Genre wird das Rad nur selten neu erfunden, sondern liebend gern abgekupfert, was meist verschämt als "Hommage" bezeichnet wird. Und so kommt es, dass den Außerirdischen wieder einmal die Atombombe auf den Kopf fällt - freilich, ohne das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Geradezu dreist wird es bei den opischen und technischen Anleihen von "Matrix".
Immerhin kann man den Strause-Brüdern aber dazu gratulieren, gegenüber "Aliens vs. Predator 2" einen enorm großen Schritt in die passende Richtung genommen zu haben. Den mageren Charakterisierungen und den oft redundanten Handlungsbögen und dem seltsam sterilen Los Angeles zum Trotz ist "Skyline" bei weitem nicht jener Totalflop, den die meisten Filmkritiker in ihm erkannt haben wollen.
Schwachpunkte gibt es zuhauf und das offene Ende, das eine Fortsetzung in den Raum stellt, stellt ebenso ein Ärgernis dar, wie die weitgehend sinnbefreiten Dialoge. Dennoch sorgt der Streifen nach zähem Beginn für durchwegs passable Unterhaltung. Gute Filme oder gar Meisterwerke sehen natürlich gänzlich anders aus. Aber eine solche qualitative Steigerung hätten den Strause-Brüdern nach dem unterirdisch grottigen "Aliens vs. Predator 2" wohl kaum jemand zugetraut. Der erträgliche und solide Science-Fiction-Thriller lässt zumindest Hoffnung aufkeimen.
Den nach menschlichen Gehirnen dürstenden Außerirdischen kann man indes nur wünschen, nicht ausgerechnet über dem Deutschen Bundestag nach geeigneter Nahrung zu suchen...
Daten & Fakten
Originaltitel: "Skyline"
Regie: Greg und Colin Strause
Produktionsland und -jahr: USA, 2010
Filmlänge: ca. 94 Minuten
Verleih: Wild Bunch Germany
Deutscher Kinostart: 23. Dezember 2010
FSK: ab 16 Jahren
Offizielle Website: www.skyline.centralfilm.de
Bildquelle:
http://www.amazon.de
(Horrorfilme: Nach wahrer Begebenheit oder frei erfunden?)