Die SOLARWATT AG meldet Insolvenz an

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Zum 31. Juli 2012 wurde es für die Mitarbeiter der SOLARWATT AG zur bitteren Wahrheit, auch ihr Betrieb musste die Insolvenz anmelden.

Ein Meilenstein in der Sanierung

Zum 1. August 2012 wird Rainer M. Bähr zum Sachverwalter der SOLARWATT AG bestimmt, der Ankerinvestor wird Stefan Quandt.

Am 11. September erhalten die Gläubiger einen Restrukturierungsplan, der eine Mindestquote von 16 Prozent für nicht-nachrangige, Gläubiger vorsieht.

Mit dieser "Notbremsung" hat der Dresdner Anbieter von Photovoltaikmodulen und EEG-unabhängigen Systemlösungen, einen wichtigen Meilenstein in der Sanierung des Unternehmens erreicht und gleichzeitig, die Weichen für die Zukunft der Firma gestellt. Der Sachverwalter Rainer M. Bähr erläutert, dass, wenn das Amtsgericht Dresden die Aufhebung des Insolvenzverfahrens beschlossen hat, die SOLARWATT AG wieder, als vollständig durch saniertes Unternehmen, regulär am Markt agieren kann.

Das ist die SOLARWATT AG

Die SOLARWATT AG wurde 1993 gegründete, hat ihren Firmensitz in Dresden, ist ein deutscher Hersteller hochwertiger, kristalliner Solarmodule mit rund gerechnet 460 Mitarbeitern und handelt, als Systemführer, europaweit mit innovativen Photovoltaik-Komplettpaketen und Energiemanagement-Systemen.

SOLARWATT produziert in Deutschland, mit einer Produktionskapazität von 300 MWp, auf der modernsten Fertigungslinien Europas, Module, die ein Leistungsspektrum von zwei bis 320 Watt haben.

Stefan Quandt begleitet die SOLARWATT AG als Ankerinvestor

Detlef Neuhaus, Vorstandsvorsitzender der SOLARWATT AG, sieht die Entwicklung durch aus positiv. Da alle Kunden treu blieben und neue gewonnen werden konnten, steht, wenn das Sanierungsprogramm wunschgemäß abläuft, das Unternehmen wieder auf einem soliden Fundament. Dann unterstützt der Investor Stefan Quandt, die Sanierung des Unternehmens. Zu dem Zeitpunkt soll das Grundkapital auf 5 Millionen Euro erhöht werden. Stefan Quandt zeichnet dafür zu 94 Prozent und die ACTON 1. Beteiligungs GmbH, zu sechs Prozent. Zusätzlich wird der Ankerinvestor dem Unternehmen weitere fünf Millionen Euro, als Gesellschafterdarlehen, zur Verfügung stellen.

Sanierungs- und Personalmaßnahmen im Produktions- und Fertigungsbereich

Weil das Unternehmen seine Produktion im Systembereich verstärkt, musste die Anzahl der Produktions- und Fertigungslinien reduziert und die Auslastung optimiert werden. Es konnten 337 der 435 Arbeitsplätze erhalten werden.

Bis zum 10. August 2012 werden Verhandlungen über den Sozialplan und die Beauftragung einer Transfergesellschaft geführt. Diese soll die von den Personalmaßnahmen betroffenen Mitarbeiter qualifizieren und bei der Suche nach einer neuen Beschäftigung unterstützen.

Die Zahlung der Mindestquote soll noch in diesem Jahr, erfolgen. Im Februar 2015 könnte, aus der dann möglichen Auflösung von Rückstellungen, eine zweite Zahlung, in Höhe von bis zu 1,5 Millionen Euro, erfolgen. Detlef Neuhaus hebt hervor, dass es nun in der Verantwortung der Gläubiger liegt den Fortbestand des Unternehmens und der Arbeitsplätze zu sichern. Mit deren Unterstützung könne die schwierige Unternehmensphase bezwungen werden.

Guter Absatz im 1. Halbjahr 2012, erfolgreicher Verlauf der Branchenmesse Intersolar

Der Gesamtabsatz hat sich bei der SOLARWATT im ersten Halbjahr 2012 gut entwickelt. Obwohl die Marktbedingungen anhaltend schwierig sind, war der Gesamtabsatz zwischen Januar und Juni 2012 um 20 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. Der Absatz von Systemen verdoppelte sich, Ende Juni, im Vergleich mit dem Vorjahr.

Nächstes Solarunternehmen vor dem Aus

Die Pleitewelle in der Solarbranche hat, so der Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Rüdiger Wienberg, nach der Mutterfirma SOLARWATT AG auch das Dresdner Tochterunternehmen, die Sunstrom GmbH, erfasst. Der Geschäftsbetrieb wird zunächst, fortgeführt.

Solarboom durch Gas-Konflikt

Wie geht es mit der Solarbranche in Deutschland weiter?

Nach der Insolvenz vieler Unternehmen, entsteht nun, bei deutschen Solarfirmen, die bange Frage: "Welche Überlebenschance hat die deutsche Solarunterindustrie?"

Manuel Frondel, Energie-Experte beim Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), klagt die Bundesregierung an, Claudia Kemfert, Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), schaut, nach der Marktbereinigung, optimistisch in die Zukunft.

Der Einbruch der Solarbranche keine Überraschung

Der von vielen Verbrauchern als überraschend empfundene Einbruch der Solarbranche wird von Frondel relaxt gesehen, denn das Gleiche sei vor einigen Jahren in der Halbleiterbranche passiert. Es sei nicht weg zu diskutieren, dass Deutschland in der Solarbranche nicht wettbewerbsfähig sei. Frondel ergänzt, dass die Solarbranche bisher nur mit einer üppigen Solarförderung und Milliardensummen, überlebt habe. Er wertet, die nach einer Kürzung der Förderung erfolgten Insolvenzen von Solarfirmen, als ein drastisches Beispiel von Staatsversagen.

Auf die radikalen Änderungen bei der EEG-Umlage, nach der sich alle Stromkunden an den Kosten der Energiewende beteiligen sollen, angesprochen, verteidigt Frondel diese damit, dass sie den Sterbeprozess der Solarbranche abgekürzt habe. Logischerweise werden Jobs in der Branche nach Asien verlagert und es bleibe nur zu hoffen, dass wenigstens die Arbeitsplätze in der Solarforschung in Deutschland erhalten blieben.

Optimistischer sieht Claudia Kemfert, Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die Solarbranche. "Wir erleben derzeit einen Reinigungsprozess." Die Unternehmen würden unter enormen Überkapazitäten und den rapide fallenden Preisen bei Solarmodulen leiden, so Kemfert.

Wird es in der Zukunft auch eine Solarförderung geben?

Claudia Kemfert spricht davon, dass es in der deutschen Solarbranche in den vergangenen Jahren eine Überförderung für die Solarbranche gegeben habe. Sie ist der Meinung, dass die erfolgten Kürzungen die Unternehmen zwar belasten, die Einschnitte aber angemessen sind. Sie berichtet, dass Aufgrund des Solarbooms, der mit öffentlichen Mitteln finanziert wurde, die Zahl der Mitarbeiter in der Branche, allein im Jahr 2010 um rund 40.000 zwar auf 100.000 stieg, dieser Boom sich aber nicht fortsetzen könne. Sie warnt vor möglichen heraufbeschworenen Weltuntergangsszenarien, denn deutsche Solarunternehmen, die sich international aufstellen und auch als Zulieferer agieren, haben, ihrer Meinung nach, auch künftig gute Chancen am Markt.

Ein ergänzender Artikel: Vom Stroh zum Gold? – Hoffnungsträger Erneuerbare Energie?

Das leistet die Solarenergie 2023

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren im März 2023 auf Dächern und Grundstücken in Deutschland gut 2,6 Millionen Photovoltaikanlagen mit einer Nennleistung von insgesamt rund 70 600 Megawatt installiert.

Damit nahm die Zahl der Anlagen gegenüber dem Vorjahresmonat um 16 Prozent zu, die installierte Leistung stieg im selben Zeitraum um 21 Prozent. Im März 2022 hatte es gut 2,2 Millionen Photovoltaikanlagen mit einer Nennleistung von insgesamt knapp 58 500 Megawatt gegeben.

Erfasst werden alle Photovoltaikanlagen, die in die Netze der öffentlichen Versorgung einspeisen und über einen Stromzähler verfügen, der die eingespeisten Strommengen misst.

Kleinere Anlagen, wie etwa die sogenannten Balkonkraftwerke, fallen daher in der Regel nicht darunter.

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