Paradoxerweise setzen viele Menschen im Privaten trotzdem auf Photovoltaik und Solarthermie. Damit verbindet sich oft die Hoffnung, von steigenden Preisen unabhängig zu werden, natürlich leider nur unterhalb der vom Einspeisezwang betroffenen Leistungsmenge. So genannte Balkonkraftwerke boomen: Wo man früher gemütlich bei Kaffee und Kuchen sitzen konnte, stehen oder hängen heute riesige Solarfelder auf den Balkonen. Was aber tun, wenn man in einem Mietshaus wohnt, sich also keine PV-Anlage aufs Dach setzen kann und die Wohnung zudem keinen Balkon hat?

Solargeneratoren – die teure, halbherzige Lösung

Häufig bestehen so genannte Solargeneratoren nur aus dem Aggregat selbst, ohne, dass dies in der Werbung gleich ersichtlich ist. Das Gerät verfügt in der Regel über verschiedene Anschlüsse und Anzeigen. Bereits dafür ist in der Regel mindestens ein dreistelliger Betrag fällig. Das Aggregat lässt sich meist auch ganz konventionell an der Steckdose aufladen. Solar-Felder für echte Unabhängigkeit müssen also zugekauft werden. Da ist man rasch bei einem kleinen vierstelligen Betrag und hat für das ganze Ensemble einen Platzbedarf, der eigentlich für Mietwohnungen unpassend erscheint. Besitzer eines eigenen Häuschens wiederum sind wahrscheinlich besser beraten, gleich eine vollwertige Lösung zu installieren.

Das Versprechen der netzähnlichen Versorgung über Solarstrom dürfte unrealistisch sein. Man sollte bei einem Blackout also besser nicht darauf hoffen, den Kühlschrank oder die Waschmaschine über einen kleinen Solargenerator absichern zu können.

Im Prinzip sind diese Geräte also normale Stromspeicher, die am Netz aufgeladen werden, neben einer "richtigen" Steckdose aber auch Anschlüsse für die Bereiche 5 Volt oder 12 Volt aufweisen. Nur für diese niedrigen Spannungsbereiche lohnt sich die Aufladung per Sonnenlicht. Dafür allerdings ist die ganze Anlage zu teuer und zu platzintensiv.

Die Solar-Powerbank

Grundsätzlich ist eine Solar-Powerbank kein Gadget, mit dem man einen Weltkrieg übersteht. Fürs Camping, bei längeren Wanderungen, für die schnelle Aufladung des Mobilgeräts unterwegs oder einfach zum Stromsparen können sich Solar-Powerbanks aber durchaus lohnen. Auch hier gilt: Das Solarfeld ist ein nettes Zusatzdetail, denn prinzipiell handelt es sich um eine klassische Powerbank, die natürlich ganz konventionell am Netz aufgeladen werden kann. Bessere Geräte haben zudem noch eine Kurbel, mit der zumindest kurzzeitig Ladung erzeugt werden kann. Wer glaubt, das gesamte Gerät durch Kurbelei aufladen zu müssen, sollte sich über eine Sehnenscheidenentzündung nicht wundern. Für die Versorgung der integrierten Taschenlampe reicht es aber.

In der Regel haben diese Geräte die Abmessung eines größeren Smartphones, sind also einigermaßen handlich und verfügen neben der Ladebuchse je nach Kapazität über mehrere USB-Ausgänge sowie die Möglichkeit, eine Handschlaufe oder Aufhängung anzubringen. Ob gerade Aufladung über die Solarzellen stattfindet, zeigt in der Regel eine kleine Leuchtdiode an. Weitere Dioden lassen erkennen, wie weit der Ladevorgang vorangeschritten ist. Selbstverständliche Voraussetzung sollte eine Abschaltvorrichtung sein, um Schäden durch zu hohe Ladung zu vermeiden.

Beim Kauf darf man auch nicht zu sehr auf Billigangebote achten, sondern sollte vor allem den Leistungsdaten Aufmerksamkeit schenken, damit sich das Gerät irgendwann auch rentiert.

Entgegen der landläufigen Meinung speisen sich Solarzellen nicht nur aus direkter Sonneneinstrahlung, sondern benötigen eine gewisse Lichtintensität. An sonnenarmen Tagen oder abends lässt sich die Powerbank somit auch notfalls unter der Leselampe aufladen. Der verbrauchte Netzstrom wird sozusagen recycelt. Vorsicht: Das Gerät darf aufgrund der Wärmeabstrahlung nicht zu dicht an der Lichtquelle liegen.

Das Notfallradio mit Solarbetrieb

Das so genannte Notfallradio wurde jenseits der Prepper-Szene erst kurzzeitig populär, als ein Stromausfall im Winter 2022/23 ein realistisches Szenario zu sein schien. Im Prinzip handelt es sich um ein stinknormales Radio – und genau dafür zahlt man eigentlich auch. Der Rest des Geräts, ein winziges Solarfeld sowie häufig eine Kurbel, dürfte weniger notfalltauglich, sondern eher Alibi sein.

Wer im Notfall ein Radio benötigt (obwohl Radiostationen bei einem Blackout wahrscheinlich auch nicht mehr senden …), ist besser mit der oben beschriebenen Solar-Powerbank samt Kurbel bedient. Damit lässt sich immerhin das Smartphone aufladen, welches in der Regel ja eine Radio-Funktion beinhaltet.

Flexible Solarpanele

Das Grundproblem bei der Photovoltaik besteht darin, dass viel Leistung auch viel Platz benötigt und jedes Gerät damit entweder standortfest oder eben leistungsschwach ist. Flexible Solarpanele bzw -matten versuchen sich daher in einem Kompromiss. Sie sind an keinerlei Endgerät gebunden, sondern lediglich an diese anschließbar und daher wirklich nur für Stromerzeugung und gegebenenfalls eine Speicherung konstruiert. Der Charme besteht darin, dass diese Panele bei Nichtnutzung platzsparend zusammenfaltbar sind. Selbst im ausgeklappten Zustand bleiben sie durch ihre Flexibilität handlich und vielseitig einsetzbar: Beim Camping über das Zelt gelegt oder bei der Wanderung oben aus dem Rucksack heraushängend – überall, wo viel Sonne draufscheint, lässt sich quasi nebenbei etwas Strom für die abendliche Aufladung des Mobilgeräts oder den Betrieb einer kleinen USB-Lampe generieren.

Lohnen sich Kleingeräte mit Solarbetrieb?

Ganz klar: Solarbetriebene Kleingeräte vom Taschenrechner über die Gartenleuchte bis hin zum Mini-Aggregat sind keine Versicherung gegen den nächsten Katastrophenfall. Sinnvoll ist ihr Einsatz überall dort, wo kurzzeitig Energie benötigt wird, Netzstrom aber nicht sicher verfügbar ist, also vor allem im Outdoor-Bereich. Auf sehr lange Sicht kann aber auch der Einsatz zu Hause Kosten sparen, beispielsweise, wenn die Aufladung mobiler Geräte und kleiner Leuchten konsequent per Solarstrom erfolgt oder wenn als Rundfunkempfänger eben dauerhaft ein per Solarfeld aufgeladenes "Notfallradio" verwendet wird.

Donky, am 19.04.2023
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