Sotogrande
Blick auf Sotogrande, den Felsen ...

Blick auf Sotogrande, den Felsen von Gibraltar und Afrikas Küste (Bild: Wolfgang Wilpert)

Sotogrande - vom Mückennest zum Jetsetort

Sotogrande war lange ein weites unbewohntes Gebiet, so gar nicht begehrt, da im Sommer durch die Guadiaro-Flussmündung ziemlich von Mücken geplagt. Sogar die Römer ließen die Finger von diesem Landstrich.

1964 kam der Amerikaner Joseph McMicking zur Costa del Sol und suchte Land für eine exklusive touristische Wohngegend, die einmalig in Europa werden sollte. Er war begeistert von der Landschaft, dem Ausblick bis Afrika, der Lage zwischen zwei Flugplätzen, Málaga und Jerez, dem meilenweiten Strand und der Position gegenüber Gibraltar. Ein Schelm, der Schlechtes bei der Nähe zum Steuerparadies Gibraltar denkt, das aber in Zukunft auf Druck der Europäischen Union immer weniger Steuerschlupflöcher bieten wird.

So legte Micking den Grundstein zur Entstehung Sotograndes mit seinem ersten Golfplatz Real Club de Golf. Er zog bald seinen Neffen, Enrique Zobel aus den spanischen Ayala-Clan, nach sich. Der war wiederum beheimatet auf den Philippinen und dort als Milliardär und Chef der Philippinischen Zentralbank  ein  großer Polospieler.

Europas Polozentrum Nummer 1

Enrrique Zobel investierte ebenfalls in Spanien und baute 1965 in Sotogrande den ersten Poloplatz nahe am Strand. Dieser Platz wurde in einem großen Sturm 1984 zerstört und so nahe am Meer nie wieder aufgebaut. Inzwischen aber verfügt Sotogrande über neun Poloplätze mit all den entsprechenden Enrichtungen für circa 3.000 Polopferde.

1986 erlitt Enrique Zobel einen Polo-Unfall, lebte seitdem im Rollstuhl, vom Hals ab gelähmt. Doch er sagte einmal: "Bedauern Sie mich nicht, bedauern Sie lieber die Politiker in den Regierungen, die vom Hals aufwärts paralysiert scheinen”. E.Zoel

Als er gefragt wurde, wie man ihn denn einmal in Erinnerung behalten solle nach seinem Tod, der ihn 2004 mit 77 Jahren ereilte: "Wenn Du tot bist, dann ist es das Ende eines Buches. Licht aus. Das Wichtigste ist doch, wievielen Leuten konntest Du während Deines Lebens helfen.” Das tut er noch über seinen Tod hinaus mit mehreren Charity-Stiftungen, die seinen Namen tragen sowie natürlich mit einem nach ihm benannten Polopokal, der seitdem jeden Sommer ausgespielt wird, wenn im August sich alles auf und an den Plätzen vom ersten Club am Ort, dem Santa Maria Poloclub zum Internationalen Poloturnier einfindet, was zu den Reichen und Schönen zählt oder gezählt werden will.

  Enrique Zobel, der Polospieler und Milliardär, prägte Sotogrande

Beim großen Finale des Intrnationale ...

Beim großen Finale des Intrnationalen BMW-Turniers (Bild: Santa Maria Poloclub)

Der Höhepunkt: das letzte Augustwochenende

Jedes Jahr im August treffen sich in Sotogrande am westlichsten Teil der Costa del Sol die besten Polo-Spieler der Welt. Sie tragen die Kämpfe um den Bronze-, Silber- und Gold-Pokal aus. Alles, was Rang und Namen hat, gehört dann zu den Sponsoren wie BMW mit dem Shuttle-Dienst, Champagner-MarkenTaittinger und Vueve Cliquot, Sherry-Bodega Tio Pepe, Bacardi, Coca Cola, Nespresso und eine Wodkamarke. TribüneEs ist eines der größten Poloereignisse der Welt. Zu diesem hochrangigen Wettbewerb strömen mehr als 10.000 Reiterfreunde von nah und fern ins Stadion Finca Los Pinos des traditionsreichen Santa Maria Poloclubs, begleitet von Madrider Topmodels, angeheirateten Royals bis zu sonstigen Societygrößen der Costa del Sol.

Ein Besuch auf den Polofeldern von Los Pinos lohnt sich aber nicht nur des einmaligen Ambientes sondern vor allem des spannenden Spieles zweier meist gleichwertiger Mannschaften, der feschen Reiter und insbesondere der edlen, wendigen Pferde wegen.

Polo-ActionPolopferde-Kö

Der Ort, der eine Aktiengesellschaft ist

ApartementanlageHafen

 

Das Besondere an  Sotogrande sind nicht nur die großzügigen Villen mit hohen Mauern drumherum, die weitläufigen Apartements und Bauten, bei denen man mit der Yacht auf Kanälen bis zur Wohnung fahren kann, von mehreren Vier- und Fünf-Sterne-Hotels und Edel-Designer-Shops ganz zu schweigen: Sotogrande ist keine normale Gemeinde, sondern wird geführt als Aktiengesellschaft. Alle Einfahrten sind überwacht mit Schranken und Sicherheitsposten. Diese private Führung hat den Vorteil, dass man auf Gediegenheit und architektonisch angenehme Bauweise achtete.

Sotogrande ist im Winter schon noch ein Ort, an dem "die Bürgersteige hochgeklappt sind". Auch, wenn es sich in der Beziehung gebessert hat und in den weniger touristischen Monaten  Vernissagen, Modeschauen, Charity-Galas, esosterische Seminare und klassische Musikevents bietet.

Man bleibt gern unter sich

Ein Ort für den normalen Geldbeutel ist Sotogrande beileibe nicht. Will es auch nicht sein, der aus dem Boden gestampfte Ort, der mit einem gewachsenen andalusischen Dorf nicht zu vergleichen ist. Weder ist Golf in Sotogrande ein gewöhnlicher Sport für alle, wenn man die Greenfee-Eintrittsgelder etwa in Valderrama um 270 Euro betrachtet, noch erst recht nicht Polo: Für ein Poloteam auf internationalen Turnieren braucht man 20 bis 40 gut ausgebildete Pferde.

Und man möchte schon auch gern unter sich bleiben in Sotogrande, das zeigt die Abschottung durch Sicherheitseingänge des künstlichen Badeortes allerorten: Sogar zu den begehrten irischen Jazz-Bars im Hafen kommt man nur streng kontrolliert.

Abgrenzen möchte man sich auch deutlich vom anderen Nobelort an der Costa del Sol, von Marbella, das den Spagat zwischen Jetset-People und Massentourismus versucht. "Marbella redet, Sotogrande handelt" so der Kommentar eines Politikers bei einem der zahlreichen Cocktails.

CharityabendModenschau in Sotogranade

Bildnachweise (wenn nicht extra am Bild vermerkt): Santa Maria Poloclub, Gregor Steinschulte, Willi Zeckai, Sotogrande Revista, Gabriele Hefele

Arlequina, am 23.08.2012
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Bildquelle:
Claudia Moncada (Der Reiter-Mode-Look im Alltag)

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