Stacheldraht im Wilden Westen (Bild: tmeier1964 / Pixabay)

John Gates wollte mit einer Vorführung den Vorteil von Stacheldraht beweisen

Sie waren skeptisch, denn bei den typischen Rindern der Region handelte es sich um Texas-Longhorns, Tiere von beeindruckender Größe. Sie konnten störrisch oder gereizt sein, und sehr gefährlich werden. Viele Cowboys wurden damals von Longhorns getötet. Angeblich saß John Gates in einem Café und sah auf der Straße einen fahrenden Händler, der Medikamente in einem Bauchladen verkaufte. Die Passanten prügelten sich um seine Waren. Das brachte John auf die Idee, eine Vorführung zu organisieren, um den Texanern den Nutzen von Stacheldraht zu beweisen.

Als erfahrener Verkäufer mietete John Gates in San Antonio einen vielbesuchten Ort, den Vorplatz von Fort Alamo. Dort hatte er ein ungefähr 10 Meter langes und 10 Meter breites Gehege mit Stacheldraht verbundenen Holzpfählen errichtet. Der Platz war ideal, denn hier standen das Hotel "Menger" und weitere Hotels für auswärtige Besucher, vor allem aber für reiche Kundschaft. Unter den Zuschauern waren Rinder-Barone, Ranch-Besitzer, Viehzüchter und Cowboys, die alle gespannt darauf warteten, was geschehen würde. Es war eine richtige Show. Der Vertreter hatte einen guten Werbeslogan. Sein Stacheldraht sei leichter als Luft, stärker als Whisky und billiger als Staub.

Aber John Gates wusste, dass seine Zuschauer nur das glaubten, was sie mit eigenen Augen sehen konnten. Also trieb er eine Herde der berühmten Texas-Longhorns ins Gehege. Auf kleinstem Feld konnte das leiseste Geräusch eine Herde so erschrecken, dass sie kilometerweit liefen. Deshalb bat John Gates mexikanische Reiter, glühende Brenneisen zu schwingen, um die Rinder zu erschrecken. Die Tiere galoppierten innerhalb des Geheges los, hielten aber beim Stacheldraht an. Alle Zuschauer sahen das. Texaner waren normalerweise nicht so leicht zu beeindrucken. Sie hatten schon allerhand erlebt, doch die Darbietung von John Gates und sein Erfolg bewiesen, dass sein Produkt funktionierte.

Der Stacheldraht veränderte die Viehzucht in Amerika für immer

Die Begeisterung der texanischen Viehzüchter war so groß, dass er mehr Aufträge bekam, als er Stacheldraht vorrätig hatte. Die Rancher mussten ihr Vieh nun nicht mehr suchen. Sie konnten es in einem eingezäunten Gebiet lassen, ohne das Risiko, dass die Rinder die Barriere zerstören würden. Viehdiebstahl wurde dadurch auch vermieden, und man konnte sich ganzjährig besser um die Tiere kümmern, und deren Gesundheitszustand überprüfen. Dadurch wurde die Viehzucht in Amerika revolutioniert und für immer verändert. Dank des Stacheldrahts wurde John Gates zum reichen Mann, doch sein Erfolg stand auch für den Niedergang einer bestimmten Vorstellung vom Wilden Westen.

Die Einzäunungen ermöglichten die Aufteilung des Landes in große Parzellen. Daraufhin begannen Banken oder reiche Personen, Land zu kaufen und es einzuzäunen. Für kleine Viehzüchter wurde die Lage immer schwieriger. Der Stacheldraht verbreitete sich im ganzen Land, läutet damit das Ende der offenen Viehhaltung ein und schloss die Grenze zum Wilden Westen. Aber er war auch ein Exportschlager, vor allem für den Kriegsgebrauch. Die amerikanischen Ureinwohner tauften den Stacheldraht, der ihren Lebensraum begrenzte, "Teufelsschnur".

BerndT, am 03.10.2023
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Bildquelle:
Helmut Wegmann (Rinderherden im Wilden Westen)
PublicDomainPictures (Rinderzucht im Wilden Westen)
videorecord052 / Flickr (Revolverduelle im Wilden Westen)

Autor seit 13 Jahren
372 Seiten
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