Die Länder wollen nicht auf die Bremse treten

Peter Altmaier will den Ausbau der Windenergie drosseln. Die Bundesländer, in denen ausreichend Freiflächen vorhanden sind und auch der Wind kräftig weht, sehen jedoch gar nicht ein, warum sie plötzlich auf die Bremse treten sollen. Der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) ließ jüngst vermelden: "Aus unserer Sicht wäre es wichtiger, den Netzausbau voranzutreiben als den Windausbau zu drosseln." Der gleiche Tenor schwingt in der Kritik aus Schleswig Holstein mit. Eine Quote für Windkraft wäre der völlig falsche Weg. Der Preis für Energie aus Wind bewege sich schon heute auf gleichem Niveau wie der für Energie aus Kohle oder Atomkraft. Auf lange Sicht sorge Windkraft sogar für niedrigere Kosten.

Der Netzausbau hinkt der Energieproduktion hinterher

Das Problem, das Peter Altmaier immer wieder aufgreift und anspricht: Es bringt herzlich wenig, viele Anlage zu bauen, wenn sie gar nicht ans Netz angeschlossen werden können. Noch mangelt es am Gleichschritt beim Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Netze. Nimmt man es genau, müsste der Netzausbau sogar einen Zahn zulegen, um mit dem Wachstum bei der Photovoltaik und der Windkraft Schritt halten zu können. Davon scheint man derzeit aber noch weit entfernt. "Es gibt zu große Windausbaupläne", so Altmaier während der Messe Windenergy in Husum. Würde der Ausbau wie geplant voranschreiten, gäbe es 2020 mindestens 60 Prozent mehr Windenergie als ursprünglich veranschlagt.

Windräder

Windräder (Bild: André Maßmasnn)

Viele Köche verderben den Brei

Die zweite Hürde, die es zu überwinden gilt: Der Wunsch nach Energie-Autarkie. Weil jeder sein eigenes Süppchen kocht, wären die Pläne von Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern Windstrom zu erzeugen, der für den Süden bestimmt ist, irgendwann hinfällig. Dass dennoch an den Ausbauplänen festgehalten wird, stößt dem Bundesminister leicht säuerlich auf. Hier gilt es nun, ein gesundes Maß zu finden, bei dem alle mit einem Lächeln vom Tisch gehen.

Bürgerwindparks – der Weg zu mehr Akzeptanz

Hinzu gesellt sich noch ein dritter Faktor, der nicht übersehen werden darf: der Bürger. Nicht jeder möchte in direkter Nachbarschaft ein Windrad vor der Nase stehen haben. Auch in dieser Hinsicht gibt es immer wieder Streit. Der ließe sich vermeiden, wenn alle an einem Strang ziehen und die Bürger intensiver an den Planungen beteiligt würden. Eine Option sind die sogenannten Bürgerwindparks, die nicht nur Energie produzieren, sondern auch eine Rendite erwirtschaften sollen. Der Bundesverband WindEnergie hat dazu eigens eine Broschüre aufgelegt. Darin werden Beispiele aus Nord-, Mittel- und Süddeutschland vorgestellt und allerhand Informationen gelistet, was bei einem solchen Park zu beachten ist. Motto: "Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele gemeinsam." Laut Bundesverband bieten die Parks völlig neue Möglichkeiten. Sie seien ein wichtiger Baustein für das Gelingen der Energiewende.

Daten zur Windkraft

Hier noch ein paar Zahlen und Fakten zur Windenergie:
Die installierte Leistung betrug 2011 29.060,04 Megawatt (2010: 27.190,62 MW). Der Neubau an installierter Leistung lag bei 2.085,72 MW (1.551,03) und die Zahl neu aufgebauter Anlagen bei 895 (754). Insgesamt wurden dadurch 36,1 Millionen Tonnen (31,9 Millionen) an CO2-Emissionen vermieden. Die Top-5 Länder nach installierter Leistung sind Niedersachsen, Berlin/Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen.

Autor seit 11 Jahren
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