Teil 4 - "Wir alle spielten Theater - und nun?"
Studienleistung über die Rollentheorie von Erving Goffman. Ist sein Werk Wir alle spielen Theater noch zeitgemäß oder bedarf es einer modernen Metapher dafür, wie Menschen sich in Interaktionen ihrer sozialen Rolle fügen?
Universität: Leibniz Universität Hannover (LUH)
Studiengang: Sozialwissenschaften
Abschluss: Bachelor of Arts (BA)
Modul: Einführung in die Sozialpsychologie
Seminar: Subjekttheoretische Sozialisationstheorien im Vergleich
Art: Essay als Studienleistung
I N H A L T - Lesen Sie auch die anderen Teile
Voranmerkungen
Über den Grund, diesen Essay zu verfassen
Teil 1 - "Wir alle spielten Theater - und nun?"
Teil 2 - "Wir alle spielten Theater - und nun?"
Teil 3 - "Wir alle spielten Theater - und nun?"
Teil 4 - "Wir alle spielten Theater - und nun?"
Teil 4
Im Theater weiß man, dass es sich um Schauspieler, um eingespielte oder improvisierte Rollen handelt. Reality-Shows unterstellen eine Rollenlosigkeit der Darsteller. Sie behaupten, die Handelnde Person in "freier Wildbahn" in Ausübung alltäglicher Handlungsweisen zu beobachten. Zunächst einmal ist die Möglichkeit einer solchen Rollenlosigkeit zu klären. Nach Goffman schlüpft der Mensch in eine Rolle, sobald ein Publikum seiner Darstellung anwesend ist. Diese "im Normalfall" dargestellte Rolle könnte nun durch die reine Anwesenheit des ungewohnten Publikums in Form des Filmteams und dem Wissen über die TV-Produktion beeinflusst werden.
Es hat nur den Anschein, die Menschen würden sich in der Situation des "Wirklichkeitsfernsehens" wirklichkeitsnah verhalten. Es ist stark anzunehmen, dass eine Kamera und die zum Filmteam gehörenden Menschen immer eine Wirkung auf die Interaktion einer Person haben, die sie filmen.
Das Fernsehen ein Medium ist, das dem Zuschauer zahlreiche Möglichkeiten bietet, Fassaden, ausgefüllte Rollen, zu beobachten. Fragwürdig ist unter den dargestellten Gesichtspunkten allerdings die Übereinstimmung mit der Wirklichkeit der so konsumierten Rollen. Hier offenbart sich ein lehrreiches soziologisches als auch sozialpsychologisches Forschungsfeld inwieweit Rollenzuschreibungen aus dem TV-Programm übernommen werden, um Auswirkungen im Alltagsleben hervorzurufen.
Fragwürdig bleibt hingegen, ob eine "Fernsehanalogie" eine Verständniserleichterung gegenüber der Theateranalogie aus sich heraus mit sich bringt. Das TV-Programm wird zwar in der Regel stärker konsumiert, als dass eine Theatervorstellung besucht wird. Andererseits handelt es sich bei einer TV-Ausstrahlung um ein hochtechnisches Produkt. Es ist einerseits mit der vorhandenen Technik leicht verfügbar, ein Druck auf die Fernbedienung reicht in der Regel aus, um sich eine Ausstrahlung auf den TV-Schirm zu holen. Aber der Ablauf der Produktion und alle Umstände der Aufzeichnung entziehen sich dem unmittelbaren Verständnisumfeld der meisten TV-Konsumenten.