Floppt "The Last Stand"?

Der 18. Jänner 2013 hätte für Actionfreunde ein ganz besonderer Tag werden sollen. Denn an diesem Freitag feierte mit "The Last Stand" ein Film sein Debüt, der das Comeback des ehemals größten Actionstars überhaupt einleiten sollte. Doch erste Einspielergebnisse deuten auf einen Riesenflop hin. In den späten 1980er und 1990er Jahren galt Arnie noch als fast sichere Blockbuster-Bank. Weshalb hat ihm das Publikum die Gunst entzogen? Einen der wesentlichen Gründe hierfür liefert der Trailer zu "The Last Stand".

Trailer "The Last Stand"

Man merkt dem gebürtigen Grazer seine mittlerweile 65 Lebensjahre deutlich an. Es entbehrt wohl nicht einer gewissen Ironie, dass er damit das offizielle Pensionsantrittsalter in Österreich erreicht hätte. Schließlich kann man sich des mitleidigen Eindrucks nicht erwehren, einem pensionsreifen Ex-Actionstar über die Schulter zu gucken.

Sheriff Schwarzenegger: Tu sörv end broteggt!

Bereits die Story von "The Last Stand" reißt heute ebenso wenig vom Hocker, wie sie das zur Blütezeit der Actionikonen Schwarzenegger, Stallone oder Van Damme in den 1980er Jahren imstande gewesen wäre. Arnie verkörpert den Sheriff des texanischen Städtchens Sommerton, der schon mal bessere Zeiten gesehen hat. In dem beschaulichen Nest an der Grenze zu Mexiko gibt es nicht viel zu tun - ein harter Schlag für den ehemals untriebigen Drogenfahnder.

Unvermutet gerät er jedoch ins Visier einer Gangsterbande, als dem inhaftierten Drogenbaron Cortez (Eduardo Noriega) bei einem Gefangenentransport die Flucht gelingt und er in Sommerton Unterschlupf auf seinem Weg über die mexikanische Grenze sucht. Während die US-Behörden das Städtchen einkesseln, sieht sich Sheriff Owens in der Pflicht, die Einwohner vor den skrupellosen Gangstern zu beschützen. Es kommt, wie es kommen muss: Arnie zieht die Wumme...

Schwarzeneggers Blockbuster-Serie ...

Um zu verstehen, weshalb "The Last Stand" aller Voraussicht nach floppen wird, muss man zunächst das filmische Schaffen des entgegen sämtlicher Vorurteile hochintelligenten Austro-Exports eingehender betrachten. Was viele seiner Filme zu Blockbustern avancieren ließ, waren nicht die zeitgeistige Action oder ein Übermaß an Blut und Gewalt. Obwohl sich unter seinen Werken auch geistlose Actionstreifen wie "Der City-Hai" oder der reiner Vertragserfüllung geschuldete, grottenschlechte Fantasy-Schinken "Red Sonja" befinden, erlangten einige seiner Filme zu Recht Kultstatus.

James Camerons "The Terminator" aus dem George-Orwell-Jahr 1984 gilt als einer der stilprägendsten, intelligentesten Science-Fiction-Filme überhaupt, dessen Fortsetzung "Terminator 2 – Tag der Abrechnung" 1991 Einspielrekorde brach und erneut weitgehend positive Kritiken erhielt. Die Agentenkomödie "True Lies" war gleichermaßen Actionkracher wie liebevolle James-Bond-Parodie, in "Conan" schnitzte er mit seinem Fleisch das Idealbild des muskelstrotzenden Barbarenkriegers, das wohl selbst Conan-Erfinder Ron E. Howard feuchte Träume beschert hätte, Paul Verhoevens "Total Recall" war nicht bloß explosives Haudrauf-Kino, sondern die neben "Blade Runner" bis heute beste Verfilmung einer Geschichte von SF-Kultautor Philip K. Dick, und in "Predator" (1987) musste Arnie als zynischer Missionsleiter auf die harte Tour lernen, dass Waffengewalt gegen einen übermächtigen Gegner nutzlos ist und die Guerilla-Methode weitaus effizienter sein kann.

Abgesehen von einigen Ausrutschern arbeitete Schwarzenegger meist mit Könnern des Fachs zusammen, wie ein Blick auf die Regie-Liste zeigt: James Cameron, John McTiernan, Paul Verhoeven, John Milius. Ein neuer Schwarzenegger-Film verhieß im besten Falle nicht hirnloses Geballere, sondern anregende Unterhaltung auf hohem Niveau. Kein Wunder also, dass Arnie ab Ende der 1980er Jahre bis "True Lies" mit Ausnahme des sträflich unterschätzten "Last Action Hero" eine Serie an Blockbustern gelang.

... und die Flop-Serie: Batman & Robin & andere Katastrophen

Diese Serie riss mit der infantilen Komödie "Versprochen ist versprochen", erlebte mit seiner Rolle des Mr. Freeze im wohl mit Abstand schlechtesten Batman-Film aller Zeiten "Batman & Robin" einen Tiefpunkt und fand nie mehr in die Spur zurück. Der ambitionierte, düstere Entzeitthriller "End of Days" (1999) schoss sich mit einem dümmlichen Showdown selbst ins Bein, "The 6th Day" (2000) konnte mit der grandiosen Prämisse eines geklonten Arnold Schwarzenegger nichts anfangen und mäanderte sich durch die 08/15-Handlung und "Collateral Damage - Zeit der Vergeltung" (2002) musste in Folge der Terroranschläge von 9-11 drastisch umgeschnitten werden, was am miesen Einspielergebnis nichts änderte.

Seine allerletzte Chance, das Ruder noch herumzureißen und seinen arg beschädigten Ruf wiederherzustellen, suchte Schwarzenegger 2003 in "Terminator 3 – Rebellion der Maschinen". Doch obwohl Jonathan Mostows Science-Fiction-Kracher zumindest finanziell ein Erfolg war und eine halbe Milliarde Dollar einspielte, waren die meisten "Terminator"-Fans enttäuscht. Danach folgte eine politische Zwangspause, nachdem Arnie zum kalifornischen Gouverneur gewählt worden war.

Flop mit Anlauf: "The Last Stand"

Doch satte 22 Jahre nach seinem größten Blockbuster "Terminator 2" ist auch für Schwarzenegger der Tag der Abrechnung gekommen: Zum einen nehmen ihm viele Amerikaner die unrühmliche Trennung von Maria Shriver übel; zum anderen hätte sich Arnie kaum einen schlechteren Comeback-Film als "The Last Stand" aussuchen können. Stoffe wie sie dieser Streifen bietet erwartet man in B-Filmchen mit ehemaligen B-Stars in den Hauptrollen. Schwarzeneggers Filme waren am Zenit seiner Popularität Actionkracher, die man einfach sehen musste, weil sie unübersehbar groß und laut waren. 

Viele ehemalige Schwarzenegger-Fans wie der Schreiber dieser Zeilen wussten vermutlich nicht einmal, dass mit "The Last Stand" sein Comeback-Film in den US-Kinos angelaufen ist. Zugegeben: Der je nach Quelle zwischen 30 und 50 Millionen Dollar teure Streifen wurde kaum beworben. Gerade hierin sieht man den massiven Vertrauensverlust in den ehemaligen Box-Office-König. Wenn das Online-Magazin "Deadline" Recht behält, schmierte "The Last Stand" völlig ab und eröffnete am Premierentag an 6 Stelle.

Schwarzeneggers Comeback als Terminator und Conan?

Dabei muss man zumindest bei der Wahl des Regisseurs einen gewissen Mut zugestehen: Mit dem Südkoreaner Jee-woon Kim nahm ein bislang in Hollywood unbeschriebenes Blatt am Regiestuhl Platz, das mit dem Psychothriller "I Saw the Devil" 2010 einen der besten und verstörendsten Genrefilme überhaupt produziert hatte.

Umso ärgerlicher ist es, ausgerechnet einen uninspirierten Actionkracher wie "The Last Stand" auserkoren zu haben, Schwarzeneggers Comeback einzuleiten. Mit diesem Film wird es ganz gewiss nicht gelingen. Denn eines der Erfolgsgeheimnisse des einst größten Actionstars der Welt war es, in Filmen aufzutreten, die in Punkto Größe und Qualität der Konkurrenz meist überlegen waren. Wer erinnert sich noch an Stallones "Judge Dredd" oder "Over the Top"? Hingegen waren und sind "Terminator" oder "Predator" bei Genrefans immer noch in aller Munde.

Vielleicht schafft Arnie aber das unmöglich Scheinende ausgerechnet an der Seite seines ehemals größten Kontrahenten Sylvester Stallone: Ebenfalls 2013 soll der Gefängnis-Thriller "The Tomb" erscheinen, und bereits die Liste der Hauptdarsteller lässt Actionfreunde mit der Zunge schnalzen: Neben Sly und Arnie spielen "The Axe" Vinnie Jones, Vincent D'Onofrio, Sam Neill, Jim Caviezel und Rapper 50 Cent mit.

Und sollte auch dieses Projekt floppen, befinden sich gerüchteweise "Terminator 5" sowie ein weiterer "Conan"-Teil in Planung. Gerade bei "Conan" sollte Eile geboten sein, damit sich der Thron des zum König aufgestiegenen Conan nicht als Leibstuhl herausstellt...

Laden ...
Fehler!