Total Recall: Arnie sieht auf dem Mars rot!

Rund ein Jahrzehnt vor "Matrix" beschäftigte sich der niederländische Regisseur Paul Verhoeven in "Total Recall" mit der Frage, was Realität ist und wie wir sie erkennen können. Allzu schwierig machte es ihm die literarische Vorlage nicht, basiert der Film doch auf der Kurzgeschichte "Erinnerungen en gros" des genialen Science-Fiction-Autors Philip K. Dick. In dessen Universum konnten sich weder Protagonisten, noch Leser ganz sicher sein, ob das gerade Erlebte Realität, Illusion oder eine Wahnvorstellung ist.

Entsprechend konsequent setzte Verhoeven Dicks interessantes philosophisches Experiment um. Natürlich auf die ihm eigene Art: "Total Recall" kennt keine Zurückhaltung, weder beim Plot, noch bei den Spezialeffekten. In der ungeschnittenen Fassung werden auch schon mal Hände vom restlichen Körper separiert. Trotzdem macht der Streifen auch in der geschnittenen Version Spaß und transportiert seine cleveren Ideen auf unterhaltsame Weise. Eben ein Film aus jener Zeit, als Arnold Schwarzenegger noch fröhlich terminierte! Auf der Leinwand, wohlgemerkt.

Total Recall: Arnie sieht auf dem Mars rot!

Mars macht mobil

Im Jahre 2084 führt der Bauarbeiter Douglas Quaid (Arnold Schwarzenegger) ein zufriedenstellendes Leben. Er bewohnt ein modernes Apartment und ist mit der bildschönen Lori (Sharon Stone) verheiratet, die ihn offenbar über alles liebt. Trotzdem quälen ihn des Nachts Alpträume, in denen er sich auf dem kolonisierten Mars an der Seite einer ihm unbekannten, attraktiven Frau wiederfindet.

In der U-Bahn sieht er die verlockenden Fernsehwerbungen der der Firma "Rekall, Inc.", die "echte" Erinnerungen verspricht. Mittels Erinnerungsimplantat wird dem Kunden ein beliebiges Abenteuer oder eine Reise vorgegaukelt, die in Wahrheit nie stattgefunden haben, jedoch so echt und real wie jede andere Erinnerung wirken.

 

Plakat "Total Recall"

 

 

 

 

 

 

"Na, Maria, bitte net! I hob nur Spaß g'mocht und wüll gar net als Präsident kandidieren!"

 

Trotz des Abratens seitens eines Freundes sucht Quaid "Rekall, Inc." auf, wo ihm ein Erinnerungsimplantat eingesetzt wird, das ihm ein aufregendes Abenteuer als Geheimagent auf dem Mars verspricht. Doch die Prozedur läuft schief und es stellt sich heraus, dass Quaid tatsächlich Geheimagent ist, dem ein anderes Erinnerungsimplantat vorgaukelt, er sei nur ein einfacher Bauarbeiter.

Als Quaid in einem Robotertaxi erwacht, ist er völlig orientierungslos und kann sich nicht einmal an den Besuch bei "Rekall, Inc." mehr erinnern. Auf dem Weg in sein Apartment stellt ihm plötzlich sein bester Freund eine Falle. Mit knapper Not entkommt Quaid, wird aber beim Betreten seiner Wohnung wiederum unter Beschuss genommen - von seiner eigenen Frau...

Kritik zu "Total Recall"

"Oscar" für die Spezialeffekte

"Total Recall" wurde 1991 bei der Oscar-Verleihung für die Spezialeffekte ausgezeichnet. Zu Recht, wissen diese doch selbst heute noch größtenteils zu überzeugen. Wobei das doppelbödige Spiel mit der Realität sogar auf die Tricktechnik ausgeweitet wurde. Je nach Auslegungsweise könnten die weniger gelungenen Effekte beabsichtigt sein, um Quaids Mars-Abenteuer als pure Fiktion zu diskreditieren. Denn gerade jene auf dem "Roten Planeten" spielenden Szenen erfüllen sämtliche gängigen Klischeevorstellungen.

Plakat "Total Recall"

 

 

 

 

 

 

 

Wie in den USA um Wählerstimmen geworben wird...

 

"Total Recall": Traum oder Realität?

Kaum ein anderer Film trieb die Frage nach der Realität dermaßen auf die Spitze, wie "Total Recall": Sind Quaids Abenteuer ein implantierter Traum oder Realität? Da fast der gesamte Film aus der Perspektive des Bauarbeiters geschildert wird, vermag auch der Zuschauer nicht mehr zu unterscheiden, inwieweit sich das Dargestellte nur in Quaids Phantasie abspielt oder es sich um tatsächliche Geschehnisse handelt.

Total Recall DVD


 

 

 

 

 

 

"Und das, liebe Kinder, kann geschehen, wenn ihr euch nicht mit Sonnenmilch eincremt!"

 

Dabei wendet Verhoeven, der mit "Starship Troopers" wenige Jahre später einen weiteren sehr kontroversiell aufgenommenen Science-Fiction-Film inszenierte, nicht das billige Mittel konfuser Szenen und Symbolismen an, um den Zuschauer einfach nur zu verwirren. Vielmehr handelt es sich um ein Werk, das je nach persönlicher Betrachtungsweise unterschiedlich interpretiert werden kann.

Zahlreiche clever integrierte Details lassen entweder den Schluss zu, dass Quaid tatsächlich ein ehemaliger Geheimagent ist, dem man eine falsche Identität unterjubelte, oder dass er sich in den Geschäftsräumen der "Rekall, Inc." befindet und lediglich wilde Phantasien in seinem Verstand hegt. Für beide Ansichten gibt es überzeugende Argumente, was natürlich widersinnig ist, da ja nur eine der beiden Theorien zutreffen kann, nicht beide. Doch welche? Verhoeven lässt diese Frage bewusst offen, was "Total Recall" erst zu dem machte, was er heute ist: Ein Klassiker des Science-Fiction-Genres und zugleich einer der intelligentesten Filme der 1990er-Jahre.

Plakat "Total Recall"

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir präsentieren: Die Toilette der Zukunft!

 

 

Perfekt besetzter Schwarzenegger

Im Vorfeld des Filmes waren unter anderem Jeff Bridges, Matthew Broderick, Richard Dreyfuss und Patrick Swayze als mögliche Hauptdarsteller im Gespräch. Mit Arnold Schwarzenegger hatte sich Verhoeven für die wohl optimale Besetzung entschieden. Denn auch wenn "Arnie" kein vielseitiger Mime ist: Die Rolle des sympathischen, bodenständigen Haudraufs beherrscht er wie kein anderer! Und wem, wenn nicht ihm, würde man die körperlichen Herkulesakte ernsthaft zutrauen?

Neben Schwarzenegger brillieren Sharon Stone (Miss "Basic Instinct") als schöne und intrigante (?) Ehefrau, Rachel Ticotin als heimlicher love interest Melina, Ronny Cox verkörpert den kaltherzigen Marsdiktator Cohaagen und der in "Starship Troopers" erneut für Verhoeven tätige Michael Ironside weiß als herrlich fieser Gegenspieler zu überzeugen.

Für den zeitlos modernen Soundtrack sorgte der 2004 verstorbene Jerry Goldsmith, der für seine Filmmusik den BMI Film Music Award.erhielt.

 

Plakat "Total Recall"

 

 

 

 

 

 

 

"Wir schalten nun live in die FDP-Parteizentrale..."

 

"Total Recall" ist ein schlichtweg überwältigendes Filmabenteuer: Intelligente Story, viel Action, unerwartete Wendungen, tolle Darsteller und eine kräftige Portion Humor erwarten den geneigten Zuschauer in einem Film, den man keinesfalls versäumen sollte.

Daten & Fakten

Originaltitel: "Total Recall"

Regie: Paul Verhoeven

Produktionsland und -jahr: USA, 1990

Filmlänge: ca. 115 Minuten (ungeschnittene Fassung)

Verleih: Kinowelt

Deutscher Kinostart: 26.07.1990

FSK: ab 18 Jahren (indiziert)

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