Blutige Krönung

Seitdem bei einem Autounfall mit ihm am Steuer sein Vater starb, ist im Leben des jungen Brent (Xavier Samuel) nichts mehr wie es vorher war. Obwohl er im Grunde genommen keine Schuld daran trägt - er musste einem unvermittelt auf der Straße Stehenden ausweichen -, nagt der Schicksalsschlag an ihm Nicht einmal seine hübsche Freundin Holly (Victoria Thaine) vermag ihn von den trüben Gedanken zu erlösen und wartet vergebens auf Liebesbekundungen.

 

Derweil hat Mauerblümchen Lola Stone (Robin McLeavy) ganz andere Probleme: Niemand möchte mit ihr zum Abschlussball der Schule gehen. Schon gar nicht Brent, der ihr ganz forsch einen Korb gibt. Das hätte er wohl besser sein lassen, denn wenig später wird er während einer Wanderung niedergeschlagen und verschleppt. Als er wieder zu Bewusstsein kommt, befindet er sich am Tisch der Familie Stone - geknebelt und gefesselt. Rasch wird ihm klar, dass Lola und ihr Vater (John Brumpton) nicht einfach nur etwas exzentrisch, sondern gnadenlos verrückt sind. Bei einer selbstinszenierten Feier werden Lola und der malträtierte Brent zum Königspaar gekrönt. Es ist nicht die erste derartige Zeremonie im Hause Stone - und bislang hat noch keine von Lolas Begleitungen davon berichten können...

Whatever Lola Wants, Lola Gets!

Alptraum High School! Ob USA oder Australien: Offenkundig handelt es sich bei den öffentlichen Schulen um Brutstätten des Bösen. Anders lassen sich die Myriaden an Romanen und Filmen rund um verschmähte oder gar gequälte Mauerblümchen an Schulen kaum erklären. Alleine Horrorkönig Stephen King widmete dem Thema dutzende Romane und Kurzgeschichten. Mit seinem Debütwerk "The Loved Ones - Pretty in Blood" greift Regisseur Sean Byrne auf Kings "Carrie" zurück und gewinnt dem Stoff einen neuen Dreh ab. Was, wenn die von den Jungs ignorierte und verspottete Außenseiterin Lola in Wahrheit eine Psychopathin ist und sich schlichtweg nimmt, was sie möchte? Ganz so wie ihre Namenskollegin aus dem Musical "Damn Yankees", die singt: "Whatever Lola Wants, Lola Gets!"

 

Wenn Filmkritiker Handlungselemente verpennen...

Wer allenfalls einen soliden Splatterstreifen erwartet, wird positiv überrascht: "The Loved Ones - Pretty in Blood" zeigt weitaus mehr, als nur Blut, durch Fleisch geschlagene Nägel und - buchstäblich - in offene Wunden gestreutes Salz. Der Film weist komödiantische und satirische, wie auch klug ersonnene dramatische Elemente auf. Sean Byrne erstaunt mit cleverer Plotentwicklung, von der sich die meisten Hollywoodfilme einiges abschauen könnten.

Anstatt seine Figuren die gesamte Handlung erklären zu lassen, traut der Australier dem Publikum zu, subtile Anspielungen und Gesten in den richtigen Kontext zu setzen. Gänzlich glückte dies zwar nicht, wie so manche Kritiken beweisen, die den angeblich sinnlosen Subplot rund um Brents Freund Paul (Andrew S. Gilbert) und seine wortkarge Ballbegleitung bemängeln. Denn tatsächlich ergeben die Implikationen aus diesen Szenen die restlichen Puzzlestücke eines makabren Bildes. Kann man den Regisseur für das Aufmerksamkeitsdefizit einiger Rezensenten verantwortlich machen?

Überhaupt ist der Plot eine ganz große Stärke des Streifens. Erst allmählich entfaltet sich die ganze Wirkung und offenbart eine in sich schlüssige Handlung, die schlussendlich sogar die Frage beantwortet, wer der in der ersten Szene mitten auf der Straße torkelnde junge Mann war. Natürlich müssen Genrefans nicht auf derbe Effekte verzichten, wenngleich überraschend wenig Blut fließt und sich der Horror mitunter eher im Kopf abspielt und lediglich das Ergebnis einer abscheulichen Gewalttat präsentiert wird.

 

Bösewicht mit Charakter

Erheblichen Wert legte das Drehbuch auf die Charakterisierungen der Protagonisten. Diese werden weder durchwegs gut, noch böse porträtiert. Selbst Antagonistin Lola, die erstaunliche sadistische Fähigkeiten an den Tag legt, weist sympathische Züge auf. Darstellerin Robin McLeavy verkörpert ihre Rolle beängstigend glaubhaft. Ihre Lola schwankt zwischen normalem Verhalten und abgrundtiefer Bösartigkeit, die schlussendlich in völligen Wahnsinn abgleitet. Wie viele andere weibliche Teenager auch, besitzt sie eine ansehnliche Puppensammlung, die sie freilich in Posen stellt bzw legt, die den der geschnittenen Kinofassung von "Team America" zum Opfer gefallenen Szenen zur Ehre gereichten. Der geschundene Brent wird nicht minder vorzüglich von Xavier Samuel verkörpert.

Falls man an "The Loved Ones - Pretty in Blood" mit der Brechstange nach Mängeln suchen möchte, dann findet man höchstens Petitessen. Etwa jene, dass Lola von den männlichen Mitschülern völlig ignoriert wird, obwohl sie ausnehmend attraktiv ist und ihre sadistischen Gelüste lediglich zu Hause auslebt. Eine derart hübsche junge Frau würde sich abseits der Mattscheibe vor Angeboten und Einladungen mit Sicherheit kaum zu retten wissen.

Fazit nach viel zu schnell vergangenen eineinhalb Stunden: "The Loved Ones - Pretty in Blood" ist ein zu Unrecht kaum beachtetes Kleinod, das zu den besten Genrewerken der letzten Jahre gezählt werden muss. Von Sean Byrne, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnete, wird man hoffentlich noch mehr hören.

Originaltitel: The Loved Ones

Regie: Sean Byrne

Produktionsland und -jahr: Aus, 2009

Filmlänge: ca. 89 Minuten

Verleih: Koch Media GmbH

Deutscher Kinostart: -

FSK: Freigegeben ab 18 Jahren

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