Der Mann, der aus der Steinzeit kam

Angesichts seines Abschieds von der Universität lädt Professor John Oldman (David Lee Smith) seine besten Freunde auf einen letzten Abend in seinem Zuhause ein. Plötzlich eröffnet er ihnen auf den ersten Blick Lächerliches: Er sei in der Steinzeit geboren worden und etwa 14.000 Jahre alt! Damit niemand seinem Geheimnis auf die Spur komme, müsse er deshalb seither unablässig den Wohnort und seinen Beruf wechseln.

 

Natürlich halten die Anwesenden seine Behauptung für einen Scherz. Doch John schildert anhand einiger gesammelter Artefakte, wie er in deren Besitz gekommen sei und was sie für ihn bedeutet hätten. Das Amusement schlägt in Entsetzen um als er schließlich sogar erklärt, kein Geringerer als Jesus Christus persönlich zu sein...

 

Kammerspiel
Trailer "The Man from Earth" (englisch)

Kammerspiel "The Man from Earth": Wie beweist man Realität?

Kammerspiel mit Science-Fiction-Anstrich

The Man from Earth auf DVDRichard Schenkmans "The Man from Earth" kommt als harmloses Kammerspiel daher. Ein paar Freunde verabschieden ihren liebgewonnenen Kollegen, der aus nicht nachvollziehbaren Gründen die Universität verlassen möchte. Daraus ergibt sich plötzlich eine absurd scheinende Diskussion, als Oldman - unaufdringlich von David Lee Smith (unter anderem "Fight Club") verkörpert - seine unfassbare Lebensgeschichte erzählt.

Dabei stoßen sowohl er selbst, als auch seine Zuhörer auf ein fundamentales Problem, aus dem der Film seinen größten Reiz bezieht: Wie beweist man Realität bzw. das, was man als Realität erachtet? Oldmans Artefakte beweisen rein gar nichts, da sie jedermann besitzen könnte. Andererseits spricht die Tatsache, dass Menschen für gewöhnlich kaum älter als 100 Jahre werden, nicht prinzipiell gegen seine Behauptung.

Allmählich kippt aber die Stimmung der Zuhörer. Anfangs halten sie die Ausführungen ihres Freundes für einen phantasiereichen Scherz. Doch seine angeblichen Andekodten aus antiken Zeiten klingen ungewöhnlich detailliert. Und dann ist da auch noch das Faktum, dass der relativ junge "Man from Earth":über ungeheures Wissen verfügt...

 

Geniales Kammerspiel wider den Mainstream

Freilich: Der allerletzte Beweis für seine ungeheure Behauptung fehlt zwangsläufig. Trotzdem erschüttert er das Weltbild seiner Freunde sichtlich, vor allem jenes einer Theologin, die ihn der Blasphemie beschuldigt und daraufhin in Tränen ausbricht. Verständlich, würde ein heute noch lebender, 14.000 Jahre alter Jesus, der noch dazu abgesehen von der Lebensspanne ein ganz gewöhnlicher Mensch ist, die gesamte theologische Ordnung zum Einstürzen bringen.

"The Man from Earth" basiert auf einer literarischen Vorlage des 1998 verstorbenen Science-Fiction-Autors Jerome Bixby, der unter anderem für die TV-Serie "Raumschiff Enterprise" mehrere Drehbücher verfasste. Mit konventioneller Science Fiction hat Richard Schenkmans stilles Kammerspiel aber wenig am Hut. Er beschränkt sich aufs Wesentliche, nämlich die Schilderung eines klassischen "Was wäre, wenn...?"-Szenarios, ohne auf dramaturgische Kniffe oder Spezialeffekte zurückzugreifen. Sämtliche Informationen, die der Zuschauer erhält, stammen aus den Mündern der Darsteller. Es gibt keine Rückblenden, die irgendeinen Standpunkt untermauern würden.

Wenn "The Man from Earth" einen marginalen Schwachpunkt besitzt, dann die eindeutige "Auflösung" der Prämisse. Vielleicht musste in diesem Punkt dem Mainstream doch entsprochen werden, um sich vor einem bei vielen Zuschauern unbeliebten "offenen Ende" zu drücken, das in diesem Falle aber die bessere Wahl gewesen wäre.

Nichtsdestotrotz: Wer intelligente Science Fiction mit einer herausfordernden Prämisse sucht, findet sie in "The Man from Earth".

Daten & Fakten zu "The Man from Earth"

Originaltitel: "The Man from Earth"

Regie: Richard Schenkman

Produktionsland und -jahr: USA, 2007

Filmlänge: ca. 90 Minuten

Verleih: KNM Home Entertainment

Deutscher Kinostart: -

FSK: ab 16 Jahren

The Man from Earth auf DVD
The Man from Earth
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