The World War Z - Brad Pitt im Kampf gegen Zombies und Kosten
Brad Pitt tritt als Katastrophen-Profi Gerry Lane gegen eine weltweite Zombie-Pandemie an - eine Verfilmung von Max Brooks' "Operation Zombie", die vor allem Chaos liefert.Apokalyptischer Dreh
Drehbuchautor J.M. Straczynski und Regisseur Marc Forster sollten aus der Buchverfilmung "Operation Zombie" von Max Brooks einen massentauglichen Zombie-Survival-Blockbuster machen. Doch weil Straczynski im Einvernehmen mit Brad Pitt eher ein solzialkritischer Thriller vorschwebte,wurde er später durch Michael Carnahan ("The Kingdom") ersetzt, der erst die Hauptrolle Gerry Lane erfand. So erhielt Marc Forster die Chance einen epischen Actioner zu drehen. Am Ende des Drehs gefiel den Produzenten das Ende nicht und kurzerhand wurde Damon Lindelof zusammen mit Drew Goddard engagiert. Eine bereits abgedrehte, 20-minütige Finalschlacht auf dem Roten Platz in Moskau musste einem Klaustrophobie-Krimi im WHO-Labor in Dublin weichen.
Nach mehreren Pannen beim Dreh zerstritten sich die vorher befreundeten Marc Forster und Brad Pitt so sehr, dass Wochen vor Drehschluss kein Wort mehr miteinander gewechselt wurde. Laut Gerüchten ließ sich Pitt Forsters Anweisungen am Ende sogar nur noch über Dritte mitteilen. Hinzu kommt, dass Maltas Hauptstadt Valetta als "Jerusalem"-Double und Drehort einer logistischen Katastrophe glich. Insgesamt haben sich die Kosten für "The World War Z" irgendwo zwischen 170 und 200 Millionen Dollar eingependelt. Für einen Zombiefilm enorm viel. Um massentauglich zu bleiben lieferte Paramount das nötige Kleingeld nur noch unter der Bedingung, dass der Film PG 13, also die Altersfreigabe für Teenager erhielt. Wieder wurde geschnitten. Eine Uncut-Version soll nun auf Blu-Ray erscheinen.
World War Cast
Brad Pitt und seine amerikanischen Kollegen erhielten beim Cast kein Hollywood-Starensemble, sondern Unterstützung aus anderen Ländern – ganz im Stile von James Bond (Schweizer Regisseur Marc Forster dreht übrigens "Ein Quantum Trost"). So konnten unter anderem Pierfrancesco Favino ("Illuminati") aus Italien, Elyes Gabel ("Game of Thrones") aus England, Michiel Huisman aus der Niederlande oder aber auch Moritz Bleibtreu ("Das Experiment") aus Deutschland für den Blockbuster verpflichtet werden.
Die Entdeckung des Filmes ist allerdings die israelische Schauspielerin Daniella Kertesz. Zwar redet sie im Film kaum, doch ihre Mimik und ihre Ausstrahlung gefallen deutlich besser als bei vielen anderen "fremden" Gesichtern. Man könnte sagen: An sie erinnert man sich wenigstens. Selbst David Morse ("The Green Mile") oder Matthew Fox ("Lost"), sowieso kaum zu erkennen, geraten in den Hintergrund.
Untergangs-Musik
"The 2nd Law: Isolated System" ist das einzige instrumentale Stück auf dem jüngsten Album der britischen Band Muse. Ähnlich wie bei John Murphys "28 Days Later Theme" trägt der Song den Film. Matthew Bellamy und Co steuerten schon für den Trailer zu "28 Weeks Later" ihren Song "Shrinking Universe" bei. Für die weitere Musik im Film ist Komponist Marco Beltrami zuständig.
Filmkritik
Zu Beginn hält sich der Film nicht lange mit Charakter-Einführungen und Background-Stories auf. Innerhalb einer Szene weiß der Zuschauer, wie Familie Lane so tickt und was sich in den Nachrichten anbahnt. Zwei Schnitte weiter befindet sich Hauptfigur Gerry mit seinen drei Frauen auch schon mitten im Chaos. Vor allem die ersten zwei Drittel des Filmes sind eindrucksvoll und spannend, die epischen Großaufnahmen der übergreifenden Seuche werden bildgewaltig auf die Leinwand transportiert. Erste Nahaufnahmen der größtenteils animierten Infizierten sind ebenfalls akzeptabel. Neben dem fantastischen "Überfall" auf Jerusalem und dem Pandemie-Ausbruch in Pennsylvania gefällt vor allem die verregnete Nachtsequenz auf einem US-Stützpunkt in Südkorea.
Leider verpasst Forster es in diesem Momenten das richte Gewürz für den Nachgeschmack zu servieren. Fast alle gelungenen Aufnahmen kennt man aus den Trailern und Szenen, die für noch mehr Spannung gesorgt hätten werden zu schnell abgebrochen. Aber vielleicht ist das auch ein Stilmittel des Filmes, denn nirgends dauert es lange bis wieder etwas passiert. Ruhe gibt es eben nicht mehr.
Brad Pitt liefert als Familienmensch und Weltenretter, der offenbar alles weiß und kann leider nur eine durchschnittliche Leistung ab. Als Actionheld kommt überhaupt nicht rüber. Auch die Emotionen, die irgendwann in diesen Zeiten in einem Menschen hochkommen müssten bleiben aus. Man hat das Gefühl er verzieht während des ganzen Plots kaum sein Gesicht. Leonardo Di Caprio, der sich ursprünglich die Rechte am Film sichern wollte, wäre hier vielleicht die bessere Wahl gewesen.
Das Finale zieht sich wie Kaugummi und hätte wohl besser in die Mitte des Filmes gepasst. Leider sorgen die "Zombies" in einigen Momenten aufgrund ihres Verhaltens für unfreiwillige Lacher. Ohne dass am Ende viel passiert ist "The World War Z" auf einmal vorbei und lässt sich völlig offensichtlich alle Türen für Teil 2 und 3 offen. Auch hier muss gesagt sein: Die Massenschlacht am Roten Platz hätte dem Spannungsbogen vielleicht besser getan.
Zombie-Fazit
Zombie-Fans schrecken bei den "Runnern" von The World War Z zurück. Tenor: Zombies können nicht rennen. Ein Grund, warum die Untoten in modernen Filmen wie REC, 28 Days Later oder dem Remake von Dawn of the Dead zu "Infizierten" wurden. In The World War Z präsentieren sich die getricksten Wesen durchaus akzeptabel, auch wenn ihr Verhalten im Vergleich zum Serien-Hit "The Walking Dead" ab und zu seltsam wirkt. Für die Geräusche gibt es Punktabzug.
Fazit
"The World War Z" startet mit apokalyptischer Action, die auch dank der grandiosen Musikuntermalung von Muse für Atmosphäre und Spannung sorgt. In einigen Momenten zeigt der Film interessante Ansätze, die im Zombie-Genre so nicht nicht behandelt wurden. Während Optik und Effekte größtenteils gefallen – 3D-Szenen wirken in 2D ab und zu verschwommen – zeigen die Darsteller um Brad Pitt nur solides Durchschnittskino, ohne Emotionen und Tiefsinn.
Leider verliert der Streifen durch sein Finale an Substanz, was dem peinlichen Dreh-Chaos geschuldet ist. Insgesamt aber bleibt die Hoffnung, dass der finanzielle Erfolg einen zweiten Teil verspricht, der mit weniger Kosten an den richtigen Punkten ansetzt. Einen Kinogang ist "The World War Z" wert, auch wenn er eher als Endzeit-Movie und nicht als Zombie-Horror verstanden werden sollte.