Triumph des Himmels – Thematik und Handlung

Die Romanhandlung spielt im Jahr 1925. Eine Autorallye mit internationaler Beteiligung soll den Gedanken der Völkerverständigung fördern. Die Strecke verläuft von Paris nach Berlin. Doch der edle Beweggrund scheint die wenigsten Teilnehmer und Initiatoren zu interessieren. Einzelne Fahrer, staatliche Stellen und große Unternehmen streben den Sieg an, um ihre ganz eigenen Pläne verwirklichen zu können.

Währenddessen stoßen im Verlauf der Rallye so manche alte Bekannte aufeinander, die aus der Zeit des Ersten Weltkrieges noch einige Rechnungen miteinander zu begleichen haben. Sorgsam verborgene Schuld, Korruption und persönliche Dramen kommen nach und nach ans Tageslicht. Ein Saboteur wiederum legt inzwischen die Konkurrenz mit einer ausgeklügelten Methode lahm und gefährdet um des Sieges willen auch Menschenleben.

Mitten hinein in diesen Wirrwarr gerät die junge Journalistin Emmalou Schneider. Um der Hausfrauenrubrik ihrer Illustrierten zu entfliehen, fasst sie den Plan, mit einem Doppeldecker die Rallye aus der Luft zu beobachten. Sie erhofft sich davon spannende Reportagen, die ihr ein berufliches Fortkommen ermöglichen. Doch auch Emmalou begegnet ihrer Vergangenheit und gerät selbst in höchste Gefahr.

Stärken und Schwächen des Buches

Der Roman selbst ist dem Verlauf der beschriebenen Rallye nicht unähnlich. Die Handlung beginnt wie der Kaltstart eines damaligen Motors: Man ahnt das Potential, muss sich zunächst jedoch mit einer gewissen Schwerfälligkeit abfinden. Andrea Schacht deutet die verborgenen Konflikte und Geheimnisse zu schwach an. Der Leser bleibt somit bei nahezu jedem Erzählstrang anfänglich recht ratlos zurück und steht in der Gefahr, das Buch unverdientermaßen beiseite zu legen. Etwas unglücklich ist auch die wechselnde Bezeichnung einiger Personen. Während das bei der männlichen Hauptfigur noch als Teil seiner Geschichte akzeptabel ist, erscheint diese Vorgehensweise bei anderen Protagonisten eher unpassend. Aus Beatrix wird plötzlich Trixi, Geraldine mutiert zu Gerry und Gregoire heißt gelegentlich Greg…

Doch wie bereits erwähnt: Das sind Anfangsschwierigkeiten. Parallel zur Rallye nimmt auch die Handlung Fahrt auf. Die meisten Figuren gewinnen an Kontur, nur einige bleiben seltsam blass. Erzähltempo und Spannung steigern sich. Mit dem fulminanten Abschlussrennen in Berlin überschlagen sich auch gleichzeitig die Ereignisse. Wie im Fahrerfeld die Wagen, vermischen sich so die Höhepunkte der einzelnen Erzählstränge.

Etwas gewöhnungsbedürftig, aber nicht unangenehm, ist die Eigenart des Buches, das gleiche Geschehen aus mindestens einer anderen Sichtweise noch einmal darzustellen. Hier bedient sich Andrea Schacht eines Instruments, welches auch bei anderen Erfolgsautoren gelegentlich zu finden ist: Sie wechselt beständig zwischen einem reinen Erzählstil und der Ich-Perspektive der Romanheldin.

Das Verhältnis aus automobilen Zutaten, Herz-Schmerz, Spannung und Action ist bei "Triumph des Himmels" erstaunlich gut austariert. Hinzu kommt eine Brise sehr feinen Humors, was dem Wort "Lesevergnügen" endlich einmal seine Berechtigung verleiht. Auf diese Weise spricht der Roman nicht nur bestimmte Zielgruppen, sondern eine breite Leserschaft an.

Triumph des Himmels: Ein lesenswertes Buch?

Triumph des Himmels erschien 2014 im Verlag Blanvalet. Vielleicht ist es Absicht der Marketingfachleute, vielleicht auch reiner Zufall: Das Cover der gebundenen Ausgabe erinnert an "Sturz der Titanen", den ersten Teil der Jahrhundertsaga von Bestsellerautor Ken Follett. Wer sich nur davon zum Kauf animieren lässt, könnte enttäuscht werden, denn natürlich unterscheiden sich beide Erzählstile deutlich.

Dennoch: Auf weit über 500 Seiten erwartet den Leser das farbenprächtige Panorama eines Jahrzehnts, welches nur aus dem historischen Abstand heraus als das Goldene bezeichnet wird. Tatsächlich gelingt es Andrea Schacht, Glanz und Elend der 1920er Jahre widerzuspiegeln: Die Kriegsfolgen, die Inflation, aber auch das neue, leichte Lebensgefühl, verbunden mit atemberaubendem, technischen Fortschritt. Die Autorin tut es ohne Schwerfälligkeit und ohne moralisch erhobenen Zeigefinger. Kleines Detail am Rande: Andrea Schacht hat ein Faible für Katzen. Den Tieren widmete sie bisher sogar zwei Romanreihen. Es erscheint also geradezu zwingend logisch, dass auch im Umfeld der Autorallye gelegentlich eine höchst liebenswerte Katze auftaucht…

"Triumph des Himmels" gehört glücklicherweise nicht zu den berüchtigten Frauen-Historienromanen mit schwacher Authentizität und ausgeprägtem Schwarz-Weiß-Denken. Die leichte, humorige Erzählweise der Autorin macht das Buch zu einer klaren Empfehlung für alle Lesehungrigen. Wer die anfänglichen Schwächen des Buchs also toleriert, wird schließlich mit spannender Unterhaltung belohnt.

Donky, am 02.04.2017
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