Immer mehr Rapper bekennen sich zur Farbe Rot

"Red Nation" ist der vorläufige Höhepunkt an Provokationen, die sich Bloods-Anhänger im Rap-Business seit Jahren leisten. "Weezy" (so der Spitzname von Wayne) und Game haben damit schon Erfahrung: 2009 nehmen sie den Song "Soo Woo" auf, deren Titel auf den Schlachtruf der Streetgang anspielt. Und als Wayne wegen unerlaubten Waffenbesitzes von Februar bis November 2010 im berüchtigten New Yorker Knast Riker's Island einsitzen muss, trägt er nach der Haft demonstrativ rote Accessoires – als bewusstes Zeichen an die Gang, die ihn selbst hinter Gittern unterstützte.

Doch auch andere Rapper bekennen Farbe: Waka Flocka Flame (24) und Gucci Mane (30) betiteln ein Mixtape "Blood Brothers". Im Internet finden sich mehrere Videoclips, die Waka beim Abhängen mit Mitgliedern der Bloods zeigen. Guccis Homepage wiederum strotzt nur so vor Bloods-Symbolik. Und auf dem Twitter-Account von Lil' Waynes Label Cash Money Records gibt es kaum noch einen Tweet ohne Bloods-Bezug.

Das FBI beobachtet die Bloods und ihre Rivalen genau

Haben die Bloods also das Rap-Game übernommen? Der US-amerikanischen Bundespolizei FBI machen die großen Rivalen der Bloods, die Crips, noch immer mehr Arbeit. Während deren circa 35.000 Mitglieder bereits in 41 US-Bundesstaaten aktiv sind, haben die etwa 30.000 Mann starken Bloods sich bislang nur in 33 Bundesstaaten ausbreiten können. Die Verstrickungen der Bloods ins Musikgeschäft beobachtet die Behörde allerdings genau. Denn Plattenlabel und Tonstudios bieten gute Möglichkeiten, Gelder aus Drogenhandel und Raubüberfällen zu waschen.

Mitglieder beider Banden sind seit dem Aufkommen des Gangsta-Rap Ende der 1980er Jahre im Musikgeschäft dauerpräsent. Den größten Erfolg hatte dabei ein "Roter": Marion "Suge" Knight (45). Als Mitglied der Mob Piru Bloods aus Compton begründete er 1991 mit Death Row Records das "Motown des Rap", verkaufte mit Stars wie Dr. Dre oder 2Pac über 50 Millionen Platten. Tupac Shakur (†13.9.1996) soll bei Knight nicht zuletzt deshalb unterschrieben haben, weil er diesem den Schutz der Bloods versprach.

Lebenslang bei den Bloods?

Heute ist Lil' Wayne als Geschäftsführer der millionenschweren Unternehmen Cash Money Records und Young Money Entertainment in einer ähnlichen Position wie einst Knight. Der 28-

Jährige hat Acts wie Nicki Minaj oder Bow Wow unter seinen Fittichen.

Was die US-Behörden mit Argwohn beoachten: Rapper wie Game, Waka oder auch Juelz Santana (28) sind seit ihrer Jugend bei den Bloods, ihre Gang-Bekentnisse sind also nicht zuletzt ein Zeichen der Verbundenheit zu ihren Wurzeln. "Weezys" Verbindung zur Gang entstand hingegen erst, als er schon auf dem Chefsessel seiner Label saß. Game brüstet sich damit, Lil' Wayne für die Bloods rekrutiert zu haben. Entsprechend steht dieser auch nach seiner Haftentlassung weiter unter besonderer Beobachtung des FBI. Noch macht er jedoch keine Anstalten, sich zumindest öffentlich von dieser Verbindung zu distanzieren.

Andere sind da inzwischen vorsichtiger, wie etwa Chris Brown: Wegen einer Verhaftung im Jahr 2009 hat der 21-Jährige bereits einen lukrativen Werbedeal verloren. Monatelang kursierende Gerüchte, auch er sei Mitglied bei den Bloods, dementierte er deshalb Anfang Januar 2011 über Twitter – die Angst vor einem möglichen Karriereknick ist anscheinend größer als ein möglicher Verrat an seinen Homies...

Fotocredits: Jonathan Mannion, Universal Music

Wer sind die Bloods?

Die Bloods entstanden Anfang der 1970er Jahre als Reaktion auf die zunehmende Aggressivität und Gewalt, mit der die seit 1969 unter dem Namen Crips auftretenden Streetgangs im Großraum Los Angeles ihren Einflussbereich erweiterten. Der Name ist eine Kurzform für den Begriff "Blood Alliance" (dt.: Blutbündnis) – ein Zusammenschluss mehrerer bis dahin rivalisierender Gangs, auf Initiative der Piru Boys aus Compton.

Passend zum Namen wurde die Farbe Rot zum Erkennungszeichen der Bloods. Traditionell tragen Bandenmitglieder bevorzugt rote Sportbekleidung und Bandanas, wenngleich dieser Dresscode inzwischen nicht mehr so extrem ausgeprägt ist wie früher. Einige Gangmitglieder haben zudem drei mit einer Zigarette eingebrannte Punkte auf der rechten Schulter. Typisch für Bloods ist zudem, in Umgangs-, Schrift- und Zeichensprache den Buchstaben C zu vermeiden, da er als Synonym für die Crips gilt. Ersetzt wird er stattdessen durch ein CK (für "Crip Killer").

Während die verschiedenen Gangs der Crips sich teilweise untereinander befehden, verhalten sich die einzelnen Sets der Bloods in der Regel loyal zueinander. Feindliche Gangs, insbsondere die Crips, werden dafür umso brutaler attackiert. Bloods waren auch maßgeblich für die zunehmende Bewaffnung der Straßengangs in den 1980er Jahren verantwortlich.

Die US-amerikanische Bundespolizei FBI schätzt ihre Mitgliederzahl US-weit auf etwa 30.000.  Seit einigen Jahren expandieren die Bloods auch nach Europa, insbesondere nach Großbritannien und Spanien, um auf dem hiesigen Drogenmarkt mitzuverdienen.  

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