Astrologie: Fingerzeig Gottes?

Eine beliebte Frage der Astrologiekritiker lautet, wie denn die Planeten in der Lage seien, etwas oder uns Menschen zu beeinflussen? Zwei Antworten dazu.

  • Erstens. Kaum ein Astrologe, kaum eine Astrologin behauptet das heutzutage noch. Höchstens sagen sie: "Wenn man etwas nicht beweisen kann, heißt es nicht, dass es nicht da ist." Oder mit anderen Worten: Die Abwesenheit eines Beweises ist noch nicht der Beweis der Abwesenheit.
  • Zweitens. Die Planeten ‚machen‘ nichts, Planeten spielen nicht Schicksal. In der Astrologie wird ihre Konstellation verstanden als Abbild des Schicksals, darin ähnlich der Uhr, die ja auch nicht die Zeit ‚macht‘, sondern sie nur anzeigt.

Drei Fakten sind erforderlich, um die Sorge zu verstehen, die Planet Uranus im Zeichen Widder bei den Astrologen auslöst:

  • seine astronomische Bedeutung
  • seine astrologische "Wirkung"
  • und der Inhalt seines derzeitigen Hintergrunds im impulsiven Zeichen Widder.

Beginnen wir mit ein wenig Geschichte …

Wa steht uns bevor? Die "Sterne" im Mars-Jahr 2016

Saturn – die einstige Grenze in der Astrologie

Die Ordnung am Himmel fand in der Klassik ihren krönenden Abschluss mit der Stellung des Planeten Saturn: Er ist der letzte mit bloßen Augen sichtbare Planet und brachte die heilige Zahl sieben ins Firmament (neben Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn wurden auch Sonne und Mond als Planeten aufgefasst, da auch sie aus der Perspektive des Menschen um die Erde wandelten).

Doch die Ordnung fand ein jähes Ende, als der deutsch-britische Astronom Wilhelm Herschel 1781 einen Himmelskörper entdeckte, den er zunächst für einen Kometen hielt. Als feststand, dass es sich um einen Planeten handelt, wurde er Uranus genannte.

Uranus sprengte die durch Saturn gesetzte Grenze

Uranus sprengte das vertraute System! Mit seiner Entdeckung verbunden war ein Überschreiten des bis dahin als selbstverständlich genommenen Gefüges des Sonnensystems. Und so erhielt Uranus seine Bedeutung: Er verkörpert das Prinzip eruptiver Plötzlichkeit, gilt als der Grenzüberwinder, der Kettensprenger.

Fritz Riemann schreibt in seinem Buch ‚Lebenshilfe Astrologie‘: "Ist es ein »Zufall« oder hat es tieferen Sinn, daß man die neuentdeckten Planeten mit den mythologischen Namen von Göttern benannte – vielleicht benennen »mußte« –, denen seelische Bereiche zugeschrieben waren, die erst mit der Entdeckung der neuen Planeten bewußtseinsfähig wurden?"

Nach dem grenzsetzenden Prinzip des Planeten Saturn folgt also nun der explosive-aufreißende, in neue Dimensionen führende Uraunus.

Die Bedeutung des Zeichens Widder in der Astrologie

Mit dem Eintritt der Sonne in den Frühlingspunkt oder Widderpunkt nimmt der Tierkreis seinen Beginn. Mit aller Zurückhaltung sei hier an die Assoziation zum Frühling erinnert: Widder trägt die Merkmale des Anfangs. Widder ist das unbekümmerte Element oder, wie Fritz Riemanns Sohn Claus einmal formuliert hat: Widder ist ‚rücksichts-los‘. Und er meint damit: Nicht nur nimmt das Zeichen Widder keine Rücksicht, es schaut auch nicht zurück.

Widder ist der absolute Anfang, der Urknall in der Entstehung. Sein ihm zugeordnetes psychisches Prinzip wird durch Mars verkörpert, Mars wiederum ist die richtungslose Energie, die auf direktem Weg zum Ziel (eben ‚rücksichts-los‘) alles überrennt.

Wenn Uranus in den Widder tritt

Mit Uranus und Mars verbinden sich also explosive, hoch-dynamische Prinzipien. Vor dem Hintergrund des Zeichens Widder agiert mit Uranus ein revolutionäres, grenzenüberwindendes, alle Ketten sprengendes Element. Was kann das bedeuten?

Die reine Interpretation der beiden Komponenten Uranus und Widder lässt auf unruhige Zeiten schließen. Absolut nicht vorhersagen (auch nicht für gewiefte Astrologen) lassen sich die Auswirkungen, die mit dieser Konstellation verbunden sind.

Uranus benötigt 84 Jahre für einen Lauf durch den Tierkreis; zuletzt war er zwischen 1928 und 1935 im Widder. Weltwirtschaftskrise und das Dritte Reich fallen in diese Zeit mit all den Folgen, bei denen buchstäblich kein Stein mehr auf dem anderen blieb. Muss man sich also fürchten? Darf man sich fürchten?

Das ‚Prinzip Luther‘: ein Apfelbäumchen pflanzen

Astrologie ist eine Symbolsprache. Das bringt einen gravierenden Nachteil mit sich: Wenn schon Menschen, die dieselbe Sprache sprechen, unter Missverständnissen leiden, wie erst, wenn die Sprache eine Bild- oder Symbolsprache ist, die übersetzt werden muss? Hier sind der Beliebigkeit Tür und Tor geöffnet – und der Vorwurf der Bedeutungslosigkeit schließt sich nahtlos an.

Wenn also am 28. Mai 2010 Planet Uranus das Tierkreiszeichen Widder betreten hat, muss man präzise trennen, was dadurch symbolhaft angezeigt wird, von dem, was tatsächlich eintrifft. Hildegard von Bingen hat einmal von ‚einem neuen Himmel und einer neuen Erde‘ gesprochen, in der Bibel steht die Apokalypse, und die Welt ist voll von Sehern, die unsere Epoche als das Ende aller Zeiten sehen.

Uranus nun aber ‚Schuld‘ zu geben an beispielsweise revolutionären Umschwüngen, wäre naiv. Wohl aber kann man gleich einem Barometer an seiner Stellung (und zusätzlichen Aspekten und Wechselwirkungen mit anderen Planeten) ablesen, wie das ‚Wetter‘ werden wird in den Jahren bis 2018, wenn Uranus dann in das Zeichen Stier eintritt. Oder aber man sucht den Weg zu einer Wahrsagerin …

jofl, am 12.08.2014
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Bildquelle:
Templermeister / pixelio.de (Astrologie: Venus in Steinbock)

Autor seit 13 Jahren
122 Seiten
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