Valhalla Rising: Ein Wikinger kennt keinen Schmerz
Brachialer Actionfilm mit philosophischen Untertönen, der die Wikingergesellschaft ins Zentrum der Handlung stellt.Handlung
Vor tausend Jahren in den eisigen Weiten Skandinaviens: Der einäugige und stumme Kriegersklave Einauge (Mads Mikkelsen) muss seinem Besitzer in Schaukämpfen auf Leben und Tod dienen. Dieser verdient mit den geradezu übermenschlichen Kräften seines Sklaven zwar gut, hegt jedoch stete Furcht vor seiner Rache. Berechtigerweise, wie sich eines grauen Tages zeigen soll. Einauge überwältigt seine Wächter und tötet sie auf grausame Weise. Nur einen Jungen namens Are (Maarten Stevenson) verschont der Muskelprotz.
Die Axt im Haus erspart den Scheidungsanwalt...
Der heimatlose Are fasst Vertrauen zu Einauge und glaubt plötzlich zu wissen, was dieser denkt und fühlt. Auf ihrer ziellosen Reise gelangen sie in ein von christianisierten Nordmännern errichtetes Lager. Die kleine Kriegerschar fühlt sich dazu berufen, Jerusalem im Namen Gottes zurückzuerobern und nimmt den ungewöhnlichen Einauge nur allzu gerne in ihre Mitte auf. Offenbar halten sie ihn sogar für ein Zeichen Gottes dafür, dass er mit ihnen sei. Aber der lange Weg in den Nahen Osten ist mit allerlei Gefahren gespickt und fordert seinen Tribut.
Am vermeintlichen Ziel angekommen, wird die stark dezimierte Christenschar aus dem Hinterhalt angegriffen. Plötzlich ist es an Einauge, sich als Führer der verängstigten Krieger zu etablieren...
Kritik
"Valhalla Rising": Auf Werner Herzogs Spuren
Eines sei vorweggenommen: "Valhalla Rising" ist kein geradliniger Actionfilm, bei dem es herzlich egal ist, ob Wikinger, US-Marines oder Außerirdische im Mittelpunkt der belanglosen Handlung stehen. Ganz im Gegenteil widersetzt sich der vom dänischen Regisseur Nicolas Winding Ref in Szene gesetzte Film eindeutiger Beanspruchung durch ein bestimmtes Genre. Die wohl größte Annäherung weist "Valhalla Rising" zu Werner Herzogs "Aguirre, der Zorn Gottes" auf. Epische Landschaftsbilder, wenige Dialogzeilen, Protagonisten, die dem Wahnsinn verfallen und auf deren Sinnsuche nur ein Auweg wartet: Der Tod. Unerbittlich, konsequent und philosophisch verbrämt.
Trotzdem weist die skandinavische Produktion hohe Unterhaltungswerte auf, so man weder von den brutalen Kampfszenen, noch von minutenlangem Schwelgen der Kamera in metaphysischen Bildern abgeschreckt wird.
Härtere Strafen für Raubkopierer!
Der stumme Krieger aus der Hölle
Über "Einauges" Hintergrund erfährt der Zuschauer rein gar nichts. Er hat keine Vergangenheit und lebt ausschließlich für die Gegenwart. Konsequent verfolgt er seinen eigenen Weg, kennt keine Reue oder Moral und geht buchstäblich über Leichen. Nur der kleine Junge Are glaubt zu wissen, woher der furchteinflößende Fremde stammt: Aus der Hölle! Eine durchaus sinnige Interpretation: Blut und endlose Qualen säumen den Weg des mysteriösen Mannes, der mit furchtbaren Visionen geschlagen ist, die sich allesamt erfüllen. Verhindern kann - oder will? - er sie nicht. Einauge scheint Mittel zum Zweck einer grausamen Macht zu sein.
Ob Are tatsächlich seine Gedanken und Gefühle "lesen" kann, bleibt unklar und lädt wiederum zu Interpretationen ein: Das unschuldige Kind als Mittler höherer Mächte ist ein beliebtes Motiv der Literatur und wird in "Valhalla Rising" zumindest potenziell in den Rang des Möglichen erhoben.
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Schwere Kost für anspruchsvolle Zuschauer
Nicolas Winding Refs neuer Film wendet sich an Zuschauer mit dem Sinn für das Besondere. Die in "Valhalla Rising" abgebildete Welt ist kalt, grausam und unerbittlich. Weder den heidnischen Wikingern, noch den Neo-Christen wird göttliche Gnade zugebilligt. Im Gegenteil: Sie werden hart geprüft und in jeder Sekunde ihres Lebens mit Entbehrungen bestraft. Natürlich könnte man diese Weltsicht völlig trostlos und depremierend finden; aber unter der rauen Schale verbirgt sich ein Körnchen Hoffnung in Gestalt des Jungen Are. Vielleicht ist doch nichts verloren, solange die Jugend Veränderungen anstrebt und diese auch umzusetzen vermag.
Fabelhafte Schauspielkunst auch ohne rhetorische Mittel
Herausragend ist die Leistung von Hauptdarsteller von Mads Mikkelsen. So einfach es auf den ersten Blick wirken mag, einen scheinbar tumben, gefühllosen und stummen Berserker zu spielen: Tatsächlich erfordert eine solch stoische Gelassenheit hohe Schauspielkunst und verdient entsprechende Würdigung. Nebst der Bewunderung für den durchtrainierten Körper des Schauspielers...
Fazit
"Valhalla Rising" ist kein Film für jeden, sondern für den ganz besonderen Geschmack. Was exaltiert und elitär klingen mag, erweist sich als erfreulicher Lichtblick in der monoton stampfenden Filmindustrie. Endlich wieder ein Werk, das den Zuschauer ernst nimmt und ihn gleichsam intellektuell fordert!
(c) der Bilder: "Amazon" bzw. SUNFILM Entertainment
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Daten & Fakten
Originaltitel: "Valhalla Rising"
Regie: Nicolas Winding Ref
Produktionsland und -jahr: GB/DK, 2009
Filmlänge: ca. 90 Minuten
Verleih: Sunfilm Entertainment
Deutscher Kinostart: -
FSK: ab 16 Jahren
Bildquelle:
http://www.amazon.de
(Horrorfilme: Nach wahrer Begebenheit oder frei erfunden?)