Verkehrsmuseum Dresden - ein Streifzug durch mehr als 125 Jahre Technikgeschichte
Auf 5.000 m² Ausstellungsfläche präsentiert das Verkehrsmuseum Dresden seinen Besuchern einen Überblick über die Geschichte und Entwicklung unserer mobilen Welt.Technik der Neuzeit im historischem Gewand
Wer sich vom Zwinger aus in Richtung Frauenkirche bewegt, westwärts wendet und das Verkehrsmuseum zum ersten Mal erblickt, mag kaum glauben, dass dieses Gebäude ein vergleichsweise "junges" Museum beherbergt. Es wurde erst 1952 in Zusammenhang mit der Einrichtung der Hochschule für Verkehrswesen gegründet. Von 1958 bis 1990 unterstand es dem Ministerium für Verkehrswesen der DDR und erhielt nach Gründung des Freistaats Sachsen den Status eines Landesmuseums.
Aber das ist nur die halbe Wahrheit. In Ursprung und Tradition geht es auf eine der ältesten technischen Sammlungen zurück, das sächsische Eisenbahnmuseum, dessen Anfänge bis in das Jahr 1877 zurückgreifen. Seine Heimstatt, das Johanneum, mit Langen Gang und Stallhof als Bestandteil der Residenz, kann sogar auf eine mehr als 400jährige Geschichte zurückblicken. Technikgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts im historischen Gewand; eine spannende Mischung.
Es gibt sogar eine Modelleisenbahnanlage
Den Besucher erwarten auf etwa 5.000m* Ausstellungsfläche eine umfangreiche Sammlung von Exponaten und Darstellungen aller Verkehrszweige; von der Eisenbahn zu den Kraftfahrzeugen, von Zweirädern, dem städtischen Nahverkehr über die Schifffahrt bis hin zum Luftverkehr. Darüber hinaus Briefmarken, Münzen, Foto- und Sondersammlungen, eine Modelleisenbahnanlage und Blechspielzeug. Alles vorhanden, bis auf die Raumfahrt.
Beim Betreten des Lichthofes empfangen den Besucher eine Reihe von Kraftfahrzeugen, die schon fast eine Art Spalier bilden. Aus Platzgründen ist leider jeweils immer nur ein Teil des Bestandes zu sehen.
Die Geschichte Audis begann in Sachsen
Die Grundlage für das heute nicht mehr wegzudenkende Auto war und ist der atmosphärische Gasmotor. Ein Exemplar befindet sich in der Ausstellung. In der Fabrik von Carl Benz arbeitete in den Jahren 1896 bis 1898 der aus Winningen an der Mosel stammende August Horch. Um seine Vorstellungen vom Automobilbau verwirklichen zu können, gründete er 1903 mit Hilfe sächsischen Kapitals im Vogtland die HORCH-Motorwagenfabrik, die er 1904 nach Zwickau verlegte. Im Ergebnis seiner Tätigkeit gilt August Horch heutzutage als Vater des sächsischen Automobilbaus.
Auch die Chemnitzer Fahrradfabrik Winklhofer & Jänicke, später als Wanderer-Werke bekannt geworden, unternahm ab 1902 Versuche im Kraftfahrzeugbau. 1904 wurde ein erster Prototyp vorgestellt, der Wanderer Nr.2. Dieses Exemplar ist im Besitz des Verkehrsmuseums Dresden.
1932 vereinigten sich die Firmen Audi, DKW, Horch und Wanderer schließlich zur Auto-Union AG. Ihr Signet –die vier Ringe- wurde zum Symbol des sächsischen Automobilbaus.
Nach der Teilung Deutschlands entstand 1947 in Zwickau das Sachsenring Automobilwerk, in dem ab 1955 erstmals Personenkraftwagen mit Duroplast-Karosserien in Serie hergestellt wurden. Der P70, gebaut von 1955 bis 1959, ist der Vorläufer des legendären Trabant und ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.
In Ingolstadt formierte sich 1949 die Auto-Union neu und begann die Produktion zunächst mit Kleintransportern und später mit dem Personenkraftwagen DKW F 89. Mit Fahrzeugen aus Eisenach und Suhl wird im Verkehrsmuseum auch auf die gute Tradition Thüringens in diesem Wirtschaftszweig verwiesen. Als besondere Rarität gilt der Simson Supra Phaeton von 1925.
Das Verkehrsmuseum geht auch in die Luft
Die Luftfahrt, ein in Verkehrsmuseen nicht unbedingt selbstverständlicher Themenbereich, findet in Dresden eine mehr als angemessene Würdigung.
Die Gebrüder Montgolfier stiegen 1783 in Frankreich mit dem ersten Heißluftballon auf. Damit begann die Entwicklung der Luftfahrzeuge nach dem aerostatischen Prinzip: Der Antrieb wurde durch ein Mittel "leichter als Luft", nämlich durch ein leichtes Gas, ermöglicht. Die Luftschifffahrt war geboren. Schaut der Besucher in der Halle nach oben, kann er beim Anblick des Ballons "Plauen" und der Modelle der Luftschiffe "Parseval" und Zeppelin "LZ3" ein wenig die Erregung der Menschen beim Erscheinen der Montgolfiere nachempfinden. Die Entwicklung führte vom Ballon zum Luftschiff. Als endlich das Problem der Antriebskraft –und damit der Lenkbarkeit- mit der Erfindung eines kleinen, leichten und leistungsfähigen Verbrennungsmotors gelöst war, stand die konstruktive Gesamtgestaltung im Vordergrund.
Otto Lilienthal war es schließlich, dem mit seinem Flugapparat die ersten "Luftsprünge" gelangen. Seine Studien und praktischen Versuche erbrachten die erforderlichen Erkenntnisse für das Fliegen und setzten eine stürmische Entwicklung in Gang. Zur Verwirklichung eines "Flugzeuges" war jedoch ein leistungsfähiges Triebwerk unerlässlich. Der Antrieb wurde im Verbrennungsmotor mit einem günstigen Masse-Leistungsverhältnis und der Luftschraube gefunden.
Ab etwa 1912 galt das Problem des Motorfluges als grundsätzlich gelöst. Erste Flugzeugwerke produzierten in Serie, der Schritt zum Verkehrsflugzeug war getan. Bis Anfang 1914 legten 637 Piloten ihre Fliegerprüfung ab, die in Dresden geborene Mellie Beese war 1911 die erste deutsche Pilotin.
Bereits am 5.2.1919 eröffnete eine Junkers-Maschine den Luftverkehr auf der Strecke Berlin-Weimar. In den Jahren entstand ein weit verzweigtes Luftverkehrsnetz in Deutschland und Europa. Maßgeblich auch vorangetrieben durch die Fusion der deutschen Aero-Lloyd AG mit der Junkers Luftverkehrs AG zur Deutschen Lufthansa AG im Jahre 1926. Die "Junkers F13", das erste Gesamtmetallverkehrsflugzeug, die berühmte "JU 52", die "Heinkel HE 70 Blitz", das erste Schnellverkehrsflugzeug, und das gewaltige Flugschiff "DO X" stehen stellvertretend für die vielen Innovation und werden im Museum dokumentiert.
Im ersten Saal findet der Besucher original Flugzeugmotoren aus dieser Pionierzeit, darunter den BMW 132 A (Ju 52) und einen Asch-82T aus den 50er Jahren. Im Saal 2 der Luftfahrt ist unter anderem das 1959 in Pirna gebaute TL-Triebwerk "Pirna 014" zu bestaunen.
Im Fokus: die spannende und zugleich häufig in Vergessenheit geratene DDR-Technikgeschichte
Einem besonderen Kapitel der Luftfahrtgeschichte, nämlich der DDR-Luftfahrtindustrie, wird im Verkehrsmuseum in Sammlung und Forschung Aufmerksamkeit geschenkt. Die DDR-Führung verkündete 1954 ihren Beschluss mit der Schaffung einer eigenen zivilen Luftfahrtindustrie. Hauptstandorte der Forschung, Entwicklung und Produktion lagen auf sächsischem Gebiet.
Als Symbol des DDR-Flugzeugbaus steht das erste Düsenverkehrsflugzeug Deutschlands, die TL 152. Gebaut 1958, ausgerüstet mit vier Stahlturbinen vom Typ Pirna 014. Aus politischen und ökonomischen Gründen wurden jedoch 1961 nachfolgend die in der Fertigung befindlichen Flugzeuge verschrottet. Nur fünf Flugzeugrümpfe blieben bis 1984 den DDR-Luftstreitkräften, beziehungsweise der Interflug erhalten. Dann wurden auch sie verschrottet –mit einer Ausnahme: Den Rumpf mit der Werksnummer 011. Er lag vergessen auf dem Militärflugplatz Oberlausitz und war den Witterungseinflüssen und mutwilliger Zerstörung ungeschützt ausgesetzt.
Das Verkehrsmuseum erreichte 1992 eine Einstufung als technisches Denkmal und konnte ein Jahr später den Flugzeugrumpf von der Bundeswehr übernehmen. 1995 erfolgte in den Elbe-Flugzeugwerken in Dresden-Klotzsche die dringend erforderliche Überarbeitung. Auf dem Dresdner Flughafen ist dieser einzig erhaltene Rumpf einer "152 II", Baunummer 011, zu besichtigen.
Kein Zweifel: Das Verkehrsmuseum verfügt mit dem Johanneum über einen Standort in exponierter Lage. Selbstverständlich trägt auch die Präsentation von fünf Verkehrszweigen unter einem Dach als prägende Eigenart entscheidend zur Besucherresonanz bei.
Beinahe ein Luxusproblem: zu viele Exponate, zu wenig Platz
Trotz begrenzter räumlicher Möglichkeiten konnte das Verkehrsmuseum in den vergangenen Jahren ständig steigende Besucherzahlen verzeichnen. Andererseits haben die Sammlungsbestände über die vielen Jahre einen erheblichen Umfang angenommen. Nur noch ein kleiner Teil des Gesamtbestandes kann der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Eine Expansion ist da wohl unausweichlich.....
Info Verkehrsmuseum Dresden:
Augustusstr. 1, 01067 Dresden / Tel. 0351-86440 / www.verkehrsmuseum-dresden.de
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10:00h - 18:00h
Preise: Erwachsene 4,50 EUR, Kinder 2,50 EUR
Bildquelle:
Florian Busch
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