Jung gefreit...

Jung und verliebt - was gibt es Schöneres im Leben. Während sich Teenager noch emotional austoben und über die große Liebe nicht nachdenken, kommen im Alter zwischen 18 und 30 die Gedanken über den Partner fürs Leben und das Gründen einer eigenen Familie. Während die Einen den klassischen Weg der Eheschließung vor den Kindern wählen, gehen andere möglicherweise den umgekehrten Weg. Uneheliche Kinder sind heutzutage keine Schande mehr und nicht verheiratete oder getrennte Elternpaare gehören zur Normalität.

Meiner Meinung nach sind die ersten 5 Jahre nach Beginn einer Beziehung richtungsweisend. In dieser Zeit ist die Liebe noch jung und frisch, der Alltag noch nicht eingetreten und die Partner tragen noch die rosarote Brille. In diesen ersten 5 Jahren betrachten viele junge Paare die Ehe als romantischen Gedanken. Der Hafen, in der die Partnerschaft einen ruhigen und sicheren Platz bekommt. Umhüllt vom Schleier der Romantik und den Festlichkeiten der Eheschließung gibt man sich dem Glauben hin, dass die Liebe und die Beziehung nun unantastbar ist.

Leider zerschellen viele Beziehungen an den Klippen, die sich um den scheinbar so sicheren Hafen befinden. Mit der geleisteten Unterschrift im Rücken glauben viele, sich nicht mehr um den Anderen bemühen zu müssen. Der Alltag ist Alltag, Probleme werden ausgesessen.

Jung gefreit - oft bereut? Ich glaube schon, dass das Sprichwort seine Berechtigung hat. Wobei man "jung" als "jung an Jahren" definieren muss. Je jünger Menschen bei der Eheschließung sind, desto mehr gemeinsame Jahre haben sie im Normalfall vor sich. Jeder gemeinsame Tage, jedes Jahr bedeutet, sein Leben mit dem anderen verbringen und teilen. Die guten Zeiten und die schlechten. Logischerweise haben 18-jährige Brautpaare im besten Fall mehr gute - und höchst wahrscheinlich auch schlechte - Jahre vor sich als 40-Jährige. Aber natürlich können sowohl die einen als auch die anderen an den guten und schlechten Zeiten wachsen und/oder zerbrechen.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet...

Nach meiner Definition beginnen nach den ersten 5 rosaroten Jahren die Jahre der Prüfung. Manche Paare entscheiden sich für ein Leben ohne Trauschein. Andere verschieben den Hochzeitsgedanken aus finanziellen oder anderen Gründen. Sind beide Partner mit der wilden Ehe einverstanden sind, spricht nichts dagegen. Doch häufig ändern sich im Laufe der Zeit die Gedanken und Gefühle. Und auch das Bild der Ehe verändert sich mit den Jahren. Gemeinsamen Kindern ist es oft schwer zu erklären, dass Mama oder Papa einen anderen Namen trägt. Haben sich Elternpaare trotz Eheschließung bewusst für verschiedene Familiennamen entschieden, kann man das den Kindern erklären. Ohne Eheschließung symbolisieren getrennte Namen, dass es sich bei den Eltern um Personen handelt, die aus irgendeinem Grund doch nicht "ganz" zusammen gehören. Unabhängig von möglichen Erklärungsnöten der Kinder gegenüber ist es nach einer gewissen Zahl an Jahren der Prüfung nicht mehr nur der romantische Gedanke der Ehe - die Unterschrift, welche die gegenseitige Liebe dokumentiert - der im Vordergrund steht. Mit zunehmendem Alter nehmen auch die Gedanken an Unfälle oder gesundheitliche Probleme zu. Im Falle eines unvorhergesehenen Krankenhausaufenthaltes erhalten nicht verheiratete Partner nicht einmal Auskunft über den Zustand ihres Liebsten. Auch wenn man emotional zusammengehört, steht man in diesem Fall eben doch außen vor und gehört nicht dazu. Im schlimmsten Fall erfährt man vom Tod des Partners über Dritte oder über "echte" Familienangehörige. Notwendige Behördengänge können von nicht verheirateten Partnern nicht oder nur unter großen Problemen erledigt werden. Eine rechtliche Absicherung gibt es im Todesfall für nicht verheiratete Partner auch nicht.

Die einzige, wahre Liebe
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Der zweite Frühling - oder der dritte

Sollte man den Bund fürs Leben möglichst schnell oder  doch erst nach langer Prüfung schließen? Ich weiß es nicht. Eine Garantie bekommt man bei dieser Unterschrift in beiden Fällen nicht. Im besten Fall ist ein Umtausch ausgeschlossen bzw. unnötig und der Bund fürs Leben hält, was er verspricht. Oft zeigt sich aber erst in der Ehe, ob man den Bund fürs Leben auch mit der Liebe des Lebens geschlossen hat. Häufig trennen sich die Wege nach einigen oder sogar mehreren Jahren, die Ehe wird geschieden. Doch auch das Ableben eines Partners kann eine Ehe oder Partnerschaftbeziehung auflösen. Möglicherweise verlieben sich die verbleibenden oder getrennten Partner neu. Mit der Erfahrung der vorangegangenen Beziehung werden Prioritäten neu gesetzt. Möglicherweise wird nun geprüft und nicht gebunden. Möglicherweise wird trotz oder gerade wegen fortgeschrittenem Alter im romantischen Gedanken und ganz großen Traumhochzeitsstil geheiratet.

romantisch oder rational?

Muss Mann noch immer auf die Knie fallen und mit Rosen um die Hand der Liebsten bitten? Natürlich ist ein solcher Heiratsantrag wahnsinnig romantisch und erweicht das Herz einer jeden Frau. Doch immer häufiger werden Heiratspläne am Küchentisch oder auf dem Sofa besprochen. Steuerliche Begünstigungen für Verheiratete oder rechtliche Absicherungen spielen mehr denn je eine Rolle für den Gang vors Standesamt. Einen Nachweis für den gelungensten Heiratsantrag muss man bei der Bestellung des Aufgebots nicht erbringen. Daher kann der Beginn der Verlobungszeit und der Hochzeitsvorbereitung nach den Vorlieben des Brautpaares individuell gestaltet werden. Von romantisch bis rational ist alles möglich und erlaubt.

der richtige Zeitpunkt

Ob jung gefreit, lang geprüft oder spät gefreut - das Leben ist zu kostbar, um es zu vergeuden. Es ist besser, etwas zu bereuen, was man getan hat als etwas, was man nicht getan hat. Fehler kann jeder begehen. Irren ist menschlich. Dann sollte und muss man Fehlentscheidungen korrigieren. Eine Garantie für die Ehe und für die Liebe gibt es nicht. Den richtigen Zeitpunkt auch nicht (höchtens den falschen).

Ob mit oder ohne Trauschein - entscheidend ist, dass man sagen kann - ich habe mit ganzem Herzen geliebt. Im Idealfall gab es die eine Liebe des Lebens - vielleicht waren es am Ende aber auch zwei - oder drei...

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