Der Naturschutzbund meckert, denn der Bekassine geht es schlecht

"In vielen Gegenden ist unsere "Himmelsziege" bereits ausgestorben. Das Meckern müssen wir übernehmen, wenn wir sie weiter zu unserer heimischen Fauna zählen möchten." (NABU Deutschland)

Mit und für die Bekassine möchte der Naturschutzbund (NABU) im Jahr 2013 mal ganz offiziell meckern: Darüber nämlich, dass der Bekassine immer mehr Lebensraum verloren geht. So brenzlig ist die Situation inzwischen, dass die Bekassine in Deutschland auf der Roten Liste der bedrohten Vogelarten steht. Im Klartext: Sie ist bei uns beinahe ausgestorben.

Und warum "meckert" die Bekassine? - "Meckervogel" wird die Bekassine genannt, weil sie beim Balzflug, wenn ihre abgespreizten Federn in der Luft vibrieren, einen ganz charakteristischen Ton erzeugt, der an ein "Meckern" oder ein "Wiehern" erinnert. Deshalb hat man der Bekassine auch andere Spitznamen wie "Himmelsziege" oder "Himmelspferd" verpasst.

(Das "Meckern" oder "Wummern" wird übrigens in der Fachsprache als Instrumentallaut bezeichnet: Ein Laut, den Vögel nicht mit der Stimme erzeugen, sondern zum Beispiel mit dem Schnabel oder den Flügeln.)

(Bild: James Hager)

Welche Art von Lebensraum fehlt der Bekassine - wo kann man sie denn überhaupt noch sehen?

Ja, wo kann man denn die Bekassine überhaupt sehen? - Gar nicht so einfach, denn der kleine Schnepfenvogel ist selten geworden in Deutschland und lebt noch dazu sehr heimlich: Auf Feuchtgrünland, in offenen Sumpfgebieten oder in Moorlandschaften.

Mit ihrer bräunlichen Tarnfärbung kann sich die Bekassine in diesen Lebensräumen perfekt verstecken, zur Nahrungssuche macht sie sich außerdem meist erst in der Dämmerung auf den Weg. Wittert die Bekassine Gefahr, läuft sie geduckt oder drückt sich an den Boden, um so noch "unsichtbarer" zu werden.

Wer sich in Deutschland auf die Suche nach der Bekassine machen will, der hat in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg die besten Chancen, denn dort brütet sie am häufigsten.

Etwa 6.000 - 9.000 Brutpaare soll es derzeit in Deutschland noch geben.

Was ist die Bekassine eigentlich für ein Vogel?

Die Bekassine - das macht sie aus:

  • Gallinago gallinago, das ist ihr lateinischer Name.

  • Die Bekassine gehört zur Familie der Schnepfenvögel. Tatsächlich leitet sich Bekassine ab vom französischen Wort for Schnepfe, "bécasse", und bedeutet: "Kleine Schnepfe".

  • Die Bekassine ist ca. 25 cm lang und damit etwa so groß wie eine Drossel oder Taube. 7 cm machen alleine der lange Schnabel aus. Der ist für die Bekassine auch ganz besonders wichtig: So stochert sie ihre Hauptnahrung, Würmer und Insektenlarven, aus dem Boden. Mit ihrer beweglichen Schnabelspitze kann sie Insekten sogar im Boden greifen und schlucken.

  • Weil die Bekassine sich vor allem von Insekten und nur zu einem kleinen Teil von Samen ernährt, wird ihr im Winter in manchen Gebieten die Nahrung knapp. Daher kommt es, dass einige Bekassinen in wärmere Gegenden ziehen, andere jedoch zu den Standvögeln gehören, also keine jahreszeitbedingten Wanderungen unternehmen.

Bekassinen schließen sich für eine Brutsaison zur Partnerschaft zusammen. Alles ist klar geregelt: Das Männchen wählt das Revier, das Weibchen wählt das Nest und brütet auch alleine.

Meistens werden vier Eier gelegt, aus denen nach etwa 20 Tagen die kleinen Bekassinenküken schlüpfen. Diese verlassen als Nestflüchter schon am ersten Tag das Nest und suchen selbst nach Nahrung. Nach weiteren 20 Tagen machen sie die ersten Flugversuche - bis sie wirklich fliegen können dauert es aber noch eine Weile.

Deshalb passen Mama und Papa auch gut auf: "Verleiten" nennt man es, wenn Bekassinen verletzt spielen, um so Fressfeinde (wie Marder oder Fuchs) zu täuschen und vom Nest oder den Jungen wegzulocken. Werden sie aufgeschreckt, fliegen Bekassinen im Zickzack, um auf diese Weise einen Angreifer zu verwirren. Und wenn ganz ernste Gefahr droht, können die Bekassinen etwas, das nur wenige Vogelarten auf der Welt beherrschen: Sie klemmen sich ihre Küken unter den Schnabel, drücken sie an Brust oder Bauch, und fliegen einfach mit ihnen davon!

Alles meckern hilft ihr nichts: Warum die Bekassine in Deutschland heute so stark gefährdet ist

Ob sie meckert, im Zickzack fliegt oder die Verletzte mimt: Alle cleveren Verwirrungstaktiken und Überlebungsstrategien können der Bekassine bei ihrem größten Problem nicht helfen - ihr fehlt der Lebensraum.

Obwohl die Bekassine früher auch in Deutschland stark bejagt wurde - sie galt seit jeher als Leckerbissen - war sie doch noch weit verbreitet. Heute fühlt sich die Bekassine an vielen Orten Deutschlands einfach nicht mehr wohl: Um ihr Nest zu bauen, um Nahrung zu finden und um ihre Jungen aufzuziehen braucht sie feuchten Boden. Der darf nicht zu intensiv genutzt werden, darf nicht zu dicht bewachsen sein und es sollte außerdem ausreichend schlammige Flächen geben. Solche Lebensbedingungen findet die Bekassine in Deutschland aber inzwischen nur noch in Schutzgebieten oder auf renaturierten Flächen.

Viel Feuchtland wurde in den letzten Jahrzehnten durch Trockenlegungen oder Entwässerungen zerstört. Der Boden bietet der Bekassine so nicht mehr genug Nahrung, Brutflächen verbuschen, eine zu frühe Mahd gefährdet die Nester. Der Boden wird durch die Bearbeitung mit schweren Landwirtschaftsmaschinen außerdem so stark verdichtet, dass die Bekassine mit ihrem langen Schnabel Mühe hat, zur Nahrung durchzukommen.

Moorlandschaft: Wichtiger Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen

Genug gemeckert - was können wir tun, um der Bekassine zu helfen?

Der NABU fordert vor allem

  • ein EU-weites Verbot der Bekassinenjagd, denn auf ihrem Zug in die Überwinterungsgebiete fallen immer noch viele Bekassinen der Jagd zum Opfer.

  • eine Reform der EU-Agrarpolitik: Moore sollen geschützt und bewahrt werden, Feuchtflächen renaturiert. Damit wird nicht nur der Bekassine geholfen: Ein ähnliches Schicksal wie die Bekassine haben andere Wiesenbrüter wie der Kiebitz, der Rotschenkel, die Schafsstelze oder das Braunkehlchen. Auch sie stehen inzwischen auf der Roten Liste.

Für den Schutz der Moore kann jeder von uns etwas tun, nämlich torffreie Gartenerde verwenden.

Weil Torf die Eigenschaft hat, Wasser so gut speichern zu können, wird er häufig Blumenerde beigemischt. Viel mehr Nährstoffe hat dagegen Kompost, er ist günstiger und umweltfreundlicher. Als Ersatz für Torf bieten sich auch Holzfasern oder Rindenhumus an.

Moore zu schützen hilft übrigens nicht nur der Tier- und Pflanzenwelt, die auf diesen Lebensraum dringend angewiesen ist - zum Beispiel dem Moorfrosch, seltenen Schmetterlings- oder Libellenarten.

Wer auf Torf verzichtet, der tut gleichzeitig etwas für den Klimaschutz: Denn Moore gehören zu den wichtigsten Kohlenstoffspeichern und wenn sie zerstört und abgebaut werden, setzt das große Mengen von C02 frei. Das wiederum trägt entscheidend zur Klimaerwärmung bei. 

Vogel und Tiere des Jahres 2013: Informieren, helfen, schützen

(Artikel-Vorschaubild: © David Ward / U.S. Fish and Wildlife Service)

Michaela, am 29.01.2013
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Bildquelle:
Claudia Steininger (Natur-Quiz für Kinder: "Vogel des Jahres 2011" - Wer kennt sich aus...)
Bildautor: Claudia Steininger (Krähen - Unglücksvögel, "Rabeneltern" und Nesträuber?)

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