Vollidiot: Komödie nach Tommy Jauds Bestseller
Trotz der auf Oliver Pocher zugeschnittenen Hauptrolle, vermag die Verfilmung von Tommy Jauds Bestseller "Vollidiot" nicht zu überzeugen. Mit dabei: Anke "Danke" Engelke.Die ganze Misere startete bei IKEA
Nach dem Bestseller von Tommy Jaud
Tommy Jaud ("Hummeldumm") lieferte die Vorlage, Tobi Baumann ("Der Wixxer") staubte ab zur Verfilmung. Als Tor: Oliver Pocher.
Mit Ende Zwanzig hat Simon Peters (Oliver Pocher) immer noch nichts in seinem Leben erreicht. Im Telekom-Laden verhökert er Senioren "Internet" – so noch Restposten vorhanden sind -, sein Kumpel Flik (Oliver Fleischer) ist ein depressiver Dickdödel und alleine beim Gedanken an seinen Kontostand bricht ihm der kalte Angstschweiß aus.
Auch mit seinem Liebesleben sieht es triste aus. Als einziger Teilnehmer eines Singleurlaubs auf Mallorca kehrt zurück, ohne einen Stich gemacht zu haben. Zu Hause im kalten und grauen Köln kann ihn nicht einmal sein IKEA-Stuhl "Jennylund", den er verdächtigt, den Namen einer Pornodarstellerin zu tragen, über die vielen Missgeschicke hinwegtrösten.
Wie das Leben so spielt, verliebt er sich aber Hals über Kopf. In einer "Starbucks"-Filiale trifft er Traumfrau Marcia P. Garcia (Ellenie Salvo González). Das Liebesglück könnte perfekt sein, wäre Simon überhaupt imstande, mit ihr zu sprechen. Beziehungsexpertin und Freundin aus alten Schultagen Paula (Tanja Wenzel) soll ihm Tipps geben, wie er Marcia herumkriegen kann. Nicht, dass die Tipps schlecht wären. Nur: Simon erweist sich eben in jeglicher Hinsicht als echter Vollidiot!
Vollidiot: Die Verfilmung
Drehbuch von Tommy Jaud
"Vollidiot" avancierte 2007 nicht zu einer groben Beleidigung, sondern zum Titel eines Bestsellers. Tommy Jauds Debütroman verkaufte sich geradezu sensationell. Der Beginn einer Autorenkarriere, der "Resturlaub", Millionär" und "Hummeldumm" folgten. Erfolge wecken stets Begehrlichkeiten, in diesem Fall der Ruf der Filmindustrie, den Bestseller in einen Blockbuster zu verwandeln.
Für dieses ehrgeizige Ziel wurden weder Mühen, noch Kosten gescheut. Tommy Jaud persönlich sollte das Drehbuch verfassen, auf dem Regiestuhl nahm Tobi Baumann Platz, der bereits mit "Der Wixxer" eine der erfolgreichsten deutschen Komödien überhaupt inszeniert hatte, und gestandene Komödianten wie Anke Engelke wurden als Darsteller gewonnen. Ausgerechnet die Vergabe der Hauptrolle sollte sich aber als verhängnisvoller Fehler erweisen.
Oliver Pocher doch kein "Vollidiot"?
Es mag ungewöhnlich scheinen. Doch die Entscheidung, den "Vollidioten" mit Oliver Pocher zu besetzen, erwies sich als totale Fehlentscheidung. Der ehemalige Co-Moderator von Harald Schmidt wird sogar von seinem eigenen Schatten an die Wand gespielt. Mit der Eleganz eines Schauspiellaien, der zu Lernzwecken seinen Text ins Mikro murmelt, leiert Pocher seine Zeilen herunter. Ob es sich um Lust- oder Talentlosigkeit handelt, darüber kann spekuliert werden. Von Wichtigkeit ist es ohnehin nur insofern, als der in praktischer jeder Szene präsente Comedian unfähig scheint, auf die Stichworte seiner Kollegen die Gags zu zünden.
Geradezu grotesk wird es, wenn er mit tatsächlich witzigen Schauspielern wie Anke Engelke oder – leider nur in einer winzigen Nebenrolle - Herbert Feuerstein zusammentrifft. Hierbei wird schmerzlich bewusst, dass es nur wenige gute Komödianten gibt. Oliver Pocher zählt zumindest in diesem Raum-Zeit-Kontinuum nicht dazu. Ein ähnliches Schicksal hatte übrigens etwas später Christian Ulmen in der Verfilmung des Bestsellers "Maria, ihm schmeckt's nicht!" erlitten.
Verkrampfte Inszenierung
Allerdings wäre es unfair, jegliche Schuld am Leinwanddebakel dem Hauptdarsteller zu geben. "Vollidiot" ist schlichtweg viel zu bieder und geradlinig in Szene gesetzt worden. Gerade bei einer Komödie ist eine flotte und dynamische Inszenierung gefragt. Stattdessen gelingt es Tobi Baumann nicht, den Witz und die Ironie der Vorlage in Bilder umzusetzen. Immer wieder verharrt die Kamera quälend lange auf Oliver Pocher und präsentiert sich statisch wie ein TV-Format.
Selbst die direkt aus Tommy Jauds Roman übernommenen Gags zünden mangels pochierter, darstellerischer Leistungen sowie falschen Timings nicht.
Fazit: Begeisterte Leser des Romans dürften von der Verfilmung enttäuscht sein. Wer die Vorlage nicht kennt und keine großen Ansprüche stellt, könnte mit dem Film durchaus zufrieden sein.
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Was für ein "Vollidiot"!
Originaltitel: "Vollidiot"
Regie: Tobi Baumann
Produktionsland und -jahr: D 2007
Filmlänge: ca. 102 Minuten
Verleih: Senator
FSK: Ab 12 Jahren
Deutscher Kinostart: 12.04.2007
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Bildquelle:
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(Horrorfilme: Nach wahrer Begebenheit oder frei erfunden?)