Deutsche zeigen ein abnehmendes Interesse an Finanzthemen

Das Interesse der Deutschen an Wirtschafts- und Finanzthemen befindet sich seit Jahren in einer Abwärtsspirale. Das zeigen repräsentative Umfragen des Bankenverbandes. Haben sich 2017 noch fast die Hälfte der Deutschen (47%) für solche Themen interessiert, sind es 2019 nur noch etwas mehr als ein Drittel (36%).

Besonders bei jungen Menschen (bis 30 Jahre) und mittleren Jahrgängen (40-49 Jahre) ist der Trend sehr stark ausgeprägt. Dieser Rückgang ist in Anbetracht der langfristigen Folgen besorgniserregend. Aber auch bei Erwachsenen sieht die finanzielle Kompetenz nicht besser aus. Die Wenigsten konnten in einer Umfrage der Lebensversicherung 1871 a. G. München die Begriffe "ETF" oder "Aktienindex" erklären.

In Kombination mit dem großen Sicherheitsbedürfnis der Deutschen, sind das keine gute Voraussetzung für den Aufbau einer privaten Altersvorsorge, um das stetig sinkenden Rentenniveau auszugleichen.

Wer trägt die Verantwortung?

Junge Deutsche fühlen sich in Finanzfragen zu wenig von den Schulen informiert. Das geht aus einer Befragung des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) hervor. Danach gaben 41% der Teilnehmer an, die Schulen würden sie schlecht informieren.

Die persönliche Einschätzung der eigenen Finanzbildung ist unterschiedlich. Bei einfachen Themen wie "Sparen" oder "Miete" fühlen sich die meisten sicher. Geht es um Kredite, Steuern oder Altersvorsorge kann das gerade mal ein Drittel von sich behaupten.

Aufgrund des straffen Lehrplans wird diese Verantwortung gerne in Richtung Eltern geschoben, ohne zu bedenken, dass diese in meisten Fällen selbst über keine ausreichende finanzielle Grundlagenausbildung verfügen. Der ideale Ort, um Finanzbildung zu integrieren ist nun mal die Schule. Ob über AGs, digitale Angebote oder einer Integration der Inhalte in die relevanten Schulfächer (Mathematik, Politik & Wirtschaft, Geschichte etc.) – die Möglichkeiten sind vielfältig.

Nationale Strategien für die finanzielle Bildung

Seit 2008 erarbeitet eine zunehmende Anzahl an OECD-Mitgliedsstaaten eine sog. "Nationale Strategie für die finanzielle Bildung" – darunter fallen z.B. Spanien, Australien, Neuseeland oder auch Slowenien. Aufgrund des föderalistischen Bildungssystems in Deutschland ist mit einem solchen Modell zukünftig nicht zu rechnen. Die Hoheit für die schulische Bildung tragen die jeweiligen Bundesländer.

Das ist äußerst schade, da sich die positiven Auswirkungen der Strategie bereits in zahlreichen Umfragen, Studien und im Finanzverhalten der jeweiligen Bürger äußern.

Folgen mangelnder Finanzbildung: Altersarmut und Überschuldung

Fast jeder zehnte unter 30-Jährige Deutsche ist überschuldet. Der Schuldner-Atlas 2019 der Creditreform deutet keinen Rückgang dieser Statistik an. Unkontrollierter Konsum und mangelndes Finanzwissen sind die treibenden Einflussfaktoren. Schulden aus Handyverträgen stehen ganz oben auf der Liste.

Ein erfolgreicher Start ins Leben sieht anders aus. Mit einem Blick auf das stetig sinkende Rentenniveau und die Notwendigkeit bereits in frühen Jahren Geld fürs Alter anzulegen, wird deutlich, vor welcher Herausforderung wir stehen. Und selbst wer heute Geld hat, dieses jedoch auf zinslosen Konten parkt, wird im Ruhestand mit leeren Taschen dastehen.

Junge Leute sollten frühzeitig mit den folgenden Fakten konfrontiert werden:

  • Die gesetzliche Rente wird nicht ausreichen, um den eigenen Finanzbedarf in der Rentenzeit zu decken – sie müssen privat vorsorgen
  • Risiko ist relativ zum gewählten Anlagehorizont
  • Eine breit diversifizierte Geldanlage in ETFs ist der sinnvollste Weg, langfristig Vermögen aufzubauen

Wer diese beiden Erkenntnisse kombiniert und sich mit der Funktionsweise bekannt macht, kann dafür sorgen, dass im Alter böse Überraschungen vermieden werden.

Covid-19-Krise als Chance für mehr Finanzbildung

Die Auswirkungen der Pandemie auf die deutsche Unternehmerlandschaft hat viele Arbeitnehmer stark betroffen. Die Bedeutung von finanziellen Rücklagen ist vielen Menschen bewusst geworden. Das Interesse an finanzieller Weiterbildung ist gestiegen – das erkennt man beispielsweise am gestiegenen Suchvolumen nach Finanzthemen.

Sehr beliebte Suchbegriffe waren zum Beispiel "Geldanlage trotz Corona" oder "Notgroschen aufbauen". Und dieses Verhalten ist genau richtig. Denn weitere Krisen sind in Zukunft alles andere als ausgeschlossen. Auch schwere Krankheiten und eine damit einhergehende Berufsunfähigkeit können Familien schwer zusetzen. Ein solides finanzielles Fundament hilft dabei, solche Phasen zu überstehen.

Was können Menschen für ihre finanzielle Bildung tun?

Die Möglichkeiten sich weiterzubilden, sind unbegrenzt. Vom Finanzblog, über Online-Kurse bis hin zu Erklärvideos auf YouTube – wer möchte, findet zahlreiche Inhalte zu sämtlichen Finanzthemen.

Oftmals besteht die Gefahr, dass man mit zu vielen Informationen überschwemmt wird. Wichtig ist, dass man sich die Fragestellungen bewusst macht, die einen persönlich betreffen (Notgroschen, Vermögensaufbau, Versicherungen etc.). Danach kann gezielt nach Informationen gesucht werden.

Eine bewährte Möglichkeit – besonders für Kinder – ist es, sich Finanzwissen spielerisch anzueignen. Dafür gibt es zahlreiche Brettspiele (z.B. Cashflow / Robert Kiyosaki). Lernpsychologisch macht die Kombination aus Spaß und Wissensvermittlung in jedem Fall am meisten Sinn.

Wie einfach Finanzbildung sein kann, zeigt sich auf dem Portal beyondsaving.de

Bildquellen: Canva.com

Autor seit 9 Jahren
4 Seiten
Laden ...
Fehler!