Individuelle Fastenregeln sind modern

Heutzutage kann jeder nach seiner Fasson leben. Man kann sich ernähren, wie es persönlich beliebt, kann sich mit Handy und Co jederzeit und überall beschäftigen, man kann aber auch ganz altmodisch per Hand Briefe schreiben. Wir dürfen im Minirock oder Wollhose rumlaufen, dürfen schwul, lesbisch oder anders sein, können uns den Bauchnabel piercen und tun und lassen (fast) alles, was dem persönlichen Stil beliebt. Zahlreiche alte Regeln sind außer Kraft gesetzt und überholt. In einer solchen Zeit sucht sich manch einer selbst Regeln, nach denen er sich richten möchte. Es ist manchmal einfacher, eine Regel einzuhalten, als ständig neu entscheiden zu müssen, was angesagt ist. Dadurch überleben Traditionen und so auch die des Fastens.

Die Fastenzeit vor Ostern ist eine kirchliche Tradition. Katholiken verzichten auf Alkohol, Fleisch, Eier und Milchprodukte. Irgendwann bestimmte irgendein Papst, Eier wären erlaubt. Protestanten nehmen die Fastenregeln generell etwas lockerer. Martin Luther betrachtete die Fastenzeit als eine Vorbereitungszeit auf das heilige Abendmal. Hier gilt es Geist und Körper fit zu machen und zu entschlacken. Wer sich von geistigen und körperlichem Ballast trennen möchte, kann die Tradition des Fastens also nutzen, um sich eigene Fastenziele zu setzen.

Genau das ist der Grund, warum heute viele 40 Tage lang vor Ostern fasten, obwohl sie christliche Feste zwar feiern, aber sonst als Atheisten leben. Aber wie fasten diese Menschen?

In der Fastenzeit auf Genussmittel verzichten

Die meisten Menschen fasten von Aschermittwoch bis Ostern, um zu entschlacken und um abzunehmen. Dabei verzichten sie auf Alkohol und oder Fleisch und fette Lebensmittel. Sie üben sich in gesunder Ernährung und tun ihrem Körper Gutes. In einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist: somit labt sich auch die Seele am Fasten.

Moderne Menschen erweitern den Fastenbegriff und suchen sich selbst aus Ihren kleinen oder großen Sünden heraus, worauf sie 40 Tage lang verzichten wollen. Dazu gehören:

  • Schokolade
  • Chips oder abendliches Knabberzeug
  • Fertigprodukte (es wird 40 Tage lang nur frisch gekocht)
  • Kuchen und weiße Brötchen (Vollkorn ist angesagt)
  • weißer Zucker und künstliche Zuckerersatzstoffe
  • Kaffee

Die Palette kann sicher erweitert werden. Der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel ist laut Umfragen die häufigste Variante des vorösterlichen Fastens. Im Mittelalter wurden in den Tagen vor Fastenbeginn verderbliche Lebensmittel wie Eier und Milch verbraucht. Man bug Pfannkuchen. Daher ist es heute noch üblich, an den Faschingstagen Pfannkuchen zu essen.

Verzicht auf schlechte Gewohnheiten

Warum sollte man die Fastenzeit nur auf das Essen beschränken? Schon Luther forderte dazu auf, dass sich jeder selbst Fastenziele so setzen sollte, wie es für ihn am hilfreichsten ist. Es ist also auch möglich, sich von schlechten Gewohnheiten zu trennen. Ab Aschermittwoch als Raucher die Zigarette zu verbannen, gehört sicher zu den härtesten Varianten. Man kann aber auch auf andere Gewohnheiten und Dinge verzichten, die unser Leben nicht nur positiv bestimmen. Dazu gehören:

  • Handy (Facebook, WhatsApp, Twitter, YouTube und ähnliches Aufmerksamkeit erheischendes)
  • Computerspiele und Internet als Zeitvertreib 
  • Fernsehen
  • zu spät ins Bett gehen
  • morgens zu spät mit Hektik aufstehen

Verbunden mit der Aufgabe von schlechten Gewohnheiten ist unmittelbar der Anfang, sich Besseres anzugewöhnen. Wer Aschermittwoch beginnt, jeden Morgen 20 Minuten früher aufzustehen, entschärft damit nicht nur die tägliche Morgenhektik. Vielleicht nutzt er davon zehn Minuten, um sich ein kurzes Frühstück im Sitzen zu gönnen. Viel lässt sich aufzählen, was wir gewinnen, wenn wir die eine oder andere schlechte Gewohnheit erst los sind. Das Handy ab 19 Uhr auszuschalten, beschert uns eine Zeit ganz für uns ohne Störenfriede von Außen. Statt Fernsehen oder am Computer sitzen kommen wieder Lesen oder andere Hobbys in Frage. Wir gewinnen durch solchen Verzicht. Vielleicht gelingt es dem einen oder anderen Leser, etwas für sich zu finden, dass er für 40 Tage vor Ostern sein lassen möchte. Und wer hindert uns daran, bis Pfingsten einfach weiterzumachen?

Autor seit 13 Jahren
152 Seiten
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