Was Autos heute (meistens) nicht mehr haben
Eine nostalgische Rückschau auf charakteristische DesignmerkmaleDa sehnt man sich manchmal schon beinahe wieder in ein Automobilzeitalter zurück, das spätestens zu Beginn der 1990er Jahre endete. Wir nutzten Landkarten und kamen tatsächlich an. Wir konnten eigenständig und in überschaubarer Zeit eine Scheinwerferbirne austauschen. Wir hörten am Motorgeräusch, ob ein Gangwechsel nötig war… Vor allem aber hatten die damaligen Fahrzeuge ein so charakteristisches Design, dass Marken, Typen und Baureihen meist mühelos auseinandergehalten werden konnten. Dazu trugen auch einige Details bei, die einst als modern und technisch fortschrittlich galten, inzwischen aber weitgehend aus der automobilen Welt verbannt wurden:
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Schlafaugen: Autos mit Seele und Sportsgeist
Verdeckte Frontscheinwerfer galten einige Zeit designtechnisch als flott, komfortabel und innovativ. Im normalen Fahrbetrieb waren die Leuchten nicht zu sehen und meist in der Frontpartie versenkt. Das bewirkte ein sportlicheres Aussehen sowie eine bessere Aerodynamik. Erst bei Bedarf wurden die Scheinwerfer sichtbar, was dann wiederum zumindest ein Hingucker war. Die so genannte Lichthupe ließ sich auf diese Weise allerdings kaum bewerkstelligen. Da die Leuchten in der Regel über eine elektromechanische Klappvorrichtung versenkt beziehungsweise ausgefahren wurden, hießen sie im offiziellen Jargon häufig Klappscheinwerfer, während der Volksmund von Schlafaugen sprach. Es gab jedoch auch (meist kantigere) Modelle, bei denen die Scheinwerfer fest in der Frontpartie verbaut waren und lediglich mittels beweglicher Abdeckung verborgen wurden. Ein wenig bedauerlich erscheint es schon, dass diese kleine technische Spielerei nahezu ausgestorben ist.
Bekannte Fahrzeuge mit "Schlafaugen" waren der als KITT bekannt gewordene Pontiac Trans Am Firebird, mehrere (zum Teil auch hierzulande angebotene) Chrysler-Modelle sowie der Mazda RX-7, der nicht nur wegen der Klappscheinwerfer, sondern zusätzlich durch seinen Wankelmotor als innovativ galt.
Als auch auf deutschen Straßen gelegentlich anzutreffende Schlafaugen-Autos galten hingegen der Mx-5 und der 323F von Mazda, die 8er-Reihe von BMW, verschiedene Porsche-Typen, der Ford Probe, mehrere Honda-Modelle der 1980er Jahre, Toyotas Baureihen Corolla, MR2 und Celica sowie der etwas skurril wirkende Volvo 480.
Vinyldächer für amerikanisches Flair
Als herstellerseitig wirtschaftlichere Variante lösten Vinyldächer ab den späten 1960er Jahren die Zweifarbenlackierung ab. Der Begriff ist etwas irreführend, da es sich in der Regel um die Teilbeschichtung normaler Blechkarossen handelte, die auch nicht zwingend nur den Dachbereich betraf. Bereits komplett vinylbeschichtete Dächer waren optisch auffällig. Regelrecht luxuriös wirkten aber erst Fahrzeuge, bei denen nur der hintere Teil des Daches sowie die C-Säulen entsprechend verkleidet waren. Das erinnerte dann ein bisschen an die eleganten Landaulets der 1920er und 1930er Jahre. Amerikanische Stretch-Limousinen verfügten sogar statt des hauchdünnen Vinylüberzugs über eine Verkleidung, die ein wenig an gepolstertes Kunstleder erinnerte.
Der rein visuelle Effekt konnte jedoch ein großes Manko nicht ausgleichen, wodurch die Vinyldächer schließlich vom Markt verschwanden: Die Beschichtung war anfällig gegen Verwitterung und begünstigte Korrosion am darunter liegenden Blech.
Modelle mit Vinyldach boten in Deutschland unter anderem Opel und Ford an. Mitte der 1980er Jahre war dieses Designelement aber hierzulande weitgehend Geschichte. Im amerikanischen Luxussegment hielt sich der Trend noch rund zehn Jahre länger. Mittlerweile existiert wieder eine entsprechende Marktnische außerhalb des Neuwagengeschäfts: Oldtimer- und Tuningwerkstätten, Sattlereien sowie Anbieter von Fertigdächern sorgen dafür, dass Vinyldächer nicht vollständig aus dem Straßenbild verschwinden.
Schieben, Kurbeln, Kippen: das Dachfenster
Früher ersetzte es die Klimaanlage, heute ist es nur noch gelegentlich an Neufahrzeugen zu finden: Das Dachfenster hat seine beste Zeit eindeutig hinter sich. Es ließ sich ankippen, kurbeln oder aufschieben. In besser ausgestatteten Fahrzeugen konnte es auch elektrisch betätigt werden. Entsprechend viele Bezeichnungen gab es dafür: Schiebedach, Hubdach, Glasdach… Die transparente Kunststoffscheibe war meist getönt, um übermäßiges Aufheizen zu verhindern. Zudem ließ sich innen in der Regel noch eine dem Dachhimmel angepasste Blende vorschieben. Inzwischen sind Dachfenster lediglich noch bei einigen Sportwagen, im gehobenen Preissegment sowie an Freizeitmobilen anzutreffen. Es haben sich jedoch auch einige Anbieter darauf spezialisiert, Dachfenster nachzurüsten.
Kühlerfiguren – eine aussterbende Spezies
In der Frühzeit des Automobils waren Kühlerfiguren noch recht individuell, hatten aber einen eindeutigen Zweck: Sie dienten als Verschluss des Kühlwasserbehälters und darüber hinaus manchmal sogar zur Anzeige des Kühlwasserstandes. Erst später wurden daraus Markensymbole. Inzwischen sind sie weitgehend dem bürokratischen Sicherheitswahn zum Opfer gehalten. Angeblich aus Unfallschutzgründen wurde die Verwendung der Kühlerfiguren immer schwieriger, ganz so, als ob ein Fußgänger weniger schlimm verletzt wird, falls ihn ein Auto ohne Kühlerfigur über den Haufen fährt… Der Zwang zur verbrauchsoptimierten Aerodynamik tat ein Übriges. Zu den letzten Vertretern in Deutschland zählte die Marke Chrysler, die irgendwann in den 1990ern ihren Penta-Stern aufgab. Auch Jaguars Raubkatzenfigur namens Leaper darf schon einige Zeit nicht mehr serienmäßig von der Motorhaube springen. Der Mercedesstern blieb zunächst noch aufrecht. Wie der Leaper verfügte er über einen federnden Klappmechanismus, um die Sicherheitsvorschriften zu erfüllen. Dennoch wurde herstellerseitig das Angebot immer geringer. Ab den 2010er Jahren galt der stehende Stern immer häufiger als Kundensonderwunsch.
Viele kleine Anbauteile
Haben Sie im Auto jemals ein Gurtmesser benötigt? Nein? Einen Notfallhammer vielleicht? Um manches vom Markt verschwundene Zubehör, das früher regalweise Tankstellen und Baumärkte füllte, ist es wirklich nicht schade. Andere Extras sind schlichtweg nicht mehr nötig oder in modernen Autos Standard geworden. Im Zeitalter eher spartanisch ausgerüsteter Fahrzeuge gab es jedoch allerhand kleine Helfer, um Armaturenbrett, Mittelkonsole und vieles mehr via Klebepads, Klettband oder Clips zu verzieren. Der aufklappbare, beleuchtete Spiegel für die Sonnenblende gehörte ebenso dazu wie der Minikompass, das Spiralthermometer, die Uhr, die Halterung für den Notizblock, die Kassettenbox, der Lenkradüberzug und die Massage-Sitzauflage…
Wirklich vermissen dürften solche Produkte heute die wenigsten Autofahrer. Lediglich für Oldtimerfreunde sind sie (soweit noch erhältlich) eine Möglichkeit, den Fahrzeuginnenraum individuell auszugestalten und wenigstens ein bisschen Komfort zu genießen…
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