Grund 1: Man sieht noch, wie Fahrzeugtechnik funktioniert

Die obige Überschrift ist eine der häufigsten, schönsten und richtigsten Aussagen, die zu alten Autos gemacht wird. Mit ein bisschen Grundwissen erkennt man noch, warum ein Auto eigentlich fährt. Die Funktion der einzelnen Bauteile im Motorraum lässt sich zumindest noch erahnen. Der Motorraum bei modernen Autos mag aufgeräumt aussehen, ist aber in Wirklichkeit bis auf den letzten Zentimeter verbaut. Da erfordert selbst das Auffüllen der Scheibenwaschanlage eine sehr ruhige Hand! Ältere Fahrzeuge hingegen geben dem Begriff Motorraum noch seine ursprüngliche Bedeutung. Natürlich hat das auch Nachteile: Marder und andere Fressfeinde des Autos haben so natürlich viel leichter Zugang zu leckeren Kabeln und Schläuchen (die man bei modernen Fahrzeugen gar nicht mehr sieht)!

Dennoch: Ein älteres Auto lässt sich leichter reparieren. Das betrifft nicht nur so simple Dinge wie den Wechsel der Leuchtkörper (bei modernen LED-Lampen gar nicht mehr oder nur sehr teuer möglich), sondern auch all die typischen Montagetätigkeiten. Ein normaler 13er Schraubenschlüssel ist hier noch Gold wert. Teure und nicht frei erhältliche Spezialwerkzeuge hingegen benötigt man selten.

Hinzu kommt, dass ältere Modelle weniger Elektronik beinhalten. Ein Defekt ist daher grundsätzlich in den meisten Fällen reparierbar, zumindest in der Werkstatt. Die elektronischen Helferscharen neuerer Wagen hingegen sind zwar eine komfortable Sache. Doch vermutlich werden diese Autos genau aus jenem Grund kaum den Oldtimer-Status erreichen.

Ein Vergaser lässt sich immer wieder reinigen, einstellen oder mit neuen Düsen versehen. Wenn ein Chip hingegen kaputt ist, dann war's das eben. Ähnlich ist es mit der Motormanagement-Software aktueller Neuwagen: Sie wird irgendwann nicht mehr kompatibel zu künftiger Computertechnik sein.

Grund 2: Ein altes Fahrzeug lehrt uns Demut und Flexibilität

Sogar die Tatsache, dass alte Autos aufgrund ihrer Lebensdauer eben ein höheres Pannenrisiko haben, kann ein Vorteil sein. Wie das?

Man weiß als Old- oder Youngtimerfahrer noch, dass etwas kaputtgehen kann und erwartet nicht, dass Technik grundsätzlich immer zu funktionieren hat. Das lehrt uns Demut gegenüber unvorhersehbaren Ereignissen. Es lehrt uns aber auch Respekt vor früheren Generationen: Ohne übermäßige, elektronische Spielereien haben damalige Ingenieure funktionstüchtige, solide Fahrzeuge gestaltet. Wirklich, es gibt tatsächlich Dinge, die funktionieren ohne Computer, ohne App, ja sogar ohne Strom!

Falls man also wegen Reparaturen manchmal auf andere Verkehrsmittel ausweichen muss, ist ein plötzlicher, kurzzeitiger Verzicht auf das Auto keine Katastrophe mehr. Man weiß, dass so etwas einfach passieren kann. Ganz nebenbei gewöhnt man sich so eine flexible und vorausschauende Zeitplanung an.

Grund 3: Es streichelt das Ego

Gut erhaltene, alte Wagen (und ihre Besitzer) ernten oft Respekt. Nicht umsonst sind Oldtimerparaden und ähnliches mittlerweile Bestandteil vieler Volksfeste. Die dem Straßenbild weitgehend abhanden gekommene Autos sind dort Publikumsmagnete. Da riskiert auch der automobil wenig interessierte Mitbürger gern mal einen Blick. Außer natürlich, es handelt sich um einen grimmigen Öko-Fanatiker…

 

 

 Wer mit einem gut gepflegten, alten Wagen also im normalen Straßenalltag auftaucht, kann sich deshalb umso mehr der Aufmerksamkeit anderer sicher sein. Vom bewundernden Blick, über den erhobenen Daumen, bis hin zu kleinen Fachsimpeleien und interessierten Nachfragen reichen dann die Reaktionen. Gebt es zu, liebe Old- und Youngtimerfahrer: Ihr habt es gewiss nicht ungern, wenn Euer Ego auf diese Weise gestreichelt wird!

Grund 4: Man ist und bleibt Individualist

Denn heute herrscht im Automobilbau einer übler Designer-Einheitsbrei. In den 1980er Jahren konnte man noch einigermaßen problemlos auf einen Blick einen Renault von einem Opel und einen Honda von einem Ford unterscheiden. Das ist längst Geschichte. Selbst innerhalb einer Marke gilt nun offenbar das Gleichmacherprinzip. Wann hat beispielsweise zum letzten Mal ein Golf nicht so ausgesehen wie sein Vorgänger? Das muss so Anfang der 1990er Jahre gewesen sein. Fast genauso lange tritt anscheinend auch die Konzernschwester Audi optisch irgendwie auf der Stelle. Für andere Hersteller dürfte sinngemäß ähnliches gelten. Mit einem älteren Fahrzeug hingegen ist man Individualist. Der fahrbare Untersatz unterscheidet sich nicht nur äußerlich von den modernen Autos. Ein Veteran klingt und stinkt auch entsprechend anders.

Autos früherer Epochen lassen sich zudem intuitiv und ohne Informatik-Studium bedienen. Ja, man muss noch richtig fahren, bremsen, kuppeln und lenken. Man muss noch einparken und ein Auto selbstständig in der Fahrspur halten können.

 Ist es nicht toll, dass man auf diese Weise etwas kann, wozu Piloten moderner Luxusschlitten eine ganze Armada an Assistenzsystemen benötigen?

Grund 5: Es macht Freude, etwas vor dem Verfall zu bewahren

Für echte Autoliebhaber hat jeder fahrbare Untersatz doch auch so etwas wie eine Seele. Es tut deshalb weh, ein Auto im Verfallsstadium zu sehen. In Deutschland scheint die automobile Empathie besonders groß zu sein. Es gibt ein riesiges Angebot an Pflegemitteln, Reparatursets, Pannenhilfen und Werkstattbedarf. Offenbar ist es für viele Menschen hierzulande ein erhebendes Gefühl, durch Geld und Arbeitskraft ein altes Fahrzeug am Leben zu erhalten. Das Auto ist eben nach wie vor des Deutschen liebstes Kind. Daran ändern auch Öko-Propagandisten nichts, für die das Autofahren die Vorstufe zum Völkermord zu sein scheint.

 

Grund 6: Langfristig ist ein altes Auto auch nicht teurer,…

…als beispielsweise alle zwei Jahre einen Neuwagen zu kaufen, zu finanzieren oder gar zu leasen. Auch der Kauf eines jungen Gebrauchtwagens (fünf Jahre alte Modelle sind oft aufgrund ihres Preis-Leistungsverhältnisses begehrt) in ebenso kurzen Intervallen ist wahrscheinlich nicht billiger. Im Gegensatz zu langjährig genutzten Autos weiß man nämlich nicht, welche (vielleicht teuren) Reparaturen bald kommen könnten. Außer natürlich, man verfügt über akribisch gesammelte Reparaturnachweise des Vorbesitzers. Mit etwas Geduld und finanziellem Spielraum geht die Rechnung daher in der Regel auf. Bei einem alten Auto weiß man eben, was man hat!

Donky, am 17.12.2017
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