Edelweiss (Bild: 5auge / Flickr)

Botanische Fakten zum Edelweiß

Das Edelweiß, *Leontopodium alpinum (oder Leontopodium nivalis ssp. alpinum, oder sind es gleich zwei verschiedene Arten?) bereits hier streiten sich die Geister um die die korrekte botanische Bezeichnung, gehört in die

Klein, weißfilzig, mit schmalen lanzettlichen Blättern; die von den weißen Hochblättern (5-15) eingerahmten Blütenkörbchen, meist 5-6 an der Zahl, sind mit zahlreichen Röhrenblüten versehen. Bestäuber sind vorwiegend Fliegen (Muscidae). Die Frucht ist eine Achäne mit Haarkrone. 

Wuchshöhe bis 20 cm, Blütezeit VII-IX, steigt es bis 3.300m; vorwiegend auf Kalk wachsend, in feinerdreichen Felsspalten, es wächst aber auch gerne auf steinigen Rasen. 

Das Edelweiß ist ein sogenannter Archäophyt; das bedeutet es ist eine in den Alpen eingewanderte Pflanze. Allerdings ist das schon sehr lange her, es ist nämlich ein Relikt der letzten Eiszeit, wo es mit dem Eisstrom aus den asiatischen Gebieten rund um den Himalaya her eingewandert (quasi eingeflossen) ist.

*In Europa hat sich das Edelweiß in zwei unterschiedliche Arten aufgespalten:
In das Leontopodium alpinum mit weißlichem Filz, länglichen Blättern und 8 – 30 cm Höhe im Lebensraum Alpen, Pyrenäen, Jura, Ligurischer Apennin, nördlicher Balkan, Karpaten, und in das Leontopodium nivale mit gräulichem Filz, kurzen, spatelförmigen Blättern und nur 1 – 5 cm Höhe in den Abruzzen, Dinariden und am südlichen Balkan. (Quelle: Das Edelweiss, Rey et al., AT Verlag)

Übrigens - Fakt ist: Das Edelweiß ist in den meisten Alpenländern bereits seit etwa 1886 unter strengstem Naturschutz.

 

Edelweiß aus dem Alpengarten am Patscherkofel, Innsbruck
Edelweiß

Edelweiß (Bild: a.sansone)

So schöne weiße Blüten - Was ist daran falsch?

Ganz einfach, das Edelweiß gehört zu den Korbblütlern und man weiß, dass da viele kleine Einzelblüten in einem Korb/Körbchen zusammengefasst sind.
Beim Edelweiß sind die markanten weißfilzigen Blätter aber keine Blütenblätter, sondern Hochblätter, die neben anderem dazu dienen, den Schauapparat zur Anlockung der Insekten, meist Fliegen, zu vergrößern. (Auch als Landebahnen sind Teppiche besser geeignet als glatte Blätter.)

Die echten "Blüten" sind die gelblich-grünen Röhrenblüten, die wiederum doldig zusammengefasst, meist zu 5, 6 Bündeln, innerhalb dieses weißen Kranzes stehen. Zu blühen beginnt das Edelweiß vom inneren Körbchen aus, die Randkörbchen folgen dann später.

Wozu hat das Edelweiß seine filzigweißen Hochblätter?

Alpinpflanzen haben es nicht leicht. Sie müssen mit enormen Temperaturunterschieden zurechtkommen, gegen Kälte hilft fast immer ein flauschiges Fell. Beim Edelweiß soll aber der Filz, der übrigens nur auf der Oberseite der Hochblätter stark ausgeprägt ist, vor allem vor zu hoher UV-Bestrahlung schützen. Studien belegen das eindeutig. (Mikrostruktur der Flaumhärchen; Vigneron et al., 2005) Auch die Verdunstung wird dadurch verringert.
Lesetipp: Alpenpflanzen und ihre Probleme

 

 

Edelweiß (Bild: piertupi / Pixabay)

Übrigens variieren Form, Größe und Anzahl der weißen Hochblätter von Pflanze zu Pflanze und von Standort zu Standort. Mal sind die Hochblätter kelchförmig, dann wieder nach unten gebogen, mal vielfach angeordnet, es gibt sogar gezackte Formen. Die Natur ist variantenreich.

Zwerg-Edelweiß, Evax pygmea

Zwerg-Edelweiß, Evax pygmea (Bild: a.sansone)

Dem Edelweiß und seinem Namen auf der Spur

Edelweiß, die deutsche Bezeichnung, ist nicht schwer zu ergründen: Weiß - von den Hochblättern her, edel, weil selten. Allerdings ist die Bezeichnung Edelweiß noch gar nicht so alt. Früher wurde es Wollblume (Gessner, 1541), kleiner Löwenfuß (Tabermontanus), Silberstern, Alpenstern oder auch Katzenpfötchen genannt.
Die Bezeichnung als "Edelweiß" stammt aus dem Zillertal/Nordtirol. In den "Naturhistorischen Briefen aus Österreich" wird von einem Gespräch zwischen dem Naturforscher Carl Ehrenbert Freiherr von Moll und einem Zillertaler Bauern über den medizinischen Gebrauch (in dem Fall Räuchern) vom Edelweiß 1784 erstmals schriftlich berichtet. Und seither breitete sich diese Bezeichnung in alle Welt aus.

Weitere Volksnamen lauteten: Bauchwehblume, Irweiß, Hanetabbe, Jagerbleaml, Federweiß.

Botanischer Name: Leontopodium bedeutet eigentlich Löwenpfote, Löwenpfötchen. Die wollig filzige Behaarung verband man mit den samtig-weichen Pfötchen einer Katze oder eben eines Löwen.

Weitere Pflanzen, die auch noch als kleines Edelweiß bezeichnet werden:
Das Zwergruhrkraut, Sumpfruhrkraut, Gnaphalium supinum; Beiname: Deutsches Edelweiß, kleines Edelweiß, Katzenpfötchen. Dieses liebt aber feuchte Standorte, Stängel sind wollweiß (siehe Flora amabilis).

Das Zwerg-Edelweiß, Evax pygmea, mit grünlichen Hochblättern, blüht auf felsigem Gelände im Mittelmeerraum, etwa auf Sardinien

 

Das Edelweiß als Heilpflanze

In der Volksmedizin wurde das Edelweiß mit Milch und Honig verkocht als Mittel gegen Bauchschmerzen angewendet - daher die Bezeichnung "Bauchwehbleamerl". Also alles nichts Neues. Verschiedene Extrakte aus den einzelnen Pflanzenteilen der Edelweißpflanze dienen der Bekämpfung von Magen- und Darmerkranken sowie gegen Herzbeschwerden. Antibakterielle Eigenschaften, entzündungshemmende Stoffe, Edelweißsäure, ein spezielles Antioxidantium und viele Wirkstoffe mehr machen es heute zu einer enorm interessanten Heilpflanze.

Geht es jetzt dem Edelweiß ganz an den Kragen?

Keine Besorgnis. Die heute medizinisch oder auch kosmetisch genutzten Pflanzenteile stammen aus Edelweißkulturen. Nach einer langen Entwicklungsreihe von 10 Jahren war eine neue Kulturpflanze, ein Hybrid, gezüchtet und marktbereit. Seit 2003 gibt es die Zuchtsorte Leontopodium alpinum "Helvetia", die sich für den Anbau in Feldern in mittleren Höhenlagen zwischen 1.000 und 1.500 m eignet.

HMPPA pflegt Edelweiß-Tradition

Wissenschaftlich gepflegt wird das Edelweiß als Heilpflanze der alpenländischen Volksmedizin durch die Herbal Medicinal Products Platform Austria (HMPPA). Auf der Grundlage verschiedener Biodiversitätsstudien wurde im Nachzuchtverfahren die Sorte Helvetia als domestiziertes Edelweiß für die medizinische Verarbeitung kultiviert. Das Netzwerk HMPPA entwickelt Naturstoffe und pflanzliche Arzneistoffe aus dem Edelweiß und fördert die Erkenntnisse daraus mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft. (Quelle HMPPA vom Institut für Pharmazie/Pharmakognosie der Universität Innsbruck.)

Ein weiteres Beispiel für erfolgreiche Edelweißzucht  ist die Firma Weleda, die wiederum vor allem die kosmetischen Eigenschaften der Pflanze nutzt.

 

 

Edelweißplantage Lechtal (Bild: a.sansone)

Blick auf eine Edelweißplantage im Lechtal (oberhalb der Gemeinde Bach) von edelgold.at, die Edelweißprodukte herstellen.

Lesetipp: Lechweg

Edelweiß im eigenen Alpin-Garten, Steingarten?

Es gibt eigens für den Garten geeignete Züchtungen, etwa Leontopodium ochroleucum var. campestre. Denn sonst schwindet die Schönheit der weißfilzigen Hochblätter mit der jeweiligen Tallage.

Deshalb bitte nie, nie, nie ... ein Exemplar aus den Alpen ausstechen und im eigenen Garten einzupflanzen versuchen. Es ist zum Scheitern verurteilt, da weder Boden, Gestein, Klima und schon gar nicht das Licht stimmen. In Höhen unter 1.000 m entwickelt sich nicht die weiße flaumige Lichtschutzbehaarung und sie haben, so die Pflanze nicht vorher verkümmert ist, nur grünliche Hüllblätter statt dem strahlenden Weiß.


Kaufen Sie Edelweißpflanzen, die eigens für Gärten gezüchtet werden im guten Fachhandel und sie haben Freude daran.

Auch in den online-Pflanzenversand-Gärtnereien gibt es Raritäten zu kaufen. siehe Bild und Link

https://www.baldur-garten.at/produkt/Blumenstauden/3582/Winterharte+Stauden/Blumenstauden/Edelweiss+Blossom+of+Snow/detail.html

Das Edelweiß, Mythos und Liebeszauber

Hier kommen wir zu den zahlreichen tragischen Geschichten rund um verliebte junge Männer, die in die Felsen stiegen, um für ihre Angebetete ein Edelweiß zu pflücken. Für den angeblichen Liebeszauber gaben und geben auch heute noch zahlreiche junge Männer ihr Leben.

Interessant ist, dass die meisten dieser Erzählungen aus der Beginnzeit des Alpinismus stammen. "Der junge Mann, der unter Einsatz seines Lebens waghalsig eine steile Wand erklimmt, um ein Edelweiß zu pflücken, dass er seiner Liebsten als Verlobungsgeschenk überreichen möchte. Tödliche gefahr, Wagemut, Liebe ... ah wie schön."

Und wie wunderbar romantisch, wenn das alles tragisch endet. Da kann sich dann die Braut das getrocknete Sträußchen Edelweißblüten unter ihr Kissen legen und darüber schluchzend einschlafen.

Ob es nur des Zaubers wegen war oder nicht auch das abenteuerliche Erwerben dieses Blümchens im Vordergrund stand, darüber mögen andere urteilen.

Schön romantisch ist auf jeden Fall der Begriff Edelweiß belegt, das zeigt auch das weltbekannte Lied "Edelweiß" aus dem Film/ dem Musical Sound of Music, der Geschichte der Familie Trapp.

Edelweiß als Schmuck

Man muss nicht dem gefährdeten Edelweiß auf das Pelzchen rücken, um in den Genuss eines hübschen Schmuckstücks zu kommen. Schon Kaiserin Sisi ließ sich Edelweißblumen, vom Juwelier gefertigt, in ihr wundervolles Haar stecken.
Viele Schmuck-Designer bedienen sich der Alpinpflanze als Modell - von schlicht in Silber bis aufwändig mit Schmucksteinen als Zusatz: Edelweiß schmückt.

Quellen

Ein Buch, das man Edelweiß-Liebhabern  empfehlen kann:

Das Edelweiß, Rey, Vuillamoz, Baroffio, Roguet, AT Verlag, 2011 Aarau und München

 

 

 

 

 

 

  • Geheimnisse und Heilkräfte der Pflanzen, Verlag das Beste, 1980 Stuttgart
  • Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, Genaust; Nikol Verlag, 2012 Hamburg
  • Flora Helvetica, Lauber/Wagner; Haupt Verlag, 2014 Bern
  • Alpenpflanzen in ihren Lebensräumen, Mertz; Haupt Verlag, 2008 Bern
  • Wildblumen aus Griechenland, Papiomytoglou; Mediterraneo Editions, 2006
  • leben an der grenze, Mair/Müller/Reisigl; Nationalpark Stilfser Joch, 2002

 

Bücher rund um den Begriff Edelweiß

Ob Heimatromane, Bergliteratur bis Trash, echte Kriegsereignisse, keiner entkommt dem Begriff "Edelweiß". Nur ein kleiner Blick darauf:

Adele_Sansone, am 29.01.2019
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Bildquelle:
a.sansone (Korbblütler, Korbblütengewächse; eine Pflanzenfamilie stellt sich vor)
adele sansone (Natur des Jahres 2019)

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