Sardinien - allgemeine Informationen

Sardegna, wie die Insel Sardinien auf italienisch heißt, ist mit 23.813 km² die zweitgrößte Insel Italiens. (Die größte ist Sizilien). Inselhauptstadt ist Cagliari. Sardinien ist eine äußerst gebirgige Insel, die höchsten Berge sind mit 1834 m die Punta La Marmora, mit 1829 m der Bruncu Spina und mit 1359 m Höhe der Monte Limbara.

Vom italienischen Festland ist sie 202 km entfernt, dazwischen liegt das Tyrrhenische Meer. Von Tunesien im Süden ist Sardinien 184 km entfernt. Im Westen liegt die 335 km entfernte, zu Spanien gehörende Balearen­insel Menorca. Im Norden liegt – nur durch die 12 km breite Straße von Bonifacio (Bocche di Bonifacio) getrennt – die französische Insel Korsika.

  • Mit Korsika ist sie geologisch gesehen lange verbunden gewesen; das zeigt auch die sehr ähnliche Pflanzenwelt, inklusive endemitischer Pflanzen. Sardinien gilt als Naturreservat, in dem tausende seltener Tiere und Pflanzen unter Schutz gestellt sind.
  • Touristisch bekannt sind vor allem die wunderbare Küsten wie: Costa Smeralda – Costa Rei – Costa Verde – Costa Paradiso – Costa del Sud.

In den Ebenen dominieren vom Anbau her Getreide, Wein, Südfrüchte und Olivenhaine.

Wer der möglichst unverfälschten Natur nahe rücken will, findet in den vielen Naturparks auf Sardinien ganz sicher seine Freude.

 

 

Die Felsküste und ihre besonderen Pflanzen

Dort, wo die Gischt noch die Pflanzen erreicht, überleben nur die Salz vertragenden Arten (Halophyten), mit fleischigen Blättern und Stängeln, dickem Wachsüberzug und dichtem Haarkleid. Es blühen Strandlevkoje, Strandwolfsmilch, Stranddistel, Strandwinde, Sandstern und als Besonderheit manchmal die Tazette. Sogenannte Igelkugelpolster breiten sich wie ein Teppich aus. Dutzende Küstenpflanzen, wie sie auch auf den griechischen Inseln zu finden sind. Aber auch Pflanzen, die man sogar an der Nordsee findet, die echten Salzpioniere (Salicornia/Queller), trotzen tapfer Wind, Salz und Wellen.

 

Nicht nur Sand am Strand

gelber Hornmohn (Bild: a.sansone)

Salicornia (Bild: a.sansone)

Pflanzen der höheren Küstenstreifen

Kleinblättrige Strohblume, Pithuysen-Wolfsmilch, korsischer Ginster; eine Mixtur aus olivgrauen Pflanzen, durchbrochen vom Gelb des Ginsters oder dem leuchtenden Pink der baumförmigen Strauchpappel. Dekorativ, aber auch abwehrend durch ihren Wuchs die verschiedenen Wolfsmilcharten/Euphorbien.

Wer sich zu seinen Füßen genau umsieht, entdeckt den zartrosa blühenden korsischen Reiherschnabel Erodium corsicum.

Obwohl als Einzelpflanze winzig, aber in Summe flächendeckend, entzückt der blaue Mauerpfeffer Sedum caeruleum.

 

 

Von Stachelwerk bis zu dekorativen Säulen

Polster - mal stachelig (Bild: a.sansone)

Der typische rote Busch im Frühsommer

Die baumartige Wolfsmilch mit ihrem kräftig roten Laubwerk überrascht den Besucher von Mai bis Juni. Strahlend leuchten die kugelförmigen roten Büsche an den steinigen höheren Felsküstenstreifen. Allerdings nicht lange, denn Euphorbia dendroides, wie sie botanisch heißt, wirft bald darauf ihre Blätter vor der Sommerhitze ab (=Sommerruhe) und steht kahl bis zum Herbst da. Auch eine gute Strategie, um sich vor Austrocknung zu schützen.

Baumartige Wolfsmilch - Euphorbia dendroides

rote Flächen von Baumwolfsmilch (Bild: a.sansone)

Macchie, Garrigue und Wälder - ein wenig botanisches ABC

  • Die oft undurchdringliche Pflanzengemeinschaft, die einen großen Teil der gebirgigen Hänge überzieht, ist die Macchia/Macchie. Ein Buschwerk mit Pflanzen von 1,5 m bis 5 m Wuchshöhe. Eine besondere Rolle spielt dabei die Baumheide Erica arborea, Baumheidedie auf Silikatböden bestens gedeiht. Nach Pollenanalysen der Paläobotaniker weiß man, dass sie bereits nach der letzten Eiszeit eine große Rolle spielte. Weitere Darsteller in diesem Programm sind verschiedene Zistrosen-Arten, Ginster und Wolfsmilchgewächse.
  • Wenn durch Beweidung der Bewuchs eingedämmt wird oder die Bodentrockenheit groß ist, gibt es die Zwergstrauchgesellschaft, die sogenannte Garrigue. Hier duftet es verführerisch nach den typischen mediterranen Gewürzsträuchern, wie Thymian, Lavendel, Rosmarin oder Salbei, und Zwiebelpflanzen oder Orchideen setzen wunderhübsche Tupfer.
  • In den waldigen Bereichen dominieren die Eichen; vorwiegend Steineiche, Korkeiche und Kermeseiche. Der Erdbeerbaum mischt sich unter Kiefern und Wacholder.
Die großen Schönheiten auf Sardinien

Affodill - Asphodelus microcarpus (Bild: a.sansone)

Pflanzen im Gebirge von Sardinien - Blau dominiert nicht nur am Himmel

Mit zunehmender Höhe verbessert sich die Versorgung mit Wasser im Sommer, im Winter ist es kälter. Also gibt es ja nach Hanglage (Nord- oder Südhänge) zwischen 600 und 900 m Höhe Laub abwerfende Gehölze, Flaumeiche und Manna-Esche. Kastanien, Stern- und Schwarzkiefer gehören ebenfalls in diese Pflanzengemeinschaft.

Die Gipfelhänge sind mit oft stacheligen Polstern und Kugelbüschen überzogen. Das korsische Veilchen, Viola corsica, schmiegt sich im Sommer clever als Schattenspender in den Schutz dieser Büsche und blitzt blau hervor.

Überhaupt stellt sich die Farbe Blau, gemischt mit einem Touch von Violett, wohl als Spiegelung des Himmels, am häufigsten vor.

Wer noch nie den Rosmarin im Supramonte an den Berghängen gesehen hat, kann sich dieses intensive Blau gar nicht vorstellen. Vom Duft einmal ganz abgesehen.

 

 

 

 

 

 

*Der Supramonte liegt in der Barbagia und ist nach dem Gennargentu das zweithöchste Gebirge Sardiniens. Der Supramonte erstreckt sich an der mittleren Ostküste Sardiniens in einer ausladenden Hochebene aus mesozoischem Kalkstein auf dem Gebiet der Gemeinden Oliena, Orgosolo, Dorgali und Urzulei. Die durchschnittliche Gipfelhöhe beträgt 900 m, während die höchste Erhebung, der Monte Corrasi, 1463 m erreicht. (Quelle Wikipedia)

 

Schopflavendel, Lavandula stoechas, inkräftigem Violett leuchtet an jedem Wegesrand. Da bedauert man den Lavendel, den man als kümmerlichen Ersatz bei uns im Topf kaufen kann.

Ich werde meinem armen, in Nordtirol gelandeten Schopflavendel ein Foto seines südlichen Bruders hinhängen. Vielleicht nimmt er ihn sich einmal als Vorbild.

Oder geht er daraufhin vor Kummer kläglich ein? Vielleicht lasse ich es doch lieber bleiben.

Das leuchtet und duftet

die Hänge des Supramonte voll Rosmarin (Bild: a.sansone)

Endemiten - die nur hier im begrenzten Raum der Insel vorkommen

Mehr als 2.500 Blütenpflanzenarten sind auf Sardinien und Korsika bekannt. Davon sind 350 Arten endemisch. Das heißt, dass diese Arten oder Unterarten nur in diesem eng begrenzten Raum vorkommen. Oft sogar nur an einigen wenigen felsigen Nischen oder Tälern. Deshalb spricht man sogar von der "korsardischen oder cymosardischen Florenprovinz".

Pankrazlilie (oder auch Trichternarzisse genannt) kommt dabei üppig vor, die korsische Nieswurz und der korsische Ginster sind auch oft anzutreffen. Andere endemische Arten muss man suchen und mit ein wenig Glück entdecken.

Etwa das Zwergedelweiß, das auf Sardinien mit einer speziellen Unterart, Evax rotundata Moris, vorkommt. Wie der Name besagt, klein und leicht zu übersehen. Hat man es aufgespürt, ist die Freude umso größer.

Die kleinen Schönheiten auf Sardinien

Zwergedelweiß - Evax pygmaea (Bild: a.sansone)

Spektakuläre Pflanzen auf Sardinien

 

  • Affodill/Asphodelus-Arten - sind nach Waldbränden die Ersten, die dank ihrer Zwiebel im Erdreich geschützt, wieder das Terrain erobern.
  • Pankrazlilie/Trichternarzisse/Pancratium illyricum und maritinum: ebenfalls ein üppig blühender Geophyt, den man sowohl in Strandgebieten, aber auch im Gebirge auffindet.
  • Rutenkraut/Riesenfenchel/Ferula communis, besiedelt Brachland bis in gebirgige Höhen. Mit seiner Wuchshöhe von bis zu 3 m nicht zu übersehen. Schmetterlingsraupen lieben ihn.
  • Strauchmalve/Lavatera arborea
Affodill/Asphodelus

Affodill, ob Solitär (Bild: a.sansone)

Riesenfenchel/Rutenkraut/Ferula communis

Ferula, (Bild: a.sansone)

Pankrazlilie/Trichternarzisse/Pancratium illyricum

Einzeln (Bild: a.sansone)

Meine persönlichen Highlights auf Sardinien - Capo Testa, Monte Limbara

Die Felsküste der Gallura in Capo Testa bietet mit seinen bizarr geformten Granitfelsen "Bär, Adler, Elefant, Charles de Gaulle" sowohl landschaftlich, aber auch vom Pflanzenbewuchs her ein überwältigendes Schauspiel. Wind, Wellen und der raue Granit haben eine so einmalige Landschaft geschaffen, dass einem einfach der Mund vor Staunen offen bleibt.

*Das Capo Testa liegt wenige Kilometer westlich des nördlichsten Punktes von Sardinien. Neben dem sehenswerten Leuchtturm gibt es dort viele beeindruckende Granitfelsen, die vom Wind und der in mediterranen Breiten typischen Tafoniverwitterung zum Teil bizarr geformt wurden. Viele dieser Felsformationen haben wegen erkennbarer Ähnlichkeit Tiernamen bekommen.

 

Impressionen von Capo Testa

Capo Testa (Bild: a.sansone)

Wer dann endlich den Blick zu Boden schweifen lässt, entdeckt kleine Kostbarkeiten, wie den korsischen Reiherschnabel zwischen den Igelpolsterfluren. An Weg- oder Straßenrändern leuchten die Blüten der Strauchpappel im Sonnenlicht und der Riesenfenchel beeindruckt mit Größe und Farbe.

Am Monte Limbara stolpert man im Kontrast dazu über üppig blühenden Schopflavendel, Zyklamen und korsische Veilchen. "... und die Einen, stehen im Dunkel, und die Anderen stehen im Licht", frei nach Mackie Messer." Und der Purpurfingerhut leuchtet dazu.

An den Wegrändern wiederum bezaubern Glöckchenlauch und Rosenlauch mit ihren zarten Blütendolden.

*Der Monte Limbara ist das höchste Gebirgsmassiv im Norden Sardiniens. Die beiden kahlen Granitgipfel Punta Balistreri (1363 m) und Punta sa Berritta (1359 m) sind von weitem sichtbar. Die Hänge des Monte-Limbara-Massivs sind fast bis zum Gipfel mit Kastanien, Stieleichen, Pinien, Kiefern und Tannen bewaldet.

Monte Limbara

Monte Limbara (Bild: a.sansone)

Natürlich gibt es an vielen anderen Plätzen, im Gebirge wie auch an den Küsten noch Vieles zu entdecken und zu bestaunen. Ich hoffe, der kleine Einblick in die pflanzliche Vielfalt auf dieser Insel verführt auch Sie dazu, sich einmal abseits von Strand, Wasser oder Strandbar zu bewegen.

Wenn Sie dann auch noch super Fotos mit Ihrer Kamera heimbringen, ist Ihnen der Applaus sicher. 

Wie man tolle Makroaufnahmen macht, davon erzählt der Fotograf und Sachbuchautor Andreas Kolossa in seinem Fotobuch.

Typische Mitelmeerpflanzen? Nein, Einwanderer!

Ihnen fehlen die typischen Mittelmeerpflanzen, wie Palmen, Bougainvilleen oder blühende Opuntien? Leider vergisst man, dass all diese Pflanzen eingebürgert worden sind. Manche verbreiten sich, wie die Pest und sind nicht mehr loszuwerden.

"Die Geister, die man rief ...", könnte man sagen. Sogar die viel geliebten typischen Orangen- oder Zitronenbäume sind aus Südostasien importiert. Man nimmt an, dass Alexander der Große sie in den Mittelmeerraum einführte. 

Kleine pflanzliche Geografiekunde: Wo stammen diese Pflanzen her?

  • Amerika: Agave und Feigenkaktus (Opuntie) Kaktusfeige
  • Australien: Akazie, Eukalyptus
  • Südafrika: gelber Sauerklee, Mittagsblumen
  • Asien: Orange, Zitrone

Quellen

  • Was blüht am Mittelmeer, Schönfelder, Kosmos, 2005 Stuttgart
  • Die neue Kosmos-Mittelmeerflora, Schönfelder, Kosmos, 2008 Stuttgart
  • Guida alla Fiora e alla Fauna della Sardegna, Casu, Pinna Lai, Colomo, Ed. Archivio Fotografico Sardo, 2007 S. Colomo

Urlaub in den Alpen

Sardinien, Griechenland, alles zu weit oder zu heiß. Sie machen lieber Urlaub in den Bergen. Wandern, gute Luft atmen, relaxen. Auch hier gibt es viel zu sehen:

 

Urlaub an der Nordsee/in England

Ist sicher viel erfrischender, schon von den Außentemperaturen her. Aber auch da kann man eine vielfältige Pflanzenwelt entdecken.

Adele_Sansone, am 16.06.2014
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Bildquelle:
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Griechenland, griechische Inseln und ihre besondere Pflanzenwelt)
a.sansone (Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)
a.sansone (Weihnachten in den Bergen)
a.sansone (Lechweg - Wie es ist an einem Wildfluss zu wandern)

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