Alles Hase

Hase (Bild: marcelkluth / Flickr)

Namenspatron "Hase"

Auch wenn fast jeder bei "Hase" ein "Kaninchen" vor Augen hat, namensgebend ist bei den meisten Arten jedenfalls der Feldhase, Lepus europaeus; und eher nicht ein Wildkaninchen, das kleinere, knuddelige Wesen, Oryctolagus cuniculus. Beide sind Hasenartige, der Feldhase mit den langen Löffeln mit der schwarzen Spitze und den langen kräftigen Hinterläufen, mit denen er wirklich rasant zickzack seinen natürlichen Feinden entkommen kann, während das kleinwüchsigere Wildkaninchen eher zurückhaltend dahin hoppelt, dafür aber mächtig gut graben kann. Der Hase lebt vereinzelt, die Kaninchen aber in kleinen oder größeren Kolonien.

Apropos, wie der Hase läuft ... Man hat die Situation schon mal erlebt, das Szenario schon mal gehabt oder einfach eine gute Intuition. Man ist sich sicher, die Lösung zu kennen und nutzt daher diese klassische deutsche Redewendung. Man weiß dann halt, wie der Hase läuft.

Und jetzt schauen wir mal, mit welchen Pflanzen man den beiden Arten wirklich eine Freude bereiten kann.

 

Hasenlattich, Hasenohr und Hasenglöckchen

Prenanthes purpurea | Purpur-Hasenlattich, Brecherspitz (Bild: anschieber | niadahoam / Flickr)

Alles Hase oder was?

Hasenlattich, Hasenohr, Hasensalat, Hasenglöckchen, Alles Hase oder nix?

Was sucht der Hase im Hasenlattich oder dem Hasenohr? Wenn Pflanzennamen sich mit tierischer Bezeichnung vermengen, verheißt das nicht immer Gutes. Mal mag es der Niedlichkeit "Mausohr" geschuldet sein, so etwa beim Hasenohr, oder? Ein anderes Mal aber bedeutet es nichts anderes, als dass das betreffende Tier diese Pflanze einfach zum "Fressen gern" hat:

Ich grabe mal ein wenig nach, woher oder wohin "der Hase läuft". 

Bei der Namensherleitung dient entweder die Pflanze dem Tier als Nahrung, etwa der Hasenlattich oder die Hasensegge. Oder Teile der Pflanze ähneln einem Merkmal des Tieres, Hasenohr, das Blatt, Blütenstand der Hasensegge ähnelt der Hasenpfote;

  • Der Hasenlattich, Prenanthes purpurea, zu den Asteraceae gehörend, ist regelmäßigen Waldwanderern sicher vom Aussehen bekannt, hängen doch seine purpurfarbenen Blütenkörbchen an langen verzweigten Stängeln an schattigen Wegrändern. Als Lattich verwandt mit uns bekannten Salatsorten (Lactuca sativa), aber hier dient er wirklich nur als Futterpflanze, die anscheinend gerne von Hasen gemümmelt wird. Im Mittelmeeraum gibt es einen gelb blühenden Hasenlattich, Prenanthes pendula.
So, damit nicht genüge, gibt es aber auch noch ein Hasenlattich-Habichtskraut, Hieracium prenanthoides, und wie es dem botanisch erfahrenen Laien gleich ins Auge sticht, zählt dieses eben zur Gattung Habichtskräuter und nicht zu irgendwelchen Latticharten. Es ist, wie fast alle Habichtkräuter gelb blühend und kommt vorwiegend im Bergland vor. Hat es entfernt Ähnlichkeit mit dem purpurfarben blühenden Hasenlattich? Äh, naja, tja; eher nein.
  • Das Hasenohr, Bupleurum, verdankt seinen Namen seinen "aufgestellten Hasenohr-Blättern" und ist ein Doldenblütler. In dieser Gattung, Bupleurum, gibt es wirklich ordentlich #hasenohrige Arten, so etwa Bupleurum falcatum oder rotundifolium, aber auch sichelblättrige Formen. Besonders bemerkenswert ist die Blütendolde vom Sternblütigen Hasenohr, Bupleurum stellatum.
Aber auch hier gibt es gleich nochmal zur weiteren Verwirrung ein Hasenohr-Habichtskraut, Hieracium bupleuroides, das mit dem Bupleurum auch nur sehr entfernt was zu tun hat. Die Rosetten ähneln sehr stark dem Ferkelkraut, die Blüten sind typisch Hieracium. Vorkommen: alpin.
  • Der Hasensalat, Crepis nemausensis, ähnelt stark dem Gold-Pippau, nur mit rein gelber Blüte statt orangerot. Kommt in Weinberggebieten häufig vor und mag dort auch wirklich den lokalen Hasenpopulationen, ob Feldhase oder Kaninchen, gut schmecken.
  • Im Mittelmeerraum gibt es auch noch den Hasenkümmel, Lagoecia cuminoides, einen Doldenblütler, der an Hasenschwänzchen erinnert.
  • Vielen bekannt ist als Frühlingsbote das Atlantische Hasenglöckchen (Hyacinthoides non-scripta), es blüht in Weiß, Rosa und Blau; schon von den Fernsehfilmen aus Cornwall her, wo es ganze Wälder voll Bluebells gibt, Rosamunde Pilcher sei es gedankt, dass wir so schöne Frühlingsbilder vor Augen haben. So gibt es sogar eigene Landstriche in Großbritannien, wo man den Bluebells entlang wandern kann. Hasenglöcken, besonders die Atlantischen, lassen sich auch bei uns in den Gärten gut verwildern und freuen so das wintermüde Auge, aber wo der #Hase gesichert herkommt, habe ich noch nicht herausgefunden. Denn die Erklärung: Name bezogen auf den Standort Wiese, wo auch Hasen vorkommen können! Ja tolle Erklärung!

    Der deutsche Name "Atlantisches Hasenglöckchen" bezieht sich laut einem Gartenlexikon auf das ursprüngliche Verbreitungsgebiet entlang der europäischen Atlantikküste (nachvollziehbar), auf die glockenförmigen Blüten (ebenfalls nachvollziehbar) und "auf den Standort Wiese, wo auch Hasen vorkommen können" (überhaupt nicht nachvollziehbar – da könnte die Blume ja genausogut Feldhamster- oder Mistkäferglöckchen heißen). (Quelle stadtpark-guetersloh.de) Mir aus dem Herzen gesprochen; danke ihr Lieben!

Auch bei den Gräsern findet man so manchen #Hasen,

nämlich die Hasensegge, Carex leporina, und das Hasenschwanzgras, Lagurus ovatus, bei beiden ähneln die Fruchtstände Hasenschwänzchen. Hübsch, einleuchtend! Na, doch etwas Eindeutiges gefunden. Wobei, speziell bei Gräsern kann man gleich einen ganzen Zoo finden, denn von Hase, über Floh, zu Igel oder Fuchs ist da allerlei Tier als Namenspate anzutreffen.

 

 

Noch mehr Tierisches im Pflanzenreich? Bitte gerne:

  • Diese Pflanzen sind auf den Hund gekommen

"Caninus, canina" von lat. canis=Hund lautet die artspezifische botanische Bezeichnung dann bei den Pflanzennamen. Mehr dazu findet ihr hier

In vielen Fällen sollte diese Bezeichnung wertmindernd sein, der Hund galt in der Antike nicht gerade als edles Tier. Eine Pflanze, die solcherart benannt wurde, war also minderwertig, etwa im Vergleich zur edlen gezüchteten Pflanze duftlos oder gar übelriechend.

  • Saumäßiges aus dem Pflanzenreich

    Eigentlich könnte man annehmen, dass herabmindernde Bezeichnungen für so manche Pflanzen "saumäßig" besetzt seien. In der Botanik hat sich allerdings mehr noch der "Hund" als Abwertung durchgesetzt. Woran das allerdings sprachgeschichtlich gelegen ist, liegt im Dunkel.

    So einige Pflanzen mit schweinischer Bezeichnung lassen sich mit etwas Mühe allerdings doch noch finden: Hier können Sie weiterlesen.

    Dann gibt es auch noch die Gans im Pflanzennamen; ihr seht, es gibt wirklich eine ganze Bandbreite von Herleitungen, was wiederum viel Spaß beim Herumstöbern und Forschen macht.

     

     

Adele_Sansone, am 14.09.2024
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Bildquelle:
a.sansone (Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Rosen und die Frage: Dorn oder Stachel?)

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