Erstmal: Keine Panik!

Der erste Ratschlag: Ein unüberlegter Panikverkauf ist oft das Schlechteste, was man tun kann! Denn bei Crashs kommt es oft zu heftigen Einbrüchen und dann wieder zu Erholungen. Erst einmal sollte man einen kühlen Kopf behalten und schauen, welcher Grund zum Kursrückgang geführt hat. Es gibt im Grunde drei Arten von Kursrückgängen:

  1. Typ A: Reine Panikreaktion: Nach großen Verkäufen und einem leichten Kursrutsch folgen zahlreiche verängstigte Halter mit schnellen Verkäufen. Der Kurs bricht ein, und die oft folgende Überlastung von Börsen wie Mt. Gox vergrößert die Panik noch. Meist erholt der Preis sich aber auch recht schnell. Also kein Grund zur Beunruhigung. Solche "Flash-Crashs" kommen bei Bitcoin durchaus mehrmals in der Woche vor.
  2. Typ B: Korrektur nach Blasenbildung: Nach heftigen Kurssprüngen nach oben kommt es nach ersten größeren Verkäufen oft zu einer nachhaltigeren Preiskorrektur. Es kann dann schon einmal mehrere Tage lange deutlich abwärts gehen. Wer aber nicht ganz oben eingekauft hat, sollte nicht oder nur geringfügig betroffen sein.
  3. Typ C: Crash aus fundamentalen Gründen: Der einzige, der wirklich zu Sorge führen sollte, ist ein Crash, der einen echten Grund hat. Beispiele sind Fehler in der Bitcoin-Software, die Pleite einer großen Bitcoin-Firma, ein großer Hack einer Bitcoin-Börse, das Verbot von Bitcoin-Exchanges in einem Land usw. Nur bei solchen Crashs kann ein Verkauf deutlich unter dem Einkaufswert sinnvoll sein. Sie sind aber bisher extrem selten.

Das erste, was man machen sollte, ist also, nach News Ausschau zu halten, die Bitcoin betreffen. Eine gute Quelle ist das Bitcoin-Forum Bitcointalk. Wird man tatsächlich mit einer sehr schlechten Nachricht konfrontiert, sollte man (sofern der Kurs nicht schon im Keller liegt) tatsächlich verkaufen.

Dies ist aber sehr unwahrscheinlich.

In den allermeisten Fällen erholt sich der Kurs zumindest teilweise wieder. Hier einige Tipps, wie man Verluste bei Kursrückgängen minimiert.

Einkaufen statt Panikverkaufen!

Eine gute Möglichkeit, um auch bei starken Rückgängen die Verluste zu minimieren, ist das Einkaufen mit Bitcoin bei einem Händler.

Schon heute nehmen viele Online-Shops Bitcoin an. Anstatt bei fallenden Kursen schnell dem Lag in der Bitcoin-Börse (etwa Mt.Gox) hinterherzurennen zu versuchen, kann man auch relaxt seine Gewinne bei einem Bitcoin-Store mitnehmen. Man stützt damit die Bitcoin-Wirtschaft und kommt auch bei einem echten Crash von Typ B oder C oft noch mit einem deutlich besseren Kurs als bei einer hoffnungslos überlasteten Börse davon.

Bitcoin akzeptierende Shops im sind im Bitcoin-Wiki auf der Seite "Handel" beschrieben.

Von einigen Bitcoin-Experten wird bei Kursrückgängen auch der Kauf von ähnlichen Internetwährungen, sogenannten Altcoins, empfohlen. Bei diesen handelt es sich jedoch ebenfalls um hochriskante Anlagen.

Warten auf die Erholung oder die "Bull-Trap"

Ein Crash geht nur selten von ganz oben direkt bis ganz unten. 

Bei reinen Panikreaktionen (Crash-Typ A) kann man einfach auf die Erholung warten und nichts tun. Wenn aber Anzeichen bestehen, dass der Kurs vor dem Einbruch stark überbewertet war (Typ B), ist mit einem nachhaltigeren Rückgang zu rechnen und man sollte sich eine Strategie überlegen. Die durchaus auch langfristig sein kann (siehe letzten Abschnitt).

Oft bäumt sich der Kurs nach einem heftigen Einbruch auch bei Crashs des Typ B oder gar C noch einmal auf. Dieses Phänomen ist als "Bull-Trap" oder "Dead Cat Bounce" bekannt. Wer nicht ganz oben eingekauft hat, hat hier gute Chancen zu einem Verkauf über dem eigenen Einkaufswert.

Ein gutes Erkennungsmerkmal des "Dead Cat Bounce" ist, dass der Wert vor dem Einbruch nicht wieder erreicht wird. Wird der vorherige Spitzenwert übertroffen, handelt es sich meist um eine reine Panikreaktion und die Kurssteigerung geht weiter. Wird er aber nicht erreicht, kommt es oft zu einem sogenannten Dreiecks-Pattern: Der Kurs geht relativ schnell nach oben und nach unten und scheint sich dabei auf einem Mittelwert einzupendeln - um dann weiter und wirklich stark einzubrechen. Erkennt man ein solches Muster nach einem starken Rückgang, ist dies ein gutes Signal zum Verkauf. Aber Achtung: Derartige charttechnische Muster treffen nicht immer zu.

Den Tiefpunkt erkennen

Natürlich wäre es immer gut, wenn man den Tiefpunkt eines Bitcoin-Crashs voraussehen kann.

Eine Aussage hierüber ist natürlich sehr schwer und hängt vom Typ des Crashes ab. Bei echten Crashs (Typ B und C) kann man meist von einem Einbruch um mindestens 30 Prozent, oft auch über 50 Prozent in wenigen Stunden oder Tagen ausgehen.

Eine Möglichkeit, den Tiefpunkt ansatzweise zu erkennen bietet die Market Depth. Hierbei handelt es sich um die Gesamtheit der zum jeweiligen Zeitpunkt existierenden Kaufs- und Verkaufsorders bei Bitcoin-Börsen.

Auf Bitcoinity.org/markets kann man sich dabei die Market Depth schön in Grafiken anzeigen lassen. Die rechte (meist rote) Linie stellt die jeweils aktiven Verkaufsorder dar, während die linke (meist grüne) Linie die Kaufsorder darstellt.

Tiefpunkte oder "Widerstände" ergeben sich dort, wo viele oder hohe Kauforders auf einem geringen Preisspielraum vorhanden sind. Wenn beispielsweise zwischen 50 und 60 Dollar Kaufsorder für 5000 Bitcoins bestehen, zwischen 60 und 70 Dollar dagegen nur für 1000, dann ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass ein Rückgang zwischen 50 und 60 Dollar stoppt.

Anhaltspunkte bieten auch die Durchschnittswerte der letzten Tage. Auf Bitcoincharts.com kann man sie sich anzeigen lassen, indem man im Untermenü "Charts" auf "Moving Averages" geht und dort sich Durchschnittswerte z.B. der letzten 20 Tage anzeigen lassen kann. Abkürzungen wie "SMA" (Simple Moving Average) und "EMA" (Exponential Moving Average) sind bei Spekulanten auch im Bitcoin-Forum sehr verbreitet. Besonders Profi-Trader setzen auf diese Instrumente und werden daher verstärkt bei diesen Werten Widerstände (d.h. Käufe) veranlassen.

Letztendlich sind dies jedoch alles Hilfsmittel. Eine genaue Vorhersage des Tiefpunkts eines Crash ist niemals möglich.

Eine Blase schon vorher erkennen

Am besten ist es bei Bitcoin-Spekulationsblasen natürlich, schon vorher zu erkennen, wann Gefahr eines Bitcoin-Crashs besteht.

Starke Rallys mit einer Verdopplung des Kurses innerhalb weniger Tage sind mit Vorsicht zu genießen. Eine gute Strategie ist auch hier, für die "gewonnenen" Coins bei einem Händler einzukaufen. Oder man kann ganz traditionell die Gewinne bei einer Bitcoin-Börse mitnehmen.

Auf den langfristigen Wert von Bitcoin setzen

Viele Bitcoin-Fans werden auch bei einem starken Crash nicht verkaufen, sondern ihre Bitcoins halten oder sogar beim Tiefpunkt dazukaufen.

Der Grund ist: Bitcoin hat das Potenzial, Dienste wie PayPal oder auch Western Union komplett zu ersetzen. Wenn sich Bitcoin irgendwann einmal wirklich als Online-Währung durchsetzt, dann ist der derzeitige Kurs stark unterbewertet. Für 1 BTC dürften dann Werte über 5000 Euro realistisch sein. 

Grund ist das deflationäre Design von Bitcoin. Es wird nie mehr als 21 Millionen von ihnen geben. Das bedeutet: Wenn nur die gesamte Bevölkerung Deutschlands (80 Millionen) Bitcoins nutzen würde, könnte bei einer gleichmäßigen Verteilung niemand mehr als 0.25 BTC besitzen! Und bei einer weltweiten Verbreitung wäre selbst ein Bitcent (0,01 BTC) schon ein kleines Vermögen.

Natürlich ist eine solche Entwicklung nicht zwangsläufig. Aber in den ersten Monaten 2013 haben einige große Online-Dieste wie der Sharehoster Mega und der Blogdienst Wordpress auf Bitcoin gesetzt und diese als Zahlungsmittel akzeptiert. Wenn echte Schwergewichte wie Amazon dazukämen, wäre dies sicher ein riesiger Schub für die Bitcoin-Wirtschaft. Und viele sehen dies nicht als unwahrscheinlich an.

Vielleicht ist also selbst der schlimmste Crash nur eines: eine gute Gelegenheit, günstig Bitcoins zu kaufen...

Autor seit 12 Jahren
15 Seiten
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