Was verändert sich durch einen Verzicht auf Alkohol?
Gerade zum Jahreswechsel werden viele gute Vorsätze für das neue Jahr gefaßt. Wie viele davon wurden eingehalten? Bringt ein Verzicht auf Alkohol überhaupt etwas?Nur ein Monat Alkoholverzicht hilft schon viel
Durchschnittlich trinkt ein Erwachsener in Deutschland pro Jahr eine Badewanne ( 130 bis 140 Liter ) voller Alkohol leer.
Die folgenden Auswirkungen hat Alkoholverzicht von nur einem Monat auf die unterschiedlichen Organe: Bereits nach vier Wochen sinkt der Blutdruck behutsam.
Magen
Im Magen regt Alkohol die Bildung von Magensäure an. Passiert das ständig, kann sich die Magenschleimhaut entzünden. Doch selbst nach einem langen und regelmäßigen Alkoholkonsum erholt sich der Magen bereits bei einer Abstinenz von ein bis zwei Monaten.
Herz
Auch das Herz profitiert vom Alkoholverzicht. Eine Untersuchung mit 3.000 Biertrinkern hat gezeigt, dass ab 0,8 Promille Alkohol im Blut jeder Dritte Herzrhythmusstörungen bekommt und jeder Vierte unter Herzrasen leidet. Doch schon nach einer Erholungszeit von einem halben Tag normalisiert sich der Herzschlag wieder. Gerade Menschen, die zu Herzrhythmusstörungen neigen, profitieren von einem alkoholfreien Monat: Das Herz kann wieder in den richtigen Takt kommen und auch der Wasserhaushalt normalisiert sich. Die Betroffenen fühlen sich insgesamt sehr viel fitter.
Leber
Am meisten profitiert die Leber von einem einmonatigen Alkoholverzicht. Sie leidet am meisten unter zu viel Alkohol, weil sie für die Entgiftung des Körpers und die Energieverteilung zuständig ist. Wenn sie aber ständig Alkohol abbauen muss, lagert sie ihn in Form von Fett ein und wird zu einer sogenannten Fettleber. Die kann bis auf das Doppelte der normalen Größe anwachsen und führt häufig zu Diabetes und Übergewicht. Doch eine Fettleber kann sich auch wieder zurückbilden. Schon nach einem Monat lässt sich diese Entwicklung gut an den Leberwerten im Blut erkennen.
Wie viel Alkohol ist unbedenklich?
Viele Menschen schätzen die "normalen", also gesundheitlich unbedenklichen Grenzen des Alkoholgenusses falsch ein. Auch kleine Mengen Alkohol sind schädlicher als lange gedacht. Das gilt besonders für Menschen, die scheinbar mehr Alkohol als andere vertragen und sich deshalb in Sicherheit wiegen. Ihr Körper gewöhnt sich an den Alkohol, erleidet deswegen aber nicht weniger Schaden. Im Gegenteil: Wer regelmäßig mehr als fünf Gläser Wein oder 2,5 Liter Bier pro Woche trinkt, läuft Gefahr, einen schwierig zu behandelnden Bluthochdruck zu entwickeln und das Risiko für einen Schlaganfall zu erhöhen. Auch das Herz wird geschwächt, die Lebenserwartung um zwei Jahre verkürzt.
Ärzte empfehlen für Frauen nicht mehr als 12 Gramm reinen Alkohol pro Tag - und das an maximal fünf Tagen pro Woche. Das entspricht pro Tag 100 Milliliter Wein oder einem kleinen Bier.
Für Männer ist die Grenze etwa doppelt so hoch, also pro Tag maximal 200 Milliliter Wein oder zwei kleine Gläser Bier.
Wer mehrere Tage in der Woche überhaupt keinen Alkohol zu sich nimmt und am Wochenende zum Essen oder mit Freunden zwei bis drei Gläser Bier oder Wein trinkt, muss sich in der Regel keine Sorgen machen.
Wer aber schon nervös wird, wenn er daran denkt, dass sein Feierabendbier heute Abend ausfallen könnte, sollte seinen Alkoholkonsum ernsthaft überdenken.
Auf dem Weg zur Alkoholsucht
Alkoholsucht entwickelt sich "schleichend" über einen langen Zeitraum von Jahren oder Jahrzehnten. Der Mensch wird dann zum Alkoholiker, wenn zur jahrelangen Gewöhnung an Alkohol genetische Voraussetzungen hinzukommen. 80 Prozent der Risikotrinker ruinieren "nur" dauerhaft ihre Gesundheit. Dabei kann es sich um Schäden an Leber, Herz, Bauchspeicheldrüse, Nervensystem, Rückbildung von Organen und Geweben handeln bis hin zu einer Verkürzung der Lebenszeit. Hinzu können nachhaltige soziale Schäden in Beruf, Familie und Freundeskreis kommen. 20 Prozent der Risikotrinker aber werden alkoholkrank mit allen aufgezeigten Folgen in der fort bestehenden Abhängigkeit.
An den direkten und indirekten Folgen übermäßigen Alkoholkonsums versterben in Deutschland jährlich 74.000 Menschen.
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Wann beginnt die Alkoholsucht?
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtgefahren (DHS) kommt zur Diagnose "Alkoholismus", wenn innerhalb der letzten 12 Monate mindestens drei von sechs Indikatoren für Alkoholsucht erfüllt wurden:
- Die Testperson hat den starken Wunsch, Alkohol zu konsumieren.
- Zeitpunkt, Beginn, Beendigung und vor allen Dingen die Menge des Konsums verschieben sich.
- Körperliche Entzugserscheinungen wie Zittern treten ohne Alkoholkonsum auf.
- Es steigt der Zwang, immer mehr Alkohol zu konsumieren, um die Wirkung des Alkohols zu verspüren.
- Der Verzehr von Alkohol wird langsam wichtiger als andere Interessen wie beispielsweise Familientreffen, Sport oder andere Freizeittermine.
- Körperliche, soziale und psychische schädliche Folgen des erhöhten und fortwährenden Alkoholkonsums hindern nicht am weiteren Alkoholkonsum.
Die obigen Punkte sollte jeder für sich allein im stillen Kämmerlein ehrlich beantworten. Ehrliche Selbstbeobachtung und die Erkenntnisbereitschaft zur Einsicht sind aber für viele Alkoholkranke die erste (fast) unüberwindbare Hürde, wieder Herr über sich selbst zu werden und einen erfolgreichen Kampf gegen die eigene Abhängigkeit führen zu können. Der erste, wichtigste Schritt "zurück in die Realität" ist die eigene Erkenntnis, alkoholkrank zu sein.
Fällt das Ergebnis der Selbsteinstufung in Richtung Sucht aus, sollte sofort gehandelt werden, denn die nächsten Schritte ohne eigenes Handeln sind vorprogrammiert. Lesen Sie hierzu "Alkoholsucht im Test für auffälliges Trinkverhalten erkennen und Hilfe suchen ".
Auch alkoholfreie Varianten schmecken gut
Damit eine Umkehr ohne große Einschränkungen gelingt, gibt es für die meisten alkoholischen Getränke längst alkoholfreie Alternativen. Biertrinker haben eine große Auswahl für jeden Geschmack. Vom Geschmack her sind einige Biersorten nicht von den alkoholhaltigen zu unterscheiden.
Bei Sekt und vor allem Wein ist es etwas schwieriger, einen vergleichbaren Ersatz zu finden: Erst der Alkohol betont die Besonderheit der jeweiligen Traube. Auch bei Brandweinen und Likören intensiviert der Alkohol den Geschmack. Eine interessante Alternative zu Sekt und Wein ohne geschmackliche Kompromisse sind alkoholfreie Cocktails und Longdrinks.
Foto: Der alkoholfreie "Caipi" heißt "Ipanema".