Ein Blick auf die liebenswürdigen Menschenaffen, die Orang-Utans

Der Orang-Utan aus Borneo Pongo abelii und der Orang-Utan aus Sumatra Pongo pygmaeus unterscheiden sich genetisch.

Das Aussehen der Orang-Utans

Von den anderen Menschenaffen unterscheiden sich Orang-Utans auf den ersten Blick durch ihr rotbraunes Fell und ihre langen Arme. Die Spannweite ihrer Arme beträgt bis zu 2,2 Meter. Mit einem Gewicht von 50 bis 90 kg werden Männchen erheblich schwerer als die Weibchen, die nur 30 bis 50 kg erreichen. Unter normalen Bedingungen kann ein Orang-Utan bis zu 60 Jahre alt werden.

Die Arme sind lang und kräftig. Wie bei anderen baumbewohnenden Primaten sind die Daumen zurückgebildet, die Füße kurz und relativ schwach. Ihre Gesichter sind durch eine hohe Stirn und eine gewölbte Schnauze gekennzeichnet. Erwachsene Tiere haben auffällige Backentaschen, diese wachsen das ganze Leben und sind bei alten Männchen am deutlichsten ausgeprägt.

 

Orang-Utans im Tiergarten Schönbrunn

Orang-Gehege in Schönbrunn (Bild: adele sansone)

Die Heimat der Orang-Utans

In den feuchten Urwäldern von Borneo und Sumatra leben die Orang-Utans vorwiegend auf den Bäumen. Die 125 - 150 cm großen und bis zu 90 kg schweren Tiere hangeln sich bedächtig von Ast zu Ast. Mit ihren Füßen halten sie sich zusätzlich an den Bäumen fest, da sie sich bei Abstürzen erheblich verletzen können.

Sie leben in kleinen Familien. Nur alle 8 - 9 Jahre hat ein Weibchen ein Junges, das es auf dem Rücken trägt. Erst mit etwa 5 - 6 Jahren werden die Jungen unabhängig. Wie alle Affen sind sie sehr interessiert, verspielt und trickreich um an ihre Nahrung zu gelangen. Dabei verwenden sie auch Werkzeuge, wie Stöcke oder Steine.

Bau mir ein Nest

Abend für Abend klettern sie in die Baumkronen und bauen sich erstmal ein Nest. Immer an einer anderen Stelle. Ein paar Äste werden zu einem federnden Laubnest zusammengebogen, darüber kommen Blätter. Die Nester werden vor allem an Stellen gebaut, die ihnen eine gute Aussicht über den umgebenden Wald bieten.

Der Speisezettel der großen Menschenaffen

Sie ernähren sich hauptsächlich von Früchten und Blättern. Auch Insekten, die sie aus hohlen Zweigen holen, stehen auf dem Speiseplan. Kleinere Wirbeltiere und Eier vervollständigen den Speisezettel.

Der Ruf des Orang-Utans

Eigenartig, unverwechselbar und weithallend ist der Ruf des Orang-Utan-Männchens. Dieser Ruf ist gekennzeichnet durch eine lange Folge lauter Brülltöne. Zunächst steigt die Lautstärke der Brülltöne, ehe aus ihnen gurgelnde und stöhnende Laute werden. Dieses Gebrüll kann bis zu zwei Minuten andauern und ist wahrlich beeindruckend. Forscher entdeckten, "dass die Männchen für mehrere Stunden in ungefähr dieselbe Richtung gingen, in die sie gerufen hatten." Sogar der letzte Ruf eines Tages zeigte oft die Richtung an, die bis zum Folgeabend beibehalten wurde. Richtungsänderungen kündigen sie häufig mit neuen Rufen an.

Also nicht nur sinnentfremdetes lautes Gebrüll, sondern quasi die SMS an Freunde, Kollegen oder auch Gegner, was sie am nächsten Tag zu tun gedenken.

Wie sind die Überlebenschancen der Orang-Utans? Gibt es Schutzgebiete für den Orang-Utan?

Überlebenschancen des Orang-Utans

In seinen natürlichen Lebensräumen ist der Menschenaffe durch Rodungen der Wälder sowie illegale Jagd und Fallensteller stark bedroht. 

Schutzgebiete für den Orang-Utan

Die Bemühungen für die nur mehr wenigen tausend Tiere Schutzgebiete in Nationalparks zu schaffen, laufen, so etwa das Projekt BOS, das Borneo Orang-Utan Schutzprogramm.

Auf Borneo gibt es etwa in Kalimantan das Kabili-Sepilok Forest Reservat, wo auch ein Rehabilitations Center für verwundete oder zurück gekaufte Tiere vorhanden ist. Die Tiere werden auf das Freilassen unter Obhut wieder vorbereitet. Man kann diese Station auch im Rahmen einer Reise besuchen und unterstützen.

Auf Sumatra gibt es das Sumatran Orang-Utan Schutzprogramm, das ebenfalls Auswilderungsstationen und Auffangstationen für die Menschenaffen in verschiedenen Nationalparks betreut, etwa den Nataionalpark Gunung Leuser oder den Nationalpark Bukit Tigapuluh.

Bedeutung der Zoos für den Orang-Utan

Zoos sind als Retter der Artenvielfalt heute unersetzlich geworden, als "Treuhänder der Konkursmasse Schöpfung" (Zitat Richard David Precht) sichern sie bei vielen bedrohten Arten den Genpool, immer mit der Hoffnung die Tiere in ihren ursprünglichen Gebieten durch die Kombination aus Schutzprogrammen und Auswilderung wieder heimisch zu machen.

Viele Zoos sind daran direkt oder indirekt beteiligt und liefern wertvolle Informationen für Wiederansiedelungsprojekte genauso, wie für Schutzmaßnahmen vor Ort.

 

Für die in den Zoos lebenden Primaten lässt sich so mancher Zoo die abenteuerlichsten Dinge für seine Schützlinge einfallen. Beispiel ZoORANGerie Allwetterzoo Münster.

Das macht nicht nur den Tieren sichtlich Spaß, sondern bereichert auch den Alltag des Pflegepersonals - auch wenn es Mühe macht.

Orang-Utan in Schönbrunn (Bild: Fotocredit/Norbert Potensky)

Enrichment - Programm für die Orang-Utans im Tiergarten Schönbrunn

Die Pfleger der Orang-Utans im Tiergarten Schönbrunn überlegen sich laufend neue Überraschungen für die Affengruppe. Überraschungen sind Enrichment, Umwelt Anreicherung des Lebens in menschlicher Obhut. Gefördert wird dadurch die Erhaltung der Vielfalt an Verhaltensweisen.

Das Sommer-Enrichment

Hier gilt die Aufmerksamkeit der Orang-Utan Gruppe vor allem ihrem Futterapparat.

In mehreren Ebenen stapeln sich darin Leckerbissen: Brotstücke, Pellets, Nüsse und Müsli. Doch die leckeren Naschereien müssen sich die Menschenaffen erst erarbeiten. Äste und Bambusstäbe, die sie im Gehege abbrechen, dienen ihnen als Werkzeug, um das Futter im Apparat Ebene für Ebene nach unten zur Öffnung zu bekommen – und schließlich in ihre Münder.

"In der freien Natur verbringen Orang-Utans einen Großteil des Tages mit Nahrungssuche. Auch wir stellen ihnen das Futter nicht einfach hin, sondern verstreuen und verstecken es im Gehege. Die Pfleger entwickeln immer neue, kniffelige Futterspiele für diese intelligenten Tiere", erklärt Tiergartendirektorin Dagmar Schratter.

Bei sommerlicher Hitze schätzen die Affen vor allem die von den Tierpflegern zubereiteten Eislutscher. Dafür werden Wasser und Obststücke in Behältern eingefroren.

Orang-Utan mit Eislutscher (Bild: Fotocredit/Norbert Potensky)

Fotonachweis: Tiergarten Schönbrunn/Norbert Potensky

Das Winter-Enrichment

Was im Sommer die Eislutscher mit Früchten, sind im Winter quasi Eislutscher mit Blättern und Zweigen. Blätter und Zweige werden frisch eingefroren, aufbewahrt und im Winter als begehrtes Spielzeug, aber auch gleichzeitig aufgetaut als Frischfutter angeboten.

Ein Dauerbrenner zur Beschäftigung (Behavioural Enrichment) sind in allen Zoos schlichte Jutedecken. Die Affen bauen sich damit abends ihre Schlafnester und wickeln sich auch tagsüber in diese Decken ein - als Kälteschutz, aber auch zum Schutz vor der Sonne. Oder auch, um ungestört vor Blicken ihr Leckerli zu verzehren. Verstecken Spielen à l'Orang-Utan.

Erfolg für Orang-Utan-Schutz: Regenwaldgebiet ist gesichert

Ein schönes Geschenk zum Welttag der Orangs.

Indonesiens Forstministerium gibt grünes Licht für eine auf 95 Jahre angelegte Naturschutzkonzession zum Schutz der stark bedrohten Sumatra Orang-Utans. Mit Mitteln des Bundesumweltministeriums werden über die KfW in Zukunft 39.000 Hektar tropischen Regenwalds im Bukit Tigapuluh Gebiet in Zentralsumatra zur Auswilderung von Orang-Utans zur Verfügung stehen.

Wünschen wir zum Abschluss den Orang Utans in ihrem natürlichen Lebensraum, dass noch viele Plätze unter Schutz gestellt werden. Damit uns diese liebenswerten Waldmenschen noch ganz lange erhalten bleiben.

Quellen

  • Unbekannte Tierwelt, Weltbild, 1997 Augsburg
  • Mein Bildlexikon Tiere, Weldon Owen; Xenos Verlag, 2013 Hamburg
  • Tiere in ihrem Lebensraum, Dröscher; Ravensburger, 1988 Berlin
  • Säugetiere, International Knowlwdge; Contmedia, 2008 Burg
  • Tiere, Dorling Kindersley, 2006 Starnberg
  • Das A und O im Zoo, Sheridan; Schüling Verlag, 2011 Münster
Adele_Sansone, am 08.02.2015
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Bildquelle:
Thomas Maaßen (Tierbabys - Wie ziehen Tiere ihre Kinder auf?)
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Alpenzoo: Gespräch um Artenschutz, EEP, Fortpflanzung und Nachwuchs)
https://pagewizz.com/environmental-enric (Environmental Enrichment - Umwelt Anreicherung im Zoo)

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